Die Sozialpsychiatrie ist ein wichtiges Arbeitsfeld der Sozialen Arbeit. Im Zuge antipsychiatrischer Impulse in den 1960er Jahren und der Psychiatrie Enquête 1975 hat sich die Sozialpsychiatrie als sozialer Zweig der Psychiatrie herausgebildet, welche die biopsychosozialen Zusammenhänge bei der Entstehung, Aufrechterhaltung und Behandlung von psychischen Erkrankungen betont sowie als sozialpolitische Bewegung wichtige Impulse zur Weiterentwicklung der psychiatrischen Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen setzt. Sozialarbeitende gehören zu einer wichtigen Berufsgruppe in der psychiatrischen und psychosozialen Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen. Auch die Soziale Arbeit als Profession hat viele Fachdiskurse innerhalb der Sozialpsychiatrie beeinflusst. Dabei sind die sozialpsychiatrisch geprägten Arbeitsfelder sehr komplex. Spezielles Fachwissen und umfangreiche Handlungskompetenzen werden bei den dort tätigen Fachkräften vorausgesetzt. In vielen Studiengängen der Sozialen Arbeit ist die Sozialpsychiatrie sowie allgemein die psychiatrische und psychosoziale Versorgung von psychisch erkrankten Menschen als spezifisches Arbeitsfeld eher unterrepräsentiert. Gerade im Zusammenhang mit dem sogenannten „Belogna-Prozess“ kam es im Studium der Sozialen Arbeit zu einer Verkürzung der Studienzeit und Verdichtung von Lerninhalten und Themen. Ebenso richtet sich die Fachliteratur zu psychischen Erkrankungen sowie deren Unterstützung und Behandlung oftmals an psychiatrische, pflegerische und psychotherapeutische Professionen oder an Mitarbeitende, welche in der stationären Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen tätig sind. Von daher besteht ein Bedarf an Fachliteratur, welche sich ausgehend von der Sozialen Arbeit als eigenständige Profession mit spezifischen Konzepten, Methoden und Diskursen im Bereich der Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen und im Arbeitsfeld der Sozialpsychiatrie beschäftigt.
Vor diesem Hintergrund erschien 2022 im Kohlhammer Verlag das Fachbuch “Sozialpsychiatrie als Handlungsfeld der Sozialen Arbeit” von Dieter Röh und Elisabeth Schreieder. Das Fachbuch ist eine hervorragende, kompakte und verständliche Einführung für Studierende der Sozialen Arbeit, welche sich mit dem Handlungsfeld Sozialpsychiatrie auseinandersetzen möchten. Durch Fallbeispiele ist es der Autorin und dem Autor gelungen die theoretischen Grundlagen, Methoden und Konzepte auch für Studierende ohne Praxiserfahrungen anschaulich darzustellen. Zudem haben die Autorin und der Autor die spezifische Rolle der Sozialen Arbeit als eigenständige und wichtige Profession im Handlungsfeld der Sozialpsychiatrie fundiert herausgearbeitet und nachvollziehbar dargestellt. Neben einer allgemeinen Einführung zeigt das Buch außerdem wichtige Weiterentwicklungsbedarfe innerhalb der Sozialpsychiatrie auf.
Die vollständige Rezension zum Buch von Karsten Giertz (Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V.) finden Sie hier.