Gemeindepsychiatrischer Fachtag “Was geht, wenn nichts mehr geht” – Wege aus der Stressfalle am 28. April 2022

Am 28. April 2002 veranstaltet der Landkreis Vorpommern-Rügen in Kooperation mit dem Gemeindepsychiatrischen Leistungserbringerverbund (GPLV) und der Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfegruppen (KISS) den Gemeindepsychiatrischen Fachtag, der erstmals online stattfindet.

Unter dem Motto: „Was geht, wenn nichts mehr geht“ – Wege aus der Stressfalle konnten hochkarätige und namhafte Referent*innen, wie Prof. Dr. Jutta Heller (Vortrag: „Das wirft mich nicht um: Mit Resilienz stark durchs Leben gehen“), Prof. Dr. phil. Dr. med. Andreas Hillert (Vortrag: Burnout: diesseits und jenseits der Grenzen persönlicher Leistungsfähigkeit“), Frank Berndt (Vortrag: „So bleiben Sie langfristig leistungsfähig! – wie Sie wachsende Herausforderungen meistern ohne dabei auszubrennen“) und Iris Schöpa (Interaktiver Vortrag: „Mut zur Atempause – Stress und Burnout wirkungsvoll begegnen“) gewonnen werden, die den Teilnehmerinnen einen wissenschaftlich fundierten und zugleich praxisrelevanten Überblick über Hintergründe sowie Ansätze zur Prävention und Behandlung von Stress und Burnout liefern.

Die Tagung richtet sich an Fachkräfte der psychosozialen Versorgung, Ärzt*innen und Therapeut*innen, Lehrer*innen, Erzieher*innen sowie Fachpersonen aus der Arbeitswelt, Betroffene und Angehörige sowie interessierte Bürger*innen.

Damit Betroffene und deren Angehörige aber auch alle, die beruflich oder privat an der Thematik interessiert sind, an der Fachtagung teilnehmen können, wird keine Teilnahmegebühr erhoben.

Eine Anmeldung ist bei der Psychiatriekoordinatorin Carolin Langbein unter carolin.langbein@lk-vr.de erforderlich. Der Veranstaltungsflyer mit dem Programm wird in den nächsten Wochen veröffentlicht.

Rückblick auf das Projektforum der LaKo KipsFam am 02. März 2022

Rückblick auf das Projektforum der LaKo KipsFam am 02. März 2022

Kinder aus psychisch und/ oder suchtbelasteten Familien sind aufgrund der Erkrankung ihrer Eltern in der Entwicklung mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert, wodurch ein höheres Risiko entsteht, selbst im erwachsenen Alter eine psychische Erkrankung oder andere soziale oder gesundheitliche Beeinträchtigungen zu entwickeln. Für Eltern mit psychischen Beeinträchtigungen und ihren Kindern sind in Deutschland niedrigschwellige und multiprofessionelle Informations-, Beratungs- und Unterstützungsangebote noch unzureichend vorhanden.

In Mecklenburg-Vorpommern wurde die aktuelle Situation von Kindern mit psychisch erkrankten Eltern im Rahmen der Landeskoordination Kinder aus psychisch und/ oder suchtbelasteten Familien (LaKo KipsFam) 2020 als versorgungsrelevantes Thema aufgenommen. Die LaKo KipsFam fördert die Entwicklung eines koordinierten und vernetzten Unterstützungssystems für psychisch und/ oder suchtbelastete Familien in Mecklenburg-Vorpommern.

Am 02. März 2022 fand am Nachmittag das Projektforum der LaKo KipsFam statt. Im Rahmen des Projektforums wurden neben einem allgemeinen Austausch zur Problematik, neue Ideen und Strategien für die Vernetzung und kooperative Zusammenarbeit in den verschiedenen Regionen von Mecklenburg-Vorpommern entwickelt, um die Situation der betroffenen Kinder, Jugendlichen und ihren Eltern zu verbessern. Mit der Unterstützung von Schabernack Zentrum für Praxis & Theorie der Jugendhilfe e.V. konnte die Veranstaltung in digitaler Form für alle interessierten Teilnehmer*innen aus Güstrow übertragen werden.

Insgesamt nahmen über 180 interessierte Teilnehmer*innen an der Veranstaltung teil, die sich aus verschiedenen Regionen von Deutschland, Österreich und Schweiz zugeschaltet haben. Maren Gäde von Schabernack e.V. unterstützte dabei alle Teilnehmer*innen bei der technischen Umsetzung. Die Projektmitarbeiterinnen der LaKo KipsFam Dr. Kristin Pomowski vom Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. und Franziska Berthold von der GGP Gruppe Rostock mbH moderierten die Veranstaltung und führten alle Teilnehmer*innen durch das Programm.

Zu Beginn der Veranstaltung wurde der Trailer des Filmprojektes “Wir sind hier” der Regisseurin Andrea Rothenburg ausgestrahlt, um auf die allgemeine Situation von Kindern psychisch und/ oder suchtbelasteten Eltern aufmerksam zu machen und die Teilnehmer*innen für das Thema zu sensibilisieren. Danach eröffnete die Ministerin von Mecklenburg-Vorpommern für Soziales, Gesundheit und Sport Stefanie Drese die Veranstaltung. In ihrem Grußwort ging die Ministerin auf die besondere Lebenssituation von Kindern psychisch und suchterkrankter Menschen ein. Sie betonte die Wichtigkeit der Aktivitäten der LaKo KipsFam und beschrieb Handlungsbedarfe im Bereich der Prävention, im Bereich des Austausch zwischen Fachkräften, im Bereich Fortbildung sowie im Bereich der Entwicklung von speziellen Unterstützungsangeboten für diese Zielgruppe. Auch die Leiterin der Bildungsstätte Schabernack e.V. Dr. Susanne Braun begrüßte alle Teilnehmer*innen und wies auf den besonderen Charakter der Veranstaltung hin, der den interprofessionellen Austausch zwischen den verschiedenen regionalen Akteur*innen in der Versorgung von Kindern aus psychisch und/ oder suchtbelasteten Familien unterstützt.

Nach den Grußwörtern gab Prof. Dr. Michael Kölch von der Klinik für Psychiatrie, Neurologie, Psychosomatik und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter an der Universitätsmedizin Rostock im Rahmen eines Fachvortrages einen Einblick in die bundesweite Versorgungssituation von Kindern aus psychisch und/ oder suchtbelasteten Familien. Danach berichteten Franziska Berthold und Dr. Kristin Pomowski über die Hintergründe und über die aktuellen Aktivitäten der LaKo KipsFam.

Im Anschluss der Impulsvorträge konnten sich die Teilnehmer*innen in mehreren Markplatzcafés über verschiedene regionale Projekte und Initiativen zur Thematik informieren. Hierzu gehörten:

Nach einer kurzen Pause wurde den Teilnehmer*innen in verschiedenen regionalorganisierten und moderierten Räumen die Möglichkeit gegeben sich über die Thematik von Kindern aus psychisch und/ oder suchtbelasteten Familien auszutauschen, sich zu vernetzen und gemeinsam Empfehlungen für eine Verbesserung der Unterstützung in den einzelnen Regionen von Mecklenburg-Vorpommern zu entwickeln. Abschließend gab Juliane Tausch einen Einblick zu den aktuellen Initiativen der Hansestadt Hamburg für Kinder aus psychisch und/ oder suchtbelasteten Familien. Sie stellte das Projekt A:aufklaren | Expertise & Netzwerk für Kinder psychisch erkrankter Eltern des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes aus Hamburg vor und berichtete über die Projekterfahrungen. Zum Abschluss der Veranstaltung verabschiedeten Dr. Kristin Pomowski und Franziska Berthold die Teilnehmer*innen.

Im Namen der Veranstalter*innen bedanken wir uns bei allen Teilnehmer*innen, Referent*innen und Kooperationspartner*innen für den Austausch sowie für die Unterstützung der Tagung. Die Dokumentation aus den regionalen Arbeitsgruppen und Präsentationen der Vorträge werden allen Interessierten im nächsten Newsletter der LaKo KipsFam zur Verfügung gestellt. Über den unteren Button können Sie den Newsletter abonnieren:

Themenheft Kinder psychisch erkrankter Eltern

Eltern mit psychischen Erkrankungen und ihre Kinder gehören zu einer Zielgruppe, die in der Gesundheitsversorgung von Deutschland aktuell sehr stark fokussiert wird. Zahlreiche Studien weisen darauf hin, dass Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene aus Familien mit einem psychisch erkrankten Elternteil häufiger Gesundheitsprobleme aufweisen, als die Gleichaltrigen aus der Allgemeinbevölkerung.

Die Zusammenhänge sind sehr komplex. So können genetische, biologische und psychosoziale Faktoren zu einer höheren Vulnerabilität für psychische Auffälligkeiten und Erkrankungen bei den Kindern führen. Weiterhin wirken sich die psychischen und sozialen Belastungen der Eltern im Zusammenhang mit der Erkrankung beeinträchtigend auf die Beziehung und Bindung sowie auf die Erziehungskompetenz und auf die Unterstützung der Kinder aus. Zudem können Schuldgefühle und Insuffizienzerleben in der Erziehung oder Stigmatisierung aufseiten der Eltern dazu führen, dass die Bewältigung der eigenen psychischen Erkrankung negativ beeinflusst wird, dass die Unterstützungs- und Behandlungs-möglichkeiten aus Angst vor Sorgerechtsentzug nicht aufgesucht werden oder dass es im schlimmsten Fall zur Vernachlässigung oder Misshandlung der Kinder kommt.

Foto von Daria Obymaha von Pexels

Allgemein fehlt es in Deutschland in vielen Regionen an entsprechenden niedrigschwelligen und ganzheitlichen Angeboten für Familien mit einem psychisch erkrankten Elternteil. In vielen Bereichen der psychosozialen Versorgung findet jedoch gegenwärtig ein grundlegender Paradigmenwechsel statt, der die Auswirkungen von psychischen Erkrankungen stärker im Zusammenhang mit der Lebenswelt der Menschen betrachtet. Wenn dies auf nicht stigmatisierende Weise geschieht werden neue Formen der Intervention und Prävention möglich.

Die Fachzeitschrift Psychotherapie widmet sich in der aktuellen Ausgabe dem Thema “Kinder psychisch erkrankter Eltern” und greift dabei die aktuellen Entwicklungen und Erkenntnisse auf. Mehrere Autor*innen weisen in wissenschaftlichen Übersichtsarbeiten und Studien auf die besondere Bedeutung des Themas für die Gesundheitsversorgung hin und zeigen auf, wie die betroffenen Eltern und Kinder adäquat unterstützt werden können. Dabei nimmt die Psychotherapie eine herausragende Rolle ein, was sowohl für die institutionelle als auch für die Psychotherapie in den niedergelassenen Praxen gilt.

Das Themenheft gibt Aufschluss über wichtige Fragen, wie psychische Erkrankungen einen Risikofaktor für die Entwicklung von Kindern darstellen, ob das aktuelle Angebot in Deutschland psychisch erkrankte Eltern und Kinder erreicht, und ob weitere relevante Angehörige (z. B. das nicht psychisch kranke Elternteil) ebenfalls einbezogen werden können.

Die meisten Artikel der aktuellen Ausgabe sind hier frei zugänglich.

Eine Übersicht zu den Aktivitäten des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. zum Thema finden Sie hier auf der Seite der Landeskoordination Kinder aus psychisch und/ oder suchtbelasteten Familien.

Videovorlesungsreihe Anthropologische Psychiatrie zum Thema Gewalt in der Psychiatrie

An der Universitätsmedizin Hamburg-Eppendorf veranstaltet Thomas Bock jährlich eine Vorlesungsreihe zur Anthropologischen Psychiatrie. Aufgrund der COVID-19-Pandemie fand die Vorlesungsreihe im Wintersemester 2021/ 2022 in digitaler Form unter dem Schwerpunktthema “der Gewalt begegnen” statt. Dabei engagierten sich zahlreiche Expert*innen und Psychiatrieerfahrene sowie Angehörige. Darunter Ingo Schäfer, Candelaria Mahlke, Lieselotte Mahler, Gwen Schulz, Marion Ryan und Michaela Amering.

Unter dem Motto “Bock auf Dialog?” wurde Vorlesungsreihe als Videostream veröffentlicht und mit dem Einverständnis der Veranstalter*innen auf dieser Internetseite eingebettet. Unten können die einzelnen Vorlesungen zu Themen wie traumasensibles Arbeiten in der Psychiatrie, strukturelle Gewalt in der Psychiatrie, Gewalt in Familien oder psychische Erkrankungen und das Risiko von Gewalt angesehen werden.

1. Trauma-sensibel behandeln

Bestimmte Erfahrungen zwingen jeden von uns, aus der Realität auszusteigen. Auf diese Weise können Gewalterfahrungen auch zu psychischer Erkrankung beitragen. Vor allem soziale Beziehungen entscheiden, ob die Resilienz stärker ist. Noch ist die Psychiatrie vielfach zu unbeholfen mit dem Thema; tragen manche Strukturen und Erfahrungen zur Retraumatisierung bei. Was bedeutet es in diesem Zusammenhang traumasensibel zu behandeln? Wie kann die Psychiatrie die Folgen von Gewalterfahrungen bei Betroffenen besser erkennen und statt weiterer Belastungen zu ihrer Heilung beitragen? Prof. Schäfer gehört zu den führenden Experten zu Traumatisierungen bei Menschen mit psychischen Erkrankungen. Thomas Bock im Gespräch mit Prof. Ingo Schäfer

2. Gemeinsame Sensibilisierung gegen Gewalt und Zwang

Das Erleben von Zwangsmaßnahmen kann sehr nachhaltig verunsichern, das Vertrauen in die Psychiatrie erschüttern, alte traumatische Erfahrungen beleben. Das mitzubekommen, ist in einer leider zunehmend arbeitsteiligen Psychiatrie nicht selbstverständlich. Aber wertvoll. Umgekehrt kann es auch für die betroffenen PatientInnen wichtig sein, mitzubekommen, dass Profis (hoffentlich) nicht leichtfertig Zwang ausüben, auch selber unter dieser Erfahrung leiden können. Das spricht für mehr Kontinuität im Umgang mit Krisen, für mehr Mobilität, für mehr systematische Nachbesprechungen wie auch für jede Art von Prävention. Es spricht aber auch für subjektorientierte Fortbildungen, in denen beide Seite authentisch zu Wort kommen. Von der trialogischen Entwicklung einer solchen Fortbildung berichtet Frau Dr. Candelaria Mahlke im Gespräch mit Thomas Bock. Nebenbei wird spürbar, welchen Wert partizipative Forschung in diesem Zusammenhang hat – ein Beitrag zur Sensibilisierung gegen Zwang und Gewalt.

3. Strukturelle Gewalt in der Psychiatrie – und mögliche Alternativen

Psychiatrie muss zuallererst Begegnungsraum sein. Dieselben Strukturen, die Begegnung erschweren, erhöhen die Wahrscheinlichkeit von Zwang und Gewalt – zum Nachteil aller Beteiligten. Die Unterschiede im europäischen und im nationalen Vergleich sind erschreckend; sie haben am wenigsten mit Merkmalen der Patient*innen zu tun. Der Dialog ist ein engagiertes Plädoyer für die Vermeidung von Zwang und Gewalt – auf allen Ebenen. Und für ehrliche Nachbesprechungen, wenn es doch dazu kommt, um die Symmetrie der Beziehung wiederherzustellen. Auch brisante Themen werden angesprochen: Gibt es eine Zunahme von Gewalt unter Patient*innen oder in der Gesellschaft? Oder sind wir sensibler? Wird Gewalt psychiatrisiert? Wo sind wir zuständig und wo nicht? Wie sorgen wir uns um eine „Würde des Risikos“? Dr. Thomas Bock im Gespräch mit Dr. Lieselotte Mahler

4. Wenn Nähe gefährlich wird – Gedanken zum Schutz von Familien

Familie zu haben ist der wichtigste Prognosefaktor für einen positiven Verlauf von Psychosen. Zugleich ist der Nahbereich der Ort, an dem Menschen füreinander bedrohlich und gefährlich sein können – in beide Richtungen: So können gewaltsame und sexuelle Übergriffe zu Psychosen beitragen. Und umgekehrt kann das Risiko, sich durch Nähe bedroht zu fühlen, durch Psychosen gesteigert sein. Familie als Schutzraum und Tatort zugleich! Ein Grund zu verzweifeln? Oder Ausdruck der Spannweite des Lebens? Auf jeden Fall ein Argument für den Trialog und für eine lebensnahe Psychiatrie. Michaela Amering macht deutlich, dass das Ringen um Autonomie und die Ambivalenz von Bindung zutiefst menschlich ist. Sie berichtet von den Erfahrungen des Trialogs auf internationaler Ebene und interpretiert Dorothea Bucks Kernargument für den Trialog neu: Wenn wir uns wahrnehmen und wirklich miteinander reden, bringen wir uns zumindest nicht um! In der Psychiatrie! Und in Familien!? Pof. Dr. Thomas Bock im Gespräch mit Frau Prof. Dr. Michaela Amering.

5. Warum psychische Krankheit Gewalt nicht erklärt

Spektakuläre Morde werden oft vorschnell mit psychischer Erkrankung in Verbindung gebracht. Mit stigmatisierenden Folgen, zu denen die Medien beitragen. Die Angst vor psychisch Erkrankten wird so entgegen der statistischen Wahrscheinlichkeit immer weiter geschürt. Schützen wir uns so vor der Einsicht in das Menschen-Mögliche? Wenn Menschen gewalttätig werden, hat das fast immer andere Gründe als die der psychischen Erkrankung. Seit Kain und Abel töten Menschen – aus Habsucht, Eifersucht, Gier … oder in Kriegen potenziert durch gesellschaftliche / wirtschaftliche Interessen. Viel häufiger werden Menschen mit psychischer Sensibilität / Erkrankung Opfer – aus unterschiedlichen Gründen. Der Referent ist führender Forensiker, hat also viel Einblick in die Abgründe unserer Seele. Im Gespräch geht es auch um die allgemeinen Lebenserfahrungen biographische Hintergründe von Tätern, um Gewalt in der Psychiatrie und um die Frage, ob Gewalt gesellschaftlich wirklich zunimmt oder eher unsere Sensibilität für dieses Thema. Ein humanistisches Plädoyer für Respekt gegenüber allen Menschen, ihrer Gewordenheit und ihrer Entwicklungschancen. Prof. Dr. Thomas Bock im Gespräch mit Prof. Dr. Hans-Ludwig Kröber.

6. Der Gewalt begegnen – und ihr vorbeugen

Im Trialog begegnen sich potentielle Opfer und Täter – auf allen Seiten und Ebenen. Die Familie ist für sehr viele wichtigster Schutzraum und gleichzeitig manchmal Tatort. Schaffen wir das gemeinsam zu thematisieren? Gewalterfahrung spielt eine Rolle bei der Entstehung, im Verlauf und bei der Behandlung vieler psychischer Erkrankungen. Wie können wir das Risiko traumatischer Erfahrungen reduzieren? Was muss geschehen zum Schutz des Nahbereichs? Wie muss eine Psychiatrie aufgestellt sein, die weitgehend ohne Zwang auskommt und zugleich Übergriffen von und zwischen PatientInnen wirksam begegnet? Wie können präventive Maßnahmen, Trauma-sensible Hilfen, aufsuchende Teams, Peer-Support und eine insgesamt andere Konzeption von Akutpsychiatrie dazu beitragen? Dr. Thomas Bock im Gespräch mit Dr. Sabine Schütze (Ärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, Open Dialogue-Trainerin), Marion Ryan (Angehörigenbegleiterin) und Gwen Schulz (Genesungsbegleiterin).

7. „Die Geträumten“ – zu Ingeborg Bachmann und Paul Celan

Sprachlich wunderschön und vielschichtig sind die Gedichte Paul Celans und Ingeborg Bachmanns. Ihre Texte sind auch als ein Ausdruck von Erfahrungen von Gewalt und Zerstörung des 20. Jahrhunderts zu lesen. Beider Leben endete in Selbstzerstörung. In ihren Werken haben Celan und Bachmann einander dialogisch zugespielt und aufeinander angespielt, sowohl in ihrem Briefwechsel („Herzzeit“) als auch in ihrer Lyrik und Prosa. Wir erinnern an diese beiden großen Dichter der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur. Prof. Dr. Thomas Bock im Gespräch mit Dr. Torsten Flögel und Verena Kammerer.

Neue Fortbildungsangebote zur Förderung der psychischen Gesundheit bei Kindern und jungen Erwachsenen in Schule und Ausbildung

Neue Fortbildungsangebote zur Förderung der psychischen Gesundheit bei Kindern und jungen Erwachsenen in Schule und Ausbildung

Foto von Tara Winstead von Pexels

Das Thema psychische Gesundheit sowie die Prävention von psychischen Erkrankungen bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Die Lebensspanne des Erwachsenenwerdens gehört mit zu den schwierigsten Etappen im Leben. Es ist die Zeit des Lernens, der Rebellion und der Selbstfindung. Kein Wunder, dass gerade die Jugendzeit so anfällig für Probleme ist, welche die eigenen Lösungsmöglichkeiten übersteigen. Psychische Krisen, Depression oder selbstschädigendes Verhalten beginnen in keiner Lebensphase so häufig wie in der Pubertät.

Zahlreiche Studien legen nahe, dass über 50 % der im Erwachsenenalter fortbestehenden psychischen Erkrankungen erstmalig vor dem 14. Lebensjahr und 75 % vor dem 24. Lebensjahr auftreten. Mit der COVID-19-Pandemie hat sich die Gesundheitssituation für viele Kinder, Jugendliche und junge Erwachsenen verschlechtert. So zeigen Studien, dass infolge der Pandemie inzwischen fast 33 % der Kinder und Jugendlichen psychische Auffälligkeiten aufweisen. Allgemein gelten als Risikofaktoren für die Entwicklung psychischer Störungen vor allem ein niedriger sozioökonomischer Status, ein alleinerziehender Elternteil, psychische Erkrankungen eines Elternteils sowie ein niedriger Bildungsabschluss der Eltern.

Foto von Tara Winstead von Pexels

Nur wenige junge Menschen bekommen rechtzeitig die passende Unterstützung. Viele suchen aufgrund der Sorge vor Stigmatisierung, der Angst vor dem Verlust der Selbstbestimmung, der Unübersichtlichkeit des Hilfesystems, des Mangels an Informationen über regionale Hilfeangebote oder der bestehenden Unterversorgung in vielen Regionen erst Jahre später die geeignete Unterstützung auf. Unter diesen Umständen sind Entwicklungsschritte wie zum Beispiel ein Schulabschluss, der Übergang in Ausbildung und Beruf, das Finden der eigenen Identität oder das Gründen einer Familie oftmals beeinträchtigt. Die Folgen sind neben dem großen persönlichen subjektiven Leiden, unter anderem der Abbruch des Schul- und Ausbildungssystems, die Chronifizierung der psychischen Problemlagen, eine anhaltende Abhängigkeit von Sozialsystemen, ein höheres Suizidrisiko oder Frühberentungen.

Foto von Dids von Pexels

Orte an denen die Kinder und Jugendlichen in dieser Lebensphase einen Großteil ihrer Zeit verbringen, sind Bildungsinstitutionen wie Schule, berufliche Ausbildungsstätten, Hochschulen und Universitäten. Um die Situation der Kinder und jungen Erwachsenen im Zusammenhang mit den psychosozialen Belastungen zu verbessern, der Stigmatisierung von psychischen Erkrankungen innerhalb der Gesellschaft entgegenzuwirken und Lehrer*innen sowie Eltern besser bei der Begleitung von psychisch belasteten Kindern und Jugendluchen zu unterstützen, bietet der Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. in Anlehnung an das Präventionsprojekt “Verrückt? Na Und!” von Irrsinnig Menschlich e.V. zwei Fortbildungsangebote für Lehrer*innen, Schulsozialarbeiter*innen und Eltern an. Beide Fortbildungsangebote vermitteln Lehrer*innen, Schulsozialarbeiter*innen und Eltern über ein leicht zugängliches und flexibles Fortbildungsformat wichtige Informationen zur Prävention von psychischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen im Kontext von Schule, Ausbildung und Studium. Nähere Informationen können auf den Seiten der jeweiligen Angebote abgerufen werden:

Für weitere Informationen steht Ihnen die Fortbildungskoordinatorin und Referentin Anke Wagner telefonisch unter 0381 – 873 942 33 oder per E-Mail unter anke.wagner@sozialpsychiatrie-mv.de zur Verfügung.

Eine Übersicht zu weiteren Fortbildungsangeboten des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. finden Sie hier. Einen Überblick zu weiteren Aktivitäten und Initiativen zum Thema psychische Gesundheit bei Kindern, Jugendlichen und ihren Familien finden Sie hier.

Unterstützt von:

Projektforum Kinder aus psychisch und/ oder suchtbelasteten Familien am 02. März 2022

Projektforum Kinder aus psychisch und/ oder suchtbelasteten Familien am 02. März 2022

Kinder aus psychisch und/ oder suchtbelasteten Familien sind aufgrund der Erkrankung ihrer Eltern in der Entwicklung mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert, wodurch ein höheres Risiko entsteht, selbst im erwachsenen Alter eine psychische Erkrankung oder andere soziale oder gesundheitliche Beeinträchtigungen zu entwickeln. Für Eltern mit psychischen Beeinträchtigungen und ihren Kindern sind in Deutschland geeignete niedrigschwellige und multiprofessionelle Informations-, Beratungs- und Unterstützungsangebote noch unzureichend vorhanden.

In Mecklenburg-Vorpommern wurde die aktuelle Situation von Kindern mit psychisch erkrankten Eltern im Rahmen der Landeskoordination Kinder aus psychisch und/ oder suchtbelasteten Familien (LaKo KipsFam) 2020 als versorgungsrelevantes Thema aufgenommen. Die LaKo KipsFam fördert die Entwicklung eines koordinierten und vernetzten Unterstützungssystems für psychisch und/ oder suchtbelastete Familien in Mecklenburg-Vorpommern.

Am 02. März 2022 stellt die LaKo KipsFam unter der Moderation von Dr. Kristin Pomowski (Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V.) und Franziska Berthold (GGP Gruppe Rostock mbH) im Rahmen eines digitalen Projektforums unter anderem ihre Aktivitäten vor. Neben fachlichen Inputs von Prof. Dr. Michael Kölch (Klinik für Psychiatrie, Neurologie, Psychosomatik und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter an der Universitätsmedizin Rostock) und Juliane Tausch (A:aufklaren | Expertise & Netzwerk für Kinder psychisch erkrankter Eltern) sowie Worldcafés zur Thematik werden eine Vielfalt von Projekten und Arbeitsansätzen zur Unterstützung von Kindern aus psychisch und/ oder suchtbelasteten Familien vorgestellt. Das Projektforum bietet außerdem eine Plattform für Input, Austausch und Diskussion unter den Teilnehmer*innen. Davon ausgehend sollen Ideen und Strategien für die Vernetzung und kooperative Zusammenarbeit entwickelt werden, um betroffene Kinder, Jugendliche und ihre Eltern besser unterstützen zu können.

Das genaue Programm und die Anmeldemodalitäten sind hier im Veranstaltungsflyer aufgeführt:

Weitere Informationen zu den Aktivitäten der LaKo KipsFam finden Sie hier.

Neue WHO-Leitlinien für gemeindenahe psychosoziale Dienste

Seit Jahren wird eine stärkere menschenrechtsorientierte und personenzentrierte Ausrichtung der psychiatrischen Versorgung und Behandlung in Deutschland diskutiert. Vor allem im Zusammenhang mit der immer noch weit verbreiteten Praxis von Zwangsmaßnahmen und -behandlungen im Kontext der psychiatrischen Versorgung wird hierzulande der Handlungsbedarf deutlich.

Um die Akteur*innen der psychiatrischen Gesundheitsversorgung besser mit Informationen und Best-Practice-Beispielen dabei zu unterstützen, ihre psychiatrischen und psychosozialen Angebote für Menschen mit psychischen Erkrankungen an den internationalen Menschenrechtsstandards und den Prinzipien der UN-Behindertenrechtskonvention weiterzuentwickeln, veröffentlichte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Mai 2021 im Rahmen ihrer QualityRights-Initiative eine Reihe von Leitlinien und Trainingsmanualen zur Förderung von personenzentrierten und menschenrechtsbasierten Ansätzen im Bereich der psychiatrischen Versorgung. Die Leitlinien, Materialien und Empfehlungen richten sich an alle Akteur*innen der psychiatrischen und psychosozialen Gesundheitsversorgung. Dazu gehören Regierungen, politische Entscheidungsträger*innen, Anbieter*innen von Behandlungs- und Unterstützungsleistungen, Fachkräfte der Gesundheits- und Sozialfürsorge oder Verbände.

Dabei bildet der Leitfaden für gemeindenahe psychosoziale DiensteGuidance on community mental health services” die wichtigste Referenzquelle. In diesem Dokument werden verschiedene personenzentrierte und menschenrechtsbasierte Ansätze, Modellprojekte und bewährte Dienste auf der ganzen Welt im Bereich der psychischen Gesundheit vorgestellt und detailliert beschrieben sowie Empfehlungen für deren Implementierung in den nationalen Gesundheits- und Sozialsystemen gegeben.

Gefolgt wird das Dokument von sieben technischen Paketen, welche Qualitätsstandards und Trainingsmaterialien für zentrale Bereiche der psychiatrischen und psychosozialen Versorgung umfassen. Hierzu zählen das technische Paket für psychosoziale Krisenangebote, das technische Paket für stationäre psychiatrische Behandlungsangebote, das technische Pakete für gemeindeorientierte psychiatrische Angebote, das technische Pakete für Angebote des Peersupportes, das technische Paket für aufsuchende psychiatrische Behandlungsangebote, das technische Paket für unterstützende Wohnformen und das technisch Paket für psychiatrische Versorgungsnetzwerke.

Darüber hinaus entwickelte die WHO eine Reihe von Schulungs- und Trainingsmaterialien zur Unterstützung der Akteur*innen, um die Qualitätsstandards in der Praxis zu etablieren, ursprüngliche Denkweisen und Handlungsweisen zu verändern sowie um die Rechte und Recovery von Menschen mit psychischen Erkrankungen und anderen Behinderungen zu verbessern. Die Materialien können hier frei abgerufen werden.

Neben diesen Leitlinien und Materialien entwickelt die WHO im Rahmen der QualityRights-Initiative aktuell auch Empfehlungen zur Überarbeitung von nationalen Gesetzen, um diese mit internationalen Menschenrechtsstandards in Einklang zu bringen. Darüber hinaus wurde die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) beauftragt die QualityRights-Leitlinien ins Deutsche zu übersetzen.

Die LaKo KipsFam im Mitteilungsblatt der Kassenärztlichen Vereinigung von Mecklenburg-Vorpommern

Die LaKo KipsFam im Mitteilungsblatt der Kassenärztlichen Vereinigung von Mecklenburg-Vorpommern

Die Lebenssituation von Kindern aus Familien mit einem psychisch belasteten Elternteil wird seit einigen Jahren bundesweit thematisiert. Vorausgegangen ist ein Bericht einer interdisziplinären Arbeitsgruppe aus dem Jahr 2019. In diesem Bericht wurde auf die Notwendigkeit von niedrigschwelligen, multiprofessionellen und rechtsübergreifenden Unterstützungsmöglichkeiten hingewiesen, welche die gesamte Familie in den Blick nehmen. Bisher sind solche Angebote in Deutschland noch unzureichend etabliert. Auch in Mecklenburg-Vorpommern deckte das Institut für Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. 2019 im Rahmen einer Studie zur Bestandsaufnahme der bestehenden Versorgungsangebote für Kinder aus psychisch und/ oder suchtbelasteten Familien einen Bedarf an nachhaltigen regionalen Unterstützungsangeboten sowie verbindlichen Kooperations- und Koordinationsstrukturen auf. Allgemein ist die bestehende unzureichende Versorgungssituation bedenklich, da Kinder aus Familien mit psychischen und suchtbezogenen Belastungen zu einer vulnerablen Zielgruppe gehören, welche ein hohes Risiko für die Entwicklung von psychischen und somatischen Störungen sowie eine im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung umfangreiche Inanspruchnahme von psychosozialen Unterstützungsangeboten sowie medizinischen Behandlungen im späteren Leben aufweisen.

Ausgehend von diesen Erkenntnissen wurde das von den Landesministerien für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit und für Soziales, Integration und Gleichstellung initiierte Modellprojekt „Landeskoordination: Kinder aus psychisch und/ oder suchtbelasteten Familien“ (LaKo KipsFam) 2020 auf den Weg gebracht. Die LaKo KipsFam fördert die Entwicklung von koordinierten und vernetzten Unterstützungsangeboten für psychisch und/ oder suchtbelasteten Familien in Mecklenburg-Vorpommern. Dabei übernehmen die Gesellschaft für Gesundheit und Pädagogik mbH und der Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. die Koordination und Vernetzung der verschiedenen Akteur*innen in der Versorgung von betroffenen Kindern, Eltern und Familien.

Mittlerweile werden die Aktivitäten der LaKo KipsFam von vielen regionalen Akteur*innen wahrgenommen. Auch die Lebens- und Versorgungssituation der Kinder und ihren Familien wird inzwischen in Mecklenburg-Vorpommern über die Initiativen der LaKo KipsFam als ein wichtiges gesundheitsrelevantes gesellschaftliches Thema anerkannt. So weist auch die Kassenärztliche Vereinigung von Mecklenburg-Vorpommern in der Januar Ausgabe ihres Mitteilungsblatt auf die Aktivitäten der LaKo KipsFam hin.

Am 02. März 2022 stellt die Lako KipsFam ihre bisherigen Aktivitäten und Initiativen im Rahmen eines digitalen Projektforums einer breiten Öffentlichkeit vor. Zudem werden neben Fachvorträgen, Worldcafés zur Thematik auch verschiedene Projekte und Unterstützungsansätze auf dem Projektforum vorgestellt und diskutiert. Allgemein bildet das Projektforum einen geeigneten Rahmen zur Vernetzung und zum disziplinübergreifenden Austausch. Weitere Informationen zum Programm und zu den Anmeldemodalitäten finden Sie hier. Regelmäßige Informationen zur Thematik und zu den Aktivitäten der LaKo KipsFam erhalten Sie auch über den Newsletter der LaKo KipsFam. Einen kurzen informativen Beitrag in der Zeitschrift Psychosoziale Umschau über die Lako KipsFam und ihren Aktivitäten in Mecklenburg-Vorpommern können Sie hier zum Nachlesen frei einsehen.

Suizidalität und Suizidprävention im Bundesgesundheitsblatt

In Deutschland verstarben 2020 insgesamt 9 206 Personen durch Suizid. Dies entspricht etwa 25 Personen pro Tag. Rund 75 % der Selbst­tötungen wurden von Männern begangen. Das durchschnittliche Alter von Männern lag zum Zeitpunkt des Suizides bei 58,5 Jahren. Bei Frauen liegt der Altersdurchschnitt bei 59,3 Jahren. Im Gegensatz zu anderen Ländern ist die Zahl der Suizide in Deutschland in den letzten Jahren zurückgegangen (Statistisches Bundesamt 2022).

Im Zusammenhang mit einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Frage der Selbstbestimmung und dem selbstbestimmten Sterben von 2020 sowie den daraus folgenden Diskussionen veröffentlichte das Bundesgesundheitsblatt im Januar 2022 ein Themenheft zu Suizid und Suizidprävention. Das Heft gibt einen Überblick zum aktuellen Forschungsstand zur Suizidforschung, zur Suizidprävention und zu den Unterstützungsmöglichkeiten in Deutschland. Mehrere Expert*innen geben Einblick in die aktuellen Erkenntnisse zur Epidemiologie von Suiziden und Suizidversuchen, diskutieren verschiedene Themen in diesem Zusammenhang wie die Rolle der psychischen Erkrankungen bei einem Suizid und stellen die aktuellen Unterstützungsmöglichkeiten durch Psychotherapie und Beratungsangeboten vor. Die Beiträge der Zeitschrift können hier frei abgerufen werden.

Die Versorgungssituation von jungen Menschen mit psychischen Erkrankungen sichtbar machen

Die Jugendphase geht allgemein für viele junge Menschen mit zahlreichen altersbedingten Herausforderungen und Veränderungen einher. Neben den körperlichen, psychischen und sozialen Entwicklungsschritten steigen vor allem die gesellschaftlichen Anforderungen an die jungen Erwachsenen. Gleichzeitig erhöht sich mit den psychosozialen Belastungen auch das Risiko an einer psychischen Störung zu erkranken. Vor allem während der COVID-19-Pandemie wurden viele Kinder und Jugendliche mit erheblichen psychosozialen Belastungen konfrontiert, die sich nachteilig auf die psychische Gesundheit auswirken.

Erhalten die jungen Menschen in dieser Phase nur unzureichend Unterstützung, kann es langfristig zu psychischen und sozialen Problemen wie schwere depressive Störungen, einem geringen Selbstwertgefühl, einem höheren Manifestationsrisiko von chronischen psychischen Erkrankungen, familiären Konflikten, Drogenkonsum, Suizidalität, Leistungsversagen oder Schul- und Ausbildungsabbrüchen kommen. Nicht selten geht der frühe Erkrankungsbeginn mit negativen Auswirkungen auf die Schwere sowie auf den Verlauf der psychischen Erkrankung einher, was im späteren Erwachsenenalter zu Beeinträchtigungen in der gesellschaftlichen Teilhabe und zu einer langfristigen Inanspruchnahme von sozialer und medizinischer Unterstützung führt.

Werbemittel aus dem Modellprojekt Adoleszentenpsychiatrie

Darüber hinaus ist das gegenwärtige Behandlungs- und Unterstützungsangebot für junge Menschen im psychiatrischen als auch im psychosozialen Bereich vielfach von Schnittstellen und Brüchen aufgrund der formalen Altersgrenze von 18 Jahren gekennzeichnet. Die vorhandenen Unterstützungsleistungen bewegen sich zudem in einem außerordentlichen komplexen sozialrechtlichen Gefüge. Dementsprechend sind die jungen Erwachsenen und ihre Eltern mit einer Vielzahl an Institutionen, formalen Verfahren und Personen konfrontiert, was zu erheblichen Herausforderungen hinsichtlich der Zugänge zu geeigneten und passgenauen Unterstützungs- und Behandlungsangeboten führt.

Um auf die schwierige Lebens- und Versorgungssituation von jungen Erwachsenen mit psychischen Erkrankungen in der Öffentlichkeit aufmerksam zu machen, entwickelte der Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. gemeinsam mit seinen Kooperationspartner*innen im Rahmen des Modellprojektes Adoleszentenpsychiatrie mehrere Werbemittel wie Postkarten, Aufkleber und Stoffbeutel. Die Motive für die Werbemittel wurden gemeinsam mit jungen Erwachsenen und einer Grafikerin entwickelt.

Die Werbemittel stellt der Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. in erster Linie den Kooperationspartner*innen aus dem Modellprojekt Adoleszentenpsychiatrie zur Verfügung. Aber auch auf den diesjährigen Veranstaltungen des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. können die Werbemittel solange der Vorrat reicht für alle Interessierten frei erworben werden.