Suchterkrankungen oder der schädliche Konsum und Missbrauch von Alkohol und anderen psychoaktiven Substanzen sind in Deutschland weit verbreitet. Vor allem die Abhängigkeit von Medikamenten und substanzungebundene Suchterkrankungen wie Spiel-, Internet- und Mediensucht haben in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen.
Nach dem Bundesministerium für Gesundheit sind in Deutschland etwa 1,6 Millionen Menschen alkoholabhängig. Schätzungen legen nahe, dass 2,3 Millionen an einer Medikamentenabhängigkeit leiden. Rund 600.000 Menschen weisen einen problematischen Konsum von Cannabis und anderen illegalen Drogen auf. Hinzukommen ca. 500.000 Menschen mit einem problematischen oder sogar pathologischen Glücksspielverhalten. Eine exzessive Internetnutzung mit abhängigen Verhalten wird in Deutschland bei etwa 560.000 Menschen geschätzt.
Anhand dieser Zahlen wird deutlich, dass der Prävention und der Behandlung von Suchterkrankungen in Deutschland ein großer Stellenwert zukommt. Unter dem Motto “Suchthilfe – Quo Vadis?!” findet deshalb in diesem Jahr die 29. Rostocker Aktionswoche gegen Suchtgefahren statt. An der Veranstaltungsreihe beteiligen sich zahlreiche Akteur*innen aus Mecklenburg-Vorpommern und der Hanse- und Universitätsstadt Rostock. Vom 18. bis 22. September 2023 wird das Thema Sucht in verschiedenen Aktions- und Informationsveranstaltungen sowie Fachtagungen aufgegriffen. Dabei wird ein breites Spektrum an Themen wie Selbsthilfemöglichkeiten bei Suchtproblematiken, Sucht und Suizidalität oder die Fetale Alkoholsprektrum-störung aufgegriffen.
Das Programm mit weiteren Informationen zur Anmeldung und zu den Terminen kann hier heruntergeladen werden.
An der Universitätsmedizin Hamburg-Eppendorf veranstaltet Thomas Bock jährlich eine Vorlesungsreihe zur Anthropologischen Psychiatrie mit verschiedenen Schwerpunkten. Ziel der Vorlesungsreihe ist, ein menschliches Bild von psychischen Erkrankungen zu vermitteln, sie nicht auf die Abweichung von Normen oder die Folge entgleister Transmitter zu reduzieren. Anlässlich der COVID-19-Pandemie findet seit 2020 die Vorlesungsreihe in digitaler Form statt. Die Veranstaltungsreihe ist eine Kooperation der Universität Hamburg mit dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Irre menschlich Hamburg e.V. und psychenet. Dabei engagieren sich zahlreiche Expert*innen und Psychiatrieerfahrene sowie Angehörige.
Im diesjährigen Sommersemester 2023 beschäftigte sich die Vorlesungsreihe mit dem Thema „Mensch bleiben – auch in seelischer Not!“. Im Mittelpunkt der Vorlesungsreihe stehen die Erfahrungen mit dem Hilfesystem. Dabei werden folgende Fragestellungen aufgegriffen: Welche Hilfen bieten die besten Chancen, möglichst wenig zu kränken und zu schaden? Welche orientieren sich am meisten an Ressourcen und Lebenszusammenhängen? Welche erlauben, uns als Menschen möglichst vollständig wahrzunehmen und tiefe Krisen möglichst wenig zu stigmatisieren? Wo und wie bleibt die Kontinuität zwischen gesund und krank prägend auch für die Beziehungskultur? Wie gelingt es besonders breite Brücken zu bauen zwischen Selbst- und Fremdhilfe?
Der Blick richtet sich auf stationäre, ambulante und aufsuchende Hilfen, auf die Herausforderung, Zwang zu vermeiden, fair zu besprechen und gut zu verarbeiten. Welche Maßnahmen stehen im Zentrum jeder Reform – aus der Sicht professioneller und persönlicher Erfahrung?
Die Vorlesungsreihe wurde nun als Videostream veröffentlicht und mit dem Einverständnis der Veranstalter*innen auf dieser Internetseite eingebettet. Unten können die einzelnen Vorlesungen als Videos angesehen werden.
Stationäre Behandlung: Milieutherapeutisch und beziehungsorientiert
Mit Prof. Dr. Thomas Bock, Dr. Martin Voss (Soteria Berlin) & Marie Hubert (Soteria-Erfahrene)
Das Milieu wird von einer gemeinsamen Alltagsgestaltung geprägt und soll möglichst wenig klinisch sein. Auch in einer akuten Krise soll eine kontinuierliche therapeutische Beziehung Halt geben und den Bedarf an neuroleptischer Medikation aus guten Gründen reduzieren helfen. “Being with, open dialogue” – was heisst das auf deutsch? Welchen Stellenwert und Nutzen haben Angehörige, welche Bedeutung hat Genesungsbegleitung? Warum profitieren besonders Psychose-Erfahrene? Was davon geht überall? Wie gelingt der Übergang ins ambulante Setting?
Ambulant: Bedürfnisnah und psychotherapeutisch – Psychosenambulanz München
Mit Prof. Dr. Thomas Bock, Roswitha Hurtz (Ambulanz für Psychosen-Psychotherapie, kbo Isar-Amper-Klinikum München) & Ina Pirk (Psychotherapeutin in Ausbildung, UKE)
Die wissenschaftlichen Empfehlungen sind ebenso eindeutig wie die Prioritäten von Betroffenen und Angehörigen. Trotzdem ist Psychosen-Psychotherapie längst nicht selbstverständlich. Eine Flexibilität und ergänzende Komplexbehandlung können nötig sein. Um so wichtiger ist, dass auch Klinikambulanzen diese Herausforderung annehmen. Viele reduzieren Kontaktdichte und –vielfalt. Wie ist das zu verhindern?
Aufsuchende Hilfen: selbstverständlich mit Genesungsbegleitung – Beispiel Lüneburg
Mit Prof. Dr. Thomas Bock, Michaela Frommhagen (Pflegeleitung Psychiatrische Klinik Lüneburg) & Christina Meyn (Genesungsbegleitung Psychiatrische Klinik Lüneburg)
Akutbehandlung muss nicht stationär erfolgen, für viele ist die Situation einer klassischen Station sogar überfordernd und falsch. Mit der “stationsäquivalenten Akutbehandlung” zuhause wurde eine Alternative rechtlich möglich, aber längst nicht überall umgesetzt. Genesungsbegleitung kann zusätzlich helfen, das Stigmarisiko zu reduzieren. Die positiven Erfahrungen schildern.
Verbindliche Zusammenarbeit: die Benachteiligten nicht allein lassen – mehrere Beispiele
Mit Prof. Dr. Thomas Bock, Matthias Rosemann (Bundesarbeitsgemeinschaft Gemeindepsychiatrischer Verbünde e.V.) & Bettina Lauterbach (Vorstandsmitglied Hamburgische Gesellschaft für Soziale Psychiatrie e.V.)
Seit der Psychiatrie-Enquête vor fast 50 Jahren wird eine enge verbindliche Zusammenarbeit aller an der Versorgung psychisch erkrankter Menschen gefordert, vor allem um der Benachteiligung von Menschen mit komplexem Bedarf entgegenzuwirken. Kliniken haben meist feste Einzugsbereiche, viele anderen Anbieter der psychosozialen Versorgung aber nicht. Vielerorts dominieren privat- und markt-wirtschaftliche Interessen. Fehlanreize und mangelnde Steuerung vergeuden Ressourcen. Gerade unter den Bedingungen des Fachkräftemangels wird verbindliche Kooperation alternativlos. Wenn wirklich eine verbindliche Zusammenarbeit gelingt, hat das beeindruckend positive Konsequenzen – vor allem für die Benachteiligten. Welche Menschen sind es, die darauf am meisten angewiesen sind? Welche Rolle spielt die Forensik dabei? Wie schaffen wir Verbindlichkeit und lassen doch Freiheit? Wo brauchen wir die Politik?
Vermeidung von Zwang: Was noch ist notwendig – ein offener Diskurs
Mit Prof. Dr. Thomas Bock, Prof. Dr. Tilman Steinert (ZfP Weissenau), Prof. Dr. Sebastian von Peter (Rüdersdorf) & Gwen Schulz (Hamburg)
Zwangsmaßnahmen können nachhaltig (re)traumatisieren. Deren Rate ist in Deutschland erschreckend hoch, situativ und regional aber sehr ungleich. Der Unterschied hat nicht nur mit den Patienten, sondern vor allem mit Institutionen, mit Haltung und Strukturen zu tun. Was genau hilft Zwang zu vermeiden? Welche Beziehungskultur, welche „weichen Mittel“, welche Strukturen, welche politischen Entscheidungen? Die Herausforderung liegt nicht nur bei den Kliniken, schon gar nicht nur bei Akutstationen. Was können und müssen Regionen gemeinsam tun, um Fortschritte zu etablieren? Welche Unterstützung kann und muss die Politik liefern? Welche Reflexion der eigenen Rolle und des Auftrags der Psychiatrie ist hilfreich? Was passiert, wenn sich die Psychiatrie vom Zwang verabschiedet? Welche Probleme bringt zusätzlich der Fachkräftemangel? Mehr Gefängnis und Forensik können nicht die Lösung sein; doch ein gesellschaftlicher Diskurs zu den möglichen Alternativen tut bitter not.
Trialogischer Austausch zur Psychiatrie der Zukunft – Offener Dialog als Maßstab?
Mit Prof. Dr. Thomas Bock, Gwen Schulz (Genesungsbegleiterin), Marion Ryan (Angehörigen-Begleiterin) & Dr. Sabine Schütze (ehemalige Oberärztin und Open-Dialogue-Trainerin)
Wie soll die Psychiatrie der Zukunft aussehen? Sind die geschilderten Erfahrungen vorbildlich? Was noch ist wichtig, damit wir jenseits starrer Rollen „Mensch bleiben“ und Zwang unnötig machen? Welche Irrwege sind zu meiden? Wie kann die Psychiatrie attraktiver und offener werden – für Mitarbeiter:innen und für die, die sie am meisten brauchen? Wie entstehen mehr Raum und mehr Bereitschaft für das, was am Ende entscheidet, für menschliche Begegnung?
Behandlungsbedürftige psychische Störungen, welche im Erwachsenenalter mit erheblichen psychosozialen Beeinträchtigungen und einer hohen Inanspruchnahme der psychiatrischen und psychosozialen Versorgung einhergehen, haben ihren Ursprung oftmals im Jugend- und jungen Erwachsenalter. Etwa 74 % der manifesten psychischen Erkrankungen treten bereits vor dem 18. Lebensjahr und 50 % vor dem 15. Lebensjahr auf.
Vor allem im Jugendalter werden die Auswirkungen der psychischen Erkrankungen und die damit einhergehenden Einschränkungen von den Heranwachsenden als besonders belastend erlebt, weil den altersbezogenen Interessen wie zum Beispiel sozialer Kontakt mit Gleichaltrigen, Freizeitgestaltung und erste Partnerschaftserfahrungen nur unzureichend nachgegangen werden kann. Darüber hinaus tragen die sekundären Krankheitsfolgen wie häufige Klinikeinweisungen, Schul- und Ausbildungsabbrüche, Selbstwert- oder Suchtproblematiken zu einem schlechteren Erkrankungsverlauf sowie zu sozialen Exklusionsprozessen und einer langfristigen Inanspruchnahme von psychiatrischen und psychosozialen Behandlungs- und Unterstützungsangeboten bei.
Aufgrund der altersentsprechenden Entwicklungsaufgaben benötigen Jugendliche und junge Erwachsene mit psychischen Erkrankungen in der Lebensphase zwischen dem 18. und 21. Lebensjahr altersspezifische Behandlungs- und Unterstützungsangebote. Insbesondere in den Bereichen stationäre Behandlung, außerklinische Nachsorge, Wohnunterstützung sowie in den Bereichen Schule und Ausbildung fehlt es in vielen Regionen an entsprechenden Angeboten für psychisch erkrankte Jugendliche und junge Erwachsene.
Gemeinsam mit seinen Mitgliedern und Kooperationspartner*innen engagiert sich der Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. seit Jahren im Rahmen des Modellprojektes Adoleszenzpsychiatrie und der in diesem Jahr gegründeten Kompetenzstelle Adoleszenzpsychiatrie MV bei der Entwicklung und Umsetzung von alterssensiblen Behandlungs- und Unterstützungsangeboten für Jugendliche und junge Erwachsene mit psychischen Erkrankungen in Mecklenburg-Vorpommern. Das dieses Engagement besonders wichtig ist zeigt die aktuelle ZDF-Reportage Jung, begabt und seelisch krank – Wenn Jugendliche Hilfe brauchen in der Jugendliche und junge Erwachsene mit psychischen Erkrankungen zu Wort kommen und einen Einblick in ihre Lebens- und Versorgungssituation geben.
In Deutschland leben 15 Millionen Kinder und Jugendliche unter 20 Jahren. Die psychische Gesundheits- und Versorgungssituation von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen hat in Deutschland in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Insbesondere im Zusammenhang mit der gesellschaftlichen Bewältigung des demografischen Wandels nehmen bildungs-, sozial- und gesundheitspolitische Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensbedingung und der Zukunftschancen von jungen Menschen hierzulande einen hohen Stellenwert ein.
Etwa 18 % der Kinder und Jugendlichen in Deutschland leiden jedoch an schweren psychischen Auffälligkeiten und behandlungsbedürftigen psychischen Erkrankungen. Vor allem durch die COVID-19-Pandemie und aktuellen gesellschaftlichen Krisen (Klimakrise, Ukrainekonflikt, Energiekrise) haben sich die psychosozialen Belastungen in den letzten Jahren bei den Kindern und Jugendlichen deutlich erhöht. Psychische Erkrankungen gehen in dieser Altersgruppe mit erheblichen Einschränkungen und Beeinträchtigungen in vielen Lebensbereichen einher und können langfristig negative Auswirkungen haben. Trotz der Risiken, welche mit einer psychischen Störung im Kindes- und Jugendalter im Zusammenhang stehen, nimmt nur ein geringer Teil (ca. 30 %) entsprechende Beratungs-, Behandlungs- und Unterstützungsangebote in Anspruch.
Diese Situation ist verheerend, weil durch die Unterversorgung die sekundären Erkrankungsfolgen steigen und dem Erkrankungsverlauf nicht durch Frühinterventionen entgegengewirkt werden kann. Der Zugang zu den entsprechenden Unterstützungsangeboten wird in der Altersgruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen in den meisten Fällen durch die Eltern beeinflusst. Oftmals fehlt es jedoch vielen Familien an ausreichenden Informationen bezüglich der bestehenden Angebote, die hilfreich sein können. Die Bundespsychotherapeutenkammer und die Bundeskonferenz Erziehungsberatung haben deshalb eine Broschüre herausgegeben, die Eltern dabei unterstützen soll, bei psychischen Problemen von Kindern und Jugendlichen sowie bei familiären Problemen, die richtigen Ansprechpartner*innen zu finden. Die Broschüre kann hier kostenfrei heruntergeladen werden.
Die Landesfachstelle Kinder aus psychisch und/oder suchtbelasteten Familien des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. hat einen neuen Anstrich bekommen. Um den Blick der Öffentlichkeit noch stärker auf das Thema Kinder aus psychisch und/oder suchtbelasteten Familien zu richten, will das Projekt ins Auge springen und in Erinnerung bleiben. Dafür hat sich unter anderem das Aussehen des Fachnewsletters geändert: Ab sofort gibt es alle Inhalte klar strukturiert in einer kompletten Zeitung und unter einem neuen Namen: BLICKPOST.
Das lesen Sie unter anderem in der aktuellen Ausgabe zum Thema „Intersektorales Arbeiten“:
Rückblick auf das 2. Projektforum mit rund 160 Teilnehmenden
Leitartikel zu Chancen und Herausforderungen von Vernetzung und Kooperation
Interview mit Juliane Tausch vom Hamburger Projekt A: aufklaren
Familiengespräch
Interview mit Prof. Dr. Björn Enno Hermans & Prof. Dr. Thorsten Bührmann von der MSH
Aktuelle Termine, Tipps & Anregungen aus der & für die Fachwelt
Den aktuelle Newsletter können Sie hier als PDF frei herunterladen. Die älteren Ausgaben finden Sie hier.
Die diesjährige Juni-Ausgabe der Onlinezeitschrift Sozialpsychiatrie M-V enthält neben einem Rückblick zur gemeinsamen Pflanzaktion “Mein Herz schlägt für den Wald” des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. und der Landesforst Mecklenburg-Vorpommern die Tagesdokumentation der beiden Fachveranstaltungen „Personenzentrierte und sozialraumorientierte Unterstützung in hochstrukturierten Behandlungs- und Betreuungssettings“ und „Seelische Gesundheit in der DDR – Hilfe, Verwahrung, Missbrauch“. Darüber hinaus informiert die Landesfachstelle: Kinder aus psychisch und/oder suchtbelasteten Familien über das zweite Projektforum sowie über ihre Aktivitäten und die aktuellen Entwicklungen zur Thematik in Mecklenburg-Vorpommern. Im Rahmen des abgeschlossenen Modellprojektes „Adoleszenzpsychiatrie“ entstand beim Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. die Kompetenzstelle Adoleszenzpsychiatrie M-V deren Aktivitäten und Ziele in der aktuellen Ausgabe ebenfalls vorgestellt werden. Der eingereichte Fachbeitrag der Juni-Ausgabe beschäftigt sich mit alternativen Kriseninterventionen nach dem SOTERIA-Behandlungsansatz in Mecklenburg-Vorpommern. Zudem informiert eine Forschungsgruppe aus der Universitätsmedizin Rostock über die Entwicklung und Umsetzung eines Beirates für partizipative Forschung in der Medizin. Weiterhin enthält die Ausgabe eine Veranstaltungsübersicht für das Jahr 2023 sowie zahlreiche Informationen über die Aktivitäten des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. sowie von seinen Mitgliedern und Kooperationspartner*innen. Die Ausgabe kann hier frei als PDF heruntergeladen werden.
Bei der Zeitschrift Sozialpsychiatrie M-V handelt es sich, um den Rundbrief des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V., der über alle wesentlichen Entwicklungen zur Sozialpsychiatrie in Mecklenburg-Vorpommern informiert. Darüber hinaus enthält der Rundbrief Informationen zu den Aktivitäten und Initiativen des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. und seinen Mitgliedern. Den Zugang zu älteren Ausgaben finden Sie hier.
Am 14. Juni 2023 fand in Linstow das 2. Projektforum Kinder aus psychisch und/oder suchtbelasteten Familien statt. Etwa 160 Fachkräfte aus ganz Mecklenburg-Vorpommern, Potsdam, Hamburg und vielen anderen Regionen in ganz Deutschland haben am diesjährigen Projektforum teilgenommen. Nach einem kurzen Einblick in die Thematik stellte die Landesfachstelle: Kinder aus psychisch und/oder suchtbelasteten Familien Mecklenburg-Vorpommern ihre Aktivitäten und Vorhaben vor. Danach konnten die Teilnehmenden eines von vier Leuchtturmprojekten für die Unterstützung von Kindern aus Familien mit einem psychisch und/oder suchtbelasteten Elternteil kennenlernen. Über dem hinaus konnten sich die Teilnehmenden in Workshops austauschen und gemeinsam Ideen für die Unterstützung dieser Zielgruppe entwickeln.
Die Pflege, Unterstützung und Behandlung von Menschen in psychosozialen Notlagen erfolgten in der DDR unter dem Einfluss eines staatlich gelenkten Fürsorgesystems. Lange Zeit galten das Sozial- und Gesundheitssystem der DDR als Vorzeigeerrungenschaft des Sozialismus. 30 Jahre nach der Wiedervereinigung wird die politische Einflussnahme auf die soziale und gesundheitliche Versorgung in der DDR in vielen gesellschaftlichen Bereichen kontrovers diskutiert.
Mehrere Arbeitsgruppen in Deutschland unter anderem aus der Universitätsmedizin Rostock, der Universitätsmedizin Greifswald, der Alice Salomon Hochschule Berlin sowie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf beschäftigen sich aktuell mit der historischen Aufarbeitung zur Sozial- und Gesundheitsversorgung in der DDR. Sowohl der staatliche Einfluss auf die dort tätigen Fachkräfte als auch die Auswirkungen auf die spätere Gesundheits- und Lebenssituation der Menschen – welche diese Angebote in Anspruch genommen haben – stehen dabei im Mittelpunkt.
Im Rahmen der Veranstaltung „Seelische Gesundheit in der DDR – Hilfe, Verwahrung, Missbrauch“ stellten am 23. Juni 2023 die einzelnen Arbeitsgruppen ihre aktuellen Erkenntnisse in Rostock einem breiten Publikum vor. Die kostenlose Veranstaltung fand im Hörsaal des Zentrums für Nervenheilkunde der Universitätsmedizin Rostock statt. Eingeladen waren alle Interessierten, die sich über den aktuellen Stand der DDR-Aufarbeitung informieren wollten. Während der Pausen gab es die Möglichkeit mit den Forscher*innen bei einem kleinen Imbiss im gemütlichen Kaminzimmer der Universitätsmedizin Rostock ins Gespräch zu kommen.
Die Eröffnung und Begrüßung der Veranstaltung erfolgte über Prof. Dr. Hans J. Grabe (Universitätsmedizin Greifswald), der die Teilnehmenden als Moderator durch die gesamte Veranstaltung führte. In ihren Grußworten wiesen Steffen Bockhahn (Senator für Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule, stellv. Oberbürgermeister), Prof. Dr. Bernd Krause (Prodekan und stellv. Dekan der Universitätsmedizin Rostock) und Anne Drescher (Landesbeauftragte für Mecklenburg-Vorpommern für die Aufarbeitung der SED-Diktatur) auf die Notwendigkeit der historischen Aufarbeitung im Bereich der psychosozialen und psychiatrischen Versorgung in der DDR hin. So gab es einerseits in der ehemaligen DDR viele engagierte Mitarbeitende und Institutionen im Sozial- und Gesundheitswesen, die zum Wohle der Klient*innen und Patient*innen handelten. Anderseits gibt es Hinweise, dass aufgrund politischer Einflussnahme Missstände und Missbrauch in den jeweiligen Einrichtungen verdeckt oder die Entwicklung der Versorgung negativ beeinflusst wurden. Bei vielen Betroffenen wirkte sich dies nachhaltig auf die spätere Gesundheits- und Lebenssituation aus. Erst im Zuge der Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit wurden diese Zusammenhänge langsam deutlich.
Historische Forschung zur Psychiatrie in der DDR
Im Bereich der Psychiatrie gab Prof. Dr. Ekkehardt Kumbier (Universitätsmedizin Rostock) einen Einblick zum aktuellen Stand der historischen Forschung in der DDR. Im Rahmen des Forschungsverbundes „Seelenarbeit im Sozialismus“ beforscht er seit 2019 mit mehreren Kolleg*innen aus der Universitätsmedizin Rostock und Greifswald mittels Befragung von Zeitzeugen und der systematischen Auswertung von archivierten Texten und Veröffentlichungen die Rolle der Psychiatrie in der DDR sowie den Einfluss der SED-Diktatur auf die psychiatrische Versorgung. So entstand neben mehreren Buchpublikationen im Rahmen dieses Projektes in der Zusammenarbeit mit anderen wissenschaftlichen Institutionen eine umfangreiche Literaturdatenbank zur Psychiatrie, Psychotherapie, Psychologie und zum Gesundheitswesen in der DDR, die frei im Dokumentenserver der Universität Rostock eingesehen werden kann.
In seinem Vortrag wies er daraufhin, dass ähnlich wie in Westdeutschland die Entwicklung der Psychiatrie in der DDR zwischen 1945 und 1949 stark durch die Kriegsfolgen beeinflusst war. Personalmangel, zerstörte und zweckentfremdete Kliniken, Flüchtlingsbewegungen und eine schlechte materielle Grundausstattung beherrschten den Alltag der Psychiatrie. Erste Bemühungen die psychiatrische Versorgung weiterzuentwickeln und neu zu organisieren fanden in den darauffolgenden Jahrzehnten unter anderem im Rahmen der Rodewischer Thesen (1963) oder der Brandenburger Thesen (1974) statt, die den Aufbau einer modernen gemeindepsychiatrischen Versorgung, eine Öffnung gegenüber internationalen Einflüssen und eine Liberalisierung der Psychiatrie beinhalteten. Trotz dieser öffentlichen Impulse kam es in der Praxis nur in wenigen Regionen zur Umsetzung dieser Ziele. Die Gründe hierfür waren fehlende finanzielle und personelle Möglichkeiten aufgrund der wirtschaftlichen Gesamtsituation der DDR. Ebenso verhinderten die staatliche Einflussnahme (zum Beispiel im Zuge eines Verbots von statistischen Veröffentlichungen im Zusammenhang mit Suiziden und Alkohol in den psychiatrischen Institutionen), der fehlende politische Wille und die verhärteten Strukturen eine flächendeckende Weiterentwicklung der psychiatrischen Versorgung in der DDR.
Prof. Dr. Ekkehardt Kumbier
In seinem Vortrag wies er daraufhin, dass ähnlich wie in Westdeutschland die Entwicklung der Psychiatrie in der DDR zwischen 1945 und 1949 stark durch die Kriegsfolgen beeinflusst war. Personalmangel, zerstörte und zweckentfremdete Kliniken, Flüchtlingsbewegungen und eine schlechte materielle Grundausstattung beherrschten den Alltag der Psychiatrie. Erste Bemühungen die psychiatrische Versorgung weiterzuentwickeln und neu zu organisieren fanden in den darauffolgenden Jahrzehnten unter anderem im Rahmen der Rodewischer Thesen (1963) oder der Brandenburger Thesen (1974) statt, die den Aufbau einer modernen gemeindepsychiatrischen Versorgung, eine Öffnung gegenüber internationalen Einflüssen und eine Liberalisierung der Psychiatrie beinhalteten. Trotz dieser Impulse und zahlreichen Fachveranstaltungen kam es in der Praxis nur in wenigen Regionen zur Umsetzung dieser Ziele. Die Gründe hierfür waren fehlende finanzielle und personelle Möglichkeiten aufgrund der wirtschaftlichen Probleme der DDR. Aber auch die staatliche Einflussnahme (zum Beispiel im Zuge eines Verbots von statistischen Veröffentlichungen im Zusammenhang mit Suiziden und Alkohol in den psychiatrischen Institutionen), fehlender politischer Wille und die verhärteten bürokratischen Strukturen verhinderten es die psychiatrische Versorgung in der DDR flächendeckend weiterzuentwickeln.
Dr. Kathleen Hack
In dem darauffolgenden Vortrag von Dr. Kathleen Haack von der Universitätsmedizinen Greifswald und Rostock, die ebenfalls im Forschungsverbund „Seelenarbeit im Sozialismus“ aktiv ist, wurde deutlich, dass die DDR nicht gleich DDR ist. So gab es in vielen psychiatrischen Versorgungsregionen unterschiedliche Entwicklungen und Arrangements mit den gegebenen politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Am Beispiel des Reformpsychiaters Klaus Weise rekonstruierte sie in Leipzig, dass es durchaus möglich war, Entwicklungen in der DDR jenseits und diesseits von politischen Vorgaben voranzutreiben. Allerdings ließen sich diese Entwicklungen nur im Rahmen von individuellen Möglichkeiten und persönlichen Netzwerken realisieren.
Maite Gabriel & Prof. Dr. Silke B. Gahleitner
Erfahrungenin DDR-Kinderheimen Bewältigung und Aufarbeitung
Vor der Pause berichteten Prof. Dr. Silke B. Gahleitner und Maite Gabriel von der Alice Salomon Hochschule Berlin aus einem Teilprojekt des Forschungsverbundes Testimony (Erfahrungen in DDR-Kinderheimen Bewältigung und Aufarbeitung) über die Erfahrung und Bewältigung ehemaliger Heimkinder in der DDR. Hierzu interviewten sie ehemalige Heimkinder über ihre Erlebnisse. Über alle Heimeinrichtungen hinweg berichteten die Befragten über physische, psychische und sexualisierte Gewalterfahrungen. Viele der Befragten zogen sich zurück und schwiegen über die Gewalterlebnisse. Die Folgen der Gewalterfahrungen im späteren Leben umfassten ein umfangreiches Spektrum von Schuld- und Schamgefühlen sowie physischen, soziökonomischen und sozialen Folgeerscheinungen. Erst durch die gesellschaftliche Aufarbeitung und langsam fortschreitende Anerkennung der damaligen Missstände entwickelten die Betroffenen alternative Formen der Bewältigung (Selbsthilfe, Schreiben, Sprechen, Auseinandersetzung mit der Biografie und den damaligen Missständen). Aufgrund der Zusammenhänge zwischen der gesellschaftlichen Anerkennung und den individuellen Bewältigungsversuche machten die beiden Referentinnen auf die Notwendigkeit einer bereiten Unterstützung der Betroffenen aufmerksam, die sowohl gesellschaftliche, rechtliche als auch mediale Aspekte aufgreift. Die aktuellen Unterstützungsmöglichkeiten wie Psychotherapie, Beratung oder finanzielle Entschädigung sind in diesem Kontext noch zu hochschwellig, um die Betroffenen bei der Bewältigung zu unterstützen.
Nach der Pause stellte Frau Priv.-Doz. Dr. Felicitas Söhner von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf ein weiteres Teilprojekt des Forschungsverbundes Testimony vor. In ihrem Projekt ging es um die Perspektive von Mitarbeitenden aus den ehemaligen Heimeinrichtungen der DDR. Im Rahmen von Interviews mit Fachkräften aus der Psychologie, Medizin und Pädagogik ging sie unter anderem den alltäglichen Abläufen und Erfahrungen, fachlichen Handlungskompetenzen und dem Umgang mit schwierigen Situationen oder traumatisierten Klient*innen im professionellen Alltag nach. Auch hier gab es sehr heterogene Äußerungen der ehemaligen Fachkräfte zu den Erlebnissen und Erfahrungen in den Heimen. Einige Fachkräfte berichteten über die Bedeutung der Heime als wichtigen Schutzraum und das Gewalt gegenüber den Klient*innen durch das Personal allgemein stark sanktioniert wurde. Andere Fachkräfte berichteten über verschiedene Formen der Gewalt wie physische Gewalt, psychische Gewalt, soziale Isolation oder körperlichen Zwang durch das Personal als auch unter den Klient*innen. Oftmals empfanden die Befragten eine geringe Handlungsfähigkeit, um die Gewalthandlungen von Kolleg*innen in den Heimeinrichtungen zu unterbinden. So gab es keine institutionellen Unterstützungs- oder Beratungsmöglichkeiten. Zudem fehlte es allgemein an personeller Ausstattung. Besonders verdeckte Formen der Gewalt waren schwer zu unterbinden und in den Heimeinrichtungen zu kontrollieren. Viele der Fachkräfte reagierten auf diese Situation mit Resignation, Schweigen, suchten das Gespräch mit den Betroffenen oder wechselten die Einrichtungen beziehungsweise orientierten sich beruflich um. Trotz der unterschiedlichen Deutungsmuster weisen die Ergebnisse darauf hin, dass es in der ehemaligen DDR auf der strukturellen und institutionellen Ebene viel zu wenig Möglichkeiten gab, um Missbrauchs- und Gewaltvorfälle in den Heimen durch das Personal zu unterbinden.
Dr. Felicitas Söhner
Selbstorganisierte Resilienzbildung und die psychische Gesundheit von ehemaligen Wochenkrippenkindern in der DDR
Ausgehend von der Rostocker Längsschnittstudie, die seit 1970 bis heute die Entwicklung von 207 Familien untersucht, beschäftigte sich Priv.-Doz. Dr. Olaf Reis von der Klinik für Psychiatrie, Neurologie, Psychosomatik und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter der Universitätsmedizin Rostock mit dem intergenerationalen Familienwandel und der Resilienzbildung bei Familien seit der Wende. In Interviews mit ostdeutschen Familien und in seinem Buch “Nischen im Wandel” arbeitete er heraus, dass der familiäre Umgang mit der DDR in den Familien unterschiedlich verlief. So gab es Familien (verbundene Familien) deren Mitglieder sich systemnah verhielten und die Werte der DDR annahmen. Andere (balancierte) Familien nutzen zwar die institutionellen Möglichkeiten der DDR ohne deren Werte jedoch vollständig zu übernehmen. Zudem gab es (separierte) Familien, welche sich gänzlich dem staatlichen System verweigerten und dadurch oftmals staatliche Sanktionen erlitten. Das spezifische Verhältnis zwischen diesen drei Familientypen und der Staatsgesellschaft bezeichnete Olaf Reis als Nischen, die im Kontext der damaligen gesellschaftlichen Bedingungen resilienzfördernde Eigenschaften hatten. Im Zusammenhang mit den Veränderungen und Belastungen durch die Wende, gelang es nach der Analyse von Olaf Reis vor allem balancierten Familien sich an den neuen Herausforderungen anzupassen, die transgenerationalen Verbindungen zu stabilisieren und ihre Resilienz aufrechtzuerhalten.
Dr. Olaf ReisEva Flemming
Zum Abschluss stellte Eva Flemming von der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin Rostock ihre Studie zur Bindung und psychischen Gesundheit von ehemaligen Wochenkrippenkindern vor. Bei den Wochenkrippen handelte es sich um Einrichtungen, welche auf dem ehemaligen Gebiet der DDR zwischen den 1950er und 1990er Jahren eine durchgängige Betreuung von Kleinkindern ab dem Alter von 6 Lebenswochen ermöglichten. Vor allem Familien mit Eltern in Schichtarbeit, alleinerziehende Familien und Studierende nahmen dieses Angebot in der ehemaligen DDR in Anspruch. Bereits mehrere Studien aus den 1960er Jahren wiesen auf ungünstige Entwicklungsverläufe von Kindern in Wochenkrippen hin, die umso negativer verliefen, je mehr Zeit die Kinder von ihren Eltern isoliert waren. Trotz dieser Erkenntnisse hielt die DDR an dem Konzept der Wochenkrippen bis zur Wende fest. Die aktuelle Rostocker-Studie untersucht bei ca. 250 ehemaligen Wochenkrippenkindern den allgemeinen psychischen Gesundheitszustand und das Bindungsempfinden. Die Daten werden mit Personen aus der Allgemeinbevölkerung verglichen. Bereits jetzt ergaben die vorläufigen Studienergebnisse mit einer Teilstichprobe von 80 Wochenkrippenkindern erhöhte negative Werte bei allen getesteten Variablen (Stresserleben, körperliche Beschwerden, psychische Erkrankungen und Beeinträchtigungen). Darüber hinaus berichteten die ehemaligen Wochenkrippenkinder im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung über vermehrte Schlafstörungen sowie Schwierigkeiten im Aufbau von Bindung zu den eigenen Kindern.
Neben den Fachvorträgen kam es während der Tagung und in den Pausen zu vielen Diskussionen und Gesprächen zwischen den Teilnehmenden und den Referent*innen. Durch das Engagement der Forscher*innen ist es gelungen in den verschiedenen Bereichen den aktuellen Stand der DDR-Aufarbeitung differenziert darzustellen. Trotz der abwechslungsreichen und informativen Vorträge wurde ebenfalls deutlich, dass es gerade im Hinblick auf die Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland noch viele Fragen gibt und die DDR-Aufarbeitung im Bereich des Sozial- und Gesundheitssystems noch in den Anfängen steckt. Im Namen der Veranstalter*innen bedanken wir uns bei allen Referent*innen und Teilnehmenden für die gelungene Veranstaltung und den angenehmen Austausch. Die Präsentationen der Veranstaltung sind hier zu finden:
In diesem Jahr findet am 25., 26. und 27. September 2023 die diesjährige Fachtagung der Aktion Psychisch Kranker e.V. in Berlin statt. An den ersten beiden Tagungstagen (25. und 26. September) werden die “Perspektiven der psychiatrischen Krankenhäuser – Mit und ohne Bett”dargestellt und diskutiert. Im Fokus stehen unter Berücksichtigung der aktuellen Entwicklungen in der Krankenhausreform folgende Themen:
Konzepte und Strategien zur Weiterentwicklung der Behandlungsqualität
Konzepte und Lösungswege für eine entsprechende Personalbemessung bzw. -entwicklungen, Finanzierungssystematiken und Krankenhausplanung
Wege und Konzepte für mehr Ambulantisierung und Flexibilisierung
Personenzentriertes Versorgungsmanagement und die Kooperation im Gemeindepsychiatrischen Verbund
Patienten- und menschenrechtliche Perspektiven in Bezug auf Partizipation, Selbstbestimmung, Zwangsvermeidung und Beschwerdemanagement
Krankenhausbehandlung und (medizinische) Rehabilitation und Teilhabe
Der Fachkräftemangel und notwendige Transformationen werden zudem als Querschnittsthematik im Fokus stehen.
Am dritten Tagungstag (27. September) wird in Kooperation mit dem Bundesnetzwerk Selbsthilfe seelische Gesundheit (NetzG) und weiteren Selbsthilfeorganisationen ein Selbsthilfefachtag zum Thema “Prävention und Selbstfürsorge”stattfinden. Thematische Schwerpunkte werden sein:
Bedeutung von primärer und sekundärer Prävention
Perspektiven der beteiligten Selbsthilfeorganisationen
mögliche und bereits praktizierte Beiträge von Selbsthilfeorganisationen und Selbsthilfeinitiativen im Sinne der sekundären Prävention (Selbstfürsorge)
Verhältnis von Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention
Zusammenarbeit der Angehörigen und der Professionellen in der Prävention
Weitere Informationen zur Tagung und zum Programm finden Sie hier.
Psychosoziale Zentren in Mecklenburg-Vorpommern fordern gemeinsam mit zahlreichen Organisationen und Personen menschenwürdige Unterbringungsbedingungen für Geflüchtete
Zum Weltgeflüchtetentag zeigen sich die Psychosozialen Zentren in Mecklenburg-Vorpommern besorgt und appellieren in einem Positionspapier gemeinsam mit Organisationen der Zivil- und Beratungslandschaft sowie Personen aus Lehre und Wissenschaft für menschenwürdige Unterbringungsbedingungen von Geflüchteten.
Unter den Unterzeichnenden sind unter anderem Professor*innen aus Neubrandenburg und Rostock, der Landesverband für Sozialpsychiatrie Mecklenburg Vorpommern e.V., der Flüchtlingsrat Mecklenburg-Vorpommern e.V., die RAA Schwerin e.V, MIGRANET-MV, STARK MACHEN e.V., Beratungsstelle für Betroffene rechter Gewalt LOBBI MV und zahlreiche weitere Organisationen und Personen.
In dem Positionspapier sprechen sich die Psychosozialen Zentren und die Unterzeichnenden unter anderem für eine Überarbeitung der sog. Gemeinschaftsunterkunftsverordnung, eine zentrale Lage der Unterkünfte mit ausreichender Infrastruktur, für ein Fachkräftegebot zur Betreuung von Geflüchteten, für ein Clearing-Verfahren zur Erfassung vulnerabler Personen und deren adäquate Unterbringung sowie für eine maximale Verweildauer von 6 Monaten in Unterkünften aus. Außerdem fordern sie von verantwortlichen Akteur*innen eine couragierte Haltung und ein deutliches Bekenntnis zur Aufnahme von Geflüchteten, um auf Offenheit und Verständigung in der Aufnahmegesellschaft hinzuwirken.
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