März-Ausgabe des Newsletters der Landesfachstelle: Kinder aus psychisch und/oder suchtbelasteten Familien Mecklenburg-Vorpommern

Mittlerweile ist das Jahr 2023 nicht mehr ganz so neu. Der Frühling steht bereits vor der Tür. Das vergangene Jahr wird wohl als ein Krisenjahr in die Geschichte eingehen: Die COVID-19-Pandemie, der Krieg in der Ukraine und die damit verbundene neue Flüchtlingswelle, die Klima- und die Energiekrise prägten die Schlagzeilen. Aus der Erfahrung der letzten Jahre wissen wir: Die Krise gehört zum Leben dazu. Auch in Familien gibt es turbulente Zeiten, das ist ganz normal. Aber was passiert, wenn eine Familie in eine ernsthafte Krise stürzt oder sogar das Kindeswohl in Gefahr ist? Mit diesen und weiteren Fragen hat sich das Redaktionsteam des Newsletters der Landesfachstelle: Kinder aus psychisch und/oder suchtbelasteten Familien Mecklenburg-Vorpommern in den letzten Wochen intensiv beschäftigt.

Für die aktuelle Ausgabe wurden Expert*innen aus Mecklenburg-Vorpommern zu diesen Themen befragt. So konnten Maria Dahlke vom Kinderschutzbund Mecklenburg-Vorpommern und Anne Port von der Rechtsmedizin der Universitätsmedizin Rostock für zwei interessante Interviews gewinnen werden. Darüber hinaus enthält der Newsletter neue Informationen aus der Landeskoordination: Kinder aus psychisch und/oder suchtbelasteten Familien in Mecklenburg-Vorpommern, die am 01. Januar 2023 zur “Landesfachstelle: Kinder aus psychisch und/oder suchtbelasteten Familien Mecklenburg-Vorpommern” geworden ist und sich personell erweitert hat.

Zudem wird über das geplante zweite Projektforum “Kinder psychisch und/oder suchtbelasteter Familien” – das am 14. Juni 2023 in Linstow stattfinden wird – sowie über das Interessenbekundungsverfahren für regionale Anlauf- und Unterstützungsstellen für Kinder und Jugendliche psychisch belasteter oder suchtbelasteter Familien in Mecklenburg-Vorpommern des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Sport Mecklenburg-Vorpommern informiert.

Der vollständige Newsletter kann unten als PDF heruntergeladen werden. Die Anmeldung zum Newsletter sowie ältere Ausgaben finden Sie hier.

Symposium zur wochenweisen Fremdbetreuung im frühen Kindesalter – Erfahrungen aus der DDR und internationale Perspektiven am 21. und 22. April 2023 in Rostock

In den 1950er und 1960er Jahren wurden in der DDR fast 40.000 Plätze zur wochenweisen Fremdbetreuung von Kindern im Alter zwischen 6 Wochen und 3 Jahren geschaffen. Dazu kamen die Wochenheime für die Kinder ab 3 Jahren. Wochenweise bedeutete, dass diese Kinder Tag und Nacht in der Einrichtung verblieben und zu ihren Eltern nur am Wochenende Kontakt hatten. Diese intensive Betreuungsform galt als ökonomisch und als wichtige Voraussetzung für die Umsetzung der Gleichberechtigung der Frauen – mit teils lebenslangen Folgen für die Kinder. Die letzten derartigen Plätze wurden erst 1992 abgeschafft.

Seit einigen Jahren sind die Geschichte der Wochenbetreuung und die Entwicklung der dort untergebrachten Kinder ins Interesse verschiedener Forschungsprojekte gerückt. Erste Ergebnisse werden auf dem Symposium zur wochenweisen Fremdbetreuung im frühen Kindesalter am 21. und 22. April diskutiert. Dabei kommen auch ehemalige Wochenkinder selbst zu Wort, so wie in der Ausstellung „abgegeben“ von Sophie Linz. Eine solche Fremdbetreuung über Nacht gab es aber nicht nur in der DDR. Deshalb werden auf diesem Symposium auch Forschungsprojekte zu ähnlichen Betreuungsformen in anderen Ländern vorgestellt: zu Wochenkrippen in der damaligen ČSSR sowie zu Säuglingsheimen in der BRD zu jener Zeit und in der Schweiz.

Das Symposium wird als Kooperationsprojekt von der Universitätsmedizin Rostock, der Kunsthalle Rostock, wochenkinder.de und der Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern durchgeführt.

Weitere Informationen zum Programm und zur Anmeldung finden Sie hier im Flyer:

Videovorlesungsreihe Anthropologische Psychiatrie zum Thema Anthropologie von Gesundheit und Krankheit in der Psychiatrie

An der Universitätsmedizin Hamburg-Eppendorf veranstaltet Thomas Bock jährlich eine Vorlesungsreihe zur Anthropologischen Psychiatrie mit verschiedenen Schwerpunkten. Ziel der Vorlesungsreihe ist, ein menschliches Bild von psychischen Erkrankungen zu vermitteln, sie nicht auf die Abweichung von Normen oder die Folge entgleister Transmitter zu reduzieren. Anlässlich der COVID-19-Pandemie findet seit 2020 die Vorlesungsreihe in digitaler Form statt. Die Veranstaltungsreihe ist eine Kooperation der Universität Hamburg mit dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Irre menschlich Hamburg e.V. und psychenet. Dabei engagieren sich zahlreiche Expert*innen und Psychiatrieerfahrene sowie Angehörige.

Im vergangenen Wintersemester 2022/2033 beschäftigte sich die Vorlesungsreihe mit der Anthropologie von Gesundheit und Krankheit in der Psychiatrie. Im Mittelpunkt der Vorlesungen stehen die zutiefst menschlichen Themen und Konflikte von verschiedenen psychischen Störungen wie Depression, Persönlichkeitsstörungen, Zwangs- oder Suchterkrankungen.

Depression – die Eigendynamik eines Schutzmechanismus

Mit Prof. Dr. Thomas Bock, Prof. Dr. Sönke Artl & Rolf Sieck

Depressionen gelten als Volkskrankheit. Sind sie deshalb typisch deutsch? Depressionen sind nicht zu verwechseln mit Trauer, eher ein Zustand der Fühllosigkeit – sind wir unfähig geworden zu trauern? Bis wann ist es ein Schutzmechanismus, nicht zu fühlen, ab wann eine Katastrophe? Welche Bedeutung hat der Verlust des Zeitgefühls? Welche Rolle spielen Belastungen bei der Arbeit und biographische Konflikte. Was hilft und was können wir präventiv tun? Wie gelingt die Balance von Beistand und Entlastung, von Ernst nehmen und Ermutigung?

Bipolar – besondere Spannweite von Stimmung und Antrieb

Mit Prof. Dr. Thomas Bock, Margrit Grötelüschen & Dr. Hans-Peter Unger

Wer aus der Depression auch die Flucht nach vorne ergreift, gilt als bipolar. Die Manie als Gegenpol kann kreativ und schillernd, aber manchmal auch beschämend und zerstörerisch sein. Sie kann den Weg aus der (depressiven) Überanpassung weisen, aber auch die nächste Depression vorbereiten? Was unterscheidet dieses Spannungsfeld von den Stimmungsschwankungen, die wir alle kennen? Ist unser Zeitgefühl entscheidend? Können wir vorher und nachher noch unterscheiden? Wir brauchen ein Gegenüber, um uns zu spiegeln, zu halten, zu begrenzen. Wir brauchen Hilfen, die nicht kränken, die niedrigschwellig und kontinuierlich zur Verfügung stehen, die nahe Angehörige selbstverständlich einbeziehen. Ein starkes Plädoyer für mehr Engagement der PsychotherapeutInnen in Kooperation mit Psychiatrischen Institutsambulanzen und Peer-Support.

Persönlichkeitsstörungen – Wer stört wen warum?

Mit Prof. Dr. Thomas Bock, Dr. Ewald Rahn & Dr. Christiane Tilly

Wir möchten uns unterscheiden, Eigenheit bewahren. Wir sprechen von akzentuierten Persönlichkeiten und von Persönlichkeitsstörungen? Wo ist der Übergang, welche Rolle spielt der soziale Kontext? Was gilt es zu lernen von und für Menschen mit Borderline Erfahrung? Was steckt hinter den vordergründigen Konflikten, hinter Selbstverletzung und Suizidalität? Welche Rolle spielen traumatische Erfahrungen, welche die Ressourcen? Wie schaffen wir es, dass nicht die einen zu viel, die anderen zu wenig Hilfe bekommen? Die Diagnose steht infrage – auch weil wir es schaffen müssen, die persönlichen Konflikte wahrzunehmen und nicht bestimmte Muster zu verstärken. Die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) wurde von Marsha Linehan geprägt, die nach ihrer beruflichen Tätigkeit auch eigene Krankheitserfahrungen offen machte. Die Gesprächspartner plädieren für eine Ergänzung der DBT durch das Trainingsprogram STEPPS ( dt. “Erkennen von Emotionen und Problemlösen systematisch trainieren”), für den Vorrang ambulanter Strukturen und für mehr Respekt vor der Verschiedenheit der Menschen – mit und ohne Diagnosen.

Sucht – eine Form von Suche und Versuchung?

Mit Prof. Dr. Thomas Bock, Dr. Martin Reker, Timo Schüsseler

Sucht ist verbreitet und vielfältig – kann auf Stoff oder Handeln bezogen sein. Es war ein Fortschritt, Sucht nicht mehr als Sünde oder Versagen, sondern als Krankheit zu begreifen; doch die Balance zwischen Abhängigkeit und Freiheit sowie zwischen maßvollem und maßlosem Handeln oder Begehren betrifft jeden Menschen. Anthropologisch haben Rauschzustände eine lange Geschichte; doch waren die möglicherweise früher stärker kulturell eingebunden. Was bedeutet das für die notwendige Vielfalt von Hilfen und Prävention. – Warum haben manche Menschen ein höheres Suchtrisiko als andere? Gibt es Beziehungserfahrungen und Arbeitsbedingungen, die vor Sucht bewahren oder hineintreiben können? Warum sollten Angehörige mehr einbezogen und Strukturen flexibel werden und Therapeuten weniger verurteilen und vollständiger wahrnehmen? Ein Plädoyer für mehr Individualität in der Suchthilfe und mehr Politik in der Prävention.

Angst als überlebenswichtige Fähigkeit / Zwang als Bewältigung?

Mit Prof. Dr. Thomas Bock, Prof. Lena Jelinek & Ralf

Angst ist eine überlebenswichtige Fähigkeit, Angstbewältigung die Basis jede/r Kultur oder Religion. Warum läuft sie manchmal aus dem Ruder? Rituale können Ängste bändigen. Vielleicht bietet unsere Kultur inzwischen zu wenig davon. Greifen wir deshalb auf Zwänge zurück? Wann und warum wird aus dem Schutzmechanismus ein Gefängnis? Welche Rolle spielt Psychotherapie? Ergänzen sich die Schulen? Bewegen sie sich aufeinander zu? Welche Rolle spielt, dass Existenzängste heute berechtigter sind denn je? Wie können wir konstruktiv umgehen mit unserer Angst um die Natur, den Frieden, die Solidarität, unsere Gemeinschaft, um die Welt? Wird die Unterscheidung von gesunder und kranker Angst dann sinnlos?

Psychose – eine besondere Form der Dünnhäutigkeit

Mit Prof. Dr. Thomas Bock, Prof. Dr. Andreas Heinz & Gwen Schulz

Unsere Haut kann durchlässig werden, so dass innere Dialoge zu äußeren werden und reale Bedrohungen / Informationen uns filterlos (be)treffen. So reagieren wir in Psychosen oft schneller nicht nur auf vermeintliche, sondern auch auf reale Gefahren – fast wie Seismographen. Was bedeutet das angesichts der aktuellen Bedrohung der Welt? Zugleich erscheinen Psychosen wie ein Ringen um Selbstverständlichkeit und wie ein Zustand, in dem plötzliche Nähe und Enge bedrohlich wirken kann. Wir brauchen dann für unsere existentielle Versicherung ein Gegenüber, brauchen Beziehungen, die uns spiegeln, halten, zugleich Raum für Autonomie und ein konstruktives therapeutisches Milieu. Wie schaffen wir eine Beziehungs- und Behandlungskultur, die weniger Angst macht, weniger Stigma fördert, Eigen-sein sichert, ohne Schutz zu vernachlässigen? Egal in welchem Setting – ambulant, stationär und aufsuchend zuhause? Welchen besonderen Stellenwert haben Psychotherapie und Genesungsbegleitung?

Mehrwert doppelter Erfahrung – trialogischer Rückblick

Mit Prof. Dr. Thomas Bock, Gwen Schulz, Dr. Sabine Schütze & Marion Ryan

Mit diesem trialogischen Rückblick endet die Vorlesungsreihe zum Thema „Mensch-Sein“. Gemeinsam schauen wir auf allen Themen, ergänzen z.B. die Angehörigenperspektive, suchen nach Gemeinsamkeiten, z.B. den großen Gewinn, den Menschen mit Doppelerfahrung in den Diskurs und in die Versorgung einbringen. Wir plädieren gemeinsam dafür, dass überall in der Psychiatrie psychosozialen Versorgung GenesunsbegleiterInnen und Angehörigen-BeraterInnen beschäftigt werden. Unsere abschließende Reflexion erinnert auch daran, dass diese Vorlesungsreihe insgesamt lange im größten Hörsaal der Uni Hamburg stattfand und viele Menschen auch wegen der spannenden trialogischen Diskussion kamen.

S3-Leitlinie Borderline-Persönlichkeitsstörung

Jährlich erkranken 1 bis 2 % der Menschen in Deutschland zwischen dem 18. und 60. Lebensjahr an einer Borderline-Persönlichkeitsstörung. Dies umfasst rund 1 Million Menschen in Deutschland. Die Borderline-Persönlichkeitsstörung ist im Wesentlichen gekennzeichnet durch eine schwere Störung der Emotionsregulation, schwere impulsive Verhaltensweisen und instabile Beziehungsmuster.

In der psychosozialen, psychotherapeutischen und psychiatrischen Versorgung zählen Betroffene mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung zu einer häufig anzutreffenden Gruppe von Klient*innen und Patient*innen. Obwohl mehrere Langzeitstudien hohe Remissionsraten bei den störungsspezifischen Symptomen nahe legen, weisen viele der Betroffenen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung zahlreiche Beeinträchtigungen in den Bereichen psychosoziales Funktionsniveau, somatische Gesundheit, berufliche und soziale Integration auf, welche sich zumeist als sekundäre Erkrankungsfolgen darstellen und negativ auf die Lebenszufriedenheit und gesellschaftliche Teilhabe auswirken. Ein wesentlicher Faktor bei dieser Entwicklung ist die prekäre Versorgungssituation der Betroffenen im ambulanten und komplementären Bereich. Der Großteil der Behandlung findet im Rahmen von kurzfristigen stationären Kriseninterventionen statt. Dies macht deutlich, dass es bisher nur unzureichend gelungen ist, diese Gruppe angemessen in den außerklinischen Bereichen zu versorgen.

Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) veröffentlichte im November 2022 erstmals eine S3-Leitlinie zur Borderline-Persönlichkeitsstörung, die zahlreiche wissenschaftlich evaluierte Behandlungsempfehlungen beinhaltet, welche von 23 Fachgesellschaften empfohlen und zusammengetragen wurden. Neben Empfehlungen zur Früherkennung der Borderline-Persönlichkeitsstörung, welche sich meist im frühen Jugendalter herausbildet, empfiehlt die Leitlinie psychotherapeutische Behandlungsformen, die an die Besonderheiten der Borderline-Persönlichkeitsstörung angepasst sind und das soziale Umfeld mit einbeziehen.

Die Leitlinie kann hier auf der Internetseite der DGPPN heruntergeladen werden.

Broschüre zur rechtlichen Betreuung psychisch erkrankter Menschen für Angehörige

Im Verlauf einer psychischen Erkrankung kann es immer wieder zu Situationen kommen, in denen der psychisch Erkrankte eine Entscheidung treffen müsste, dies aber nicht kann, weil er die Notwendigkeit, zu handeln, nicht erkennt oder nicht fähig ist, sich für das Notwendige zu entscheiden. Andere, auch nächste Angehörige, können diese Entscheidung nicht ohne weiteres für ihn treffen, sie müssen hierzu legitimiert sein. Diese Legitimation kann eine (schon vorher erteilte) Vollmacht (Vorsorgevollmacht) oder eine gerichtlich angeordnete Betreuung sein. Die rechtlichen Grundlagen und Aufgaben der gerichtlich angeordneten Betreuung sind im Betreuungsrecht geregelt.

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Mit dem Gesetz zur Reform des Vormundschafts- und Betreuungsrecht, das am 01. Januar 2023 in Kraft getreten ist, unterliegt das Betreuungsrecht aktuell einem grundlegenden Wandeln. Hierbei handelt es sich, um den größten Reformprozess seit der Abschaffung der Entmündigung im Jahr 1992. Zu den wichtigsten Inhalten gehört die Stärkung der Selbstbestimmung der betreuten Menschen im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention, die Qualitätssicherung der beruflichen rechtlichen Betreuung, die Anbindung ehrenamtlicher Betreuer*innen an Betreuungsvereine, die Modernisierung des Vormundschaftsrechts sowie Regelungen im Notvertretungsrecht für Ehegatten.

Mittlerweile gibt es viele Informationsmöglichkeiten zum Betreuungsrecht, die jedoch auf die Besonderheiten der rechtlichen Betreuung für psychisch Kranke und seelisch Behinderte nicht näher eingehen. Es macht doch einen Unterschied, ob jemand aufgrund einer körperlichen, geistigen oder eben einer psychischen Beeinträchtigung nicht in der Lage ist, seine Angelegenheiten zu besorgen. Die Besonderheit liegt darin, dass die verschiedenen psychischen Krankheitsbilder und Behinderungen „instabil“ sind, d. h. der Betroffene ist oft nur zeitweise so gestört, dass er nicht mehr selbstverantwortlich handeln kann. Das hat erhebliche, sich von anderen Behinderungsarten unterscheidende Auswirkungen auf die Frage, ob überhaupt, wann und in welchem Umfang eine Betreuung erforderlich wird, und auch darauf, wie der Betreuer sein Amt zu führen hat.

Aus diesem Grund veröffentlichte Landesverband Baden-Württemberg der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen e.V. in Zusammenarbeit mit dem Juristen Dr. Gerwald Meesmann die Broschüre “Die rechtliche Betreuung psychisch kranker Menschen: Was Angehörige wissen müssten Informationen, Fragen und Antworten für Angehörige”. Anliegen dieser Schrift ist es, auf die speziellen, psychisch Erkranktekrankte betreffenden Fragen der rechtlichen Betreuung einzugehen.

Die Broschüre ist hier als PDF abrufbar.

Beitrag zur Versorgungssituation von wohnungslosen Menschen mit psychischen Erkrankungen in der Zeitschrift Sozialmagazin

Menschen, die über keinen eigenen Wohnraum verfügen oder in unverhältnismäßigen Wohnsituationen leben, sind eine der extremsten Formen von sozialer Exklusion ausgesetzt. In den letzten Jahren hat das Phänomen Wohnungslosigkeit aufgrund von gesellschaftlichen Entwicklungen und Ereignissen wie zum Beispiel fehlender bezahlbarer Wohnraum, soziökonomische Segregation, Flüchtlingsbewegungen oder Klimakatastrophen in Deutschland an Bedeutung gewonnen. So berichten die aktuellen Schätzungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V. über eine deutliche Zunahmen von Menschen, welche Unterstützungsangebote der Wohnungslosenhilfe beanspruchen.

Vor allem wohnungslose Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen gehören dabei zu einer Zielgruppe, die oftmals nicht von den bestehenden Beratungs-, Behandlungs- und Unterstützungsangeboten profitiert. Im Gegensatz zu anderen angloamerikanischen Ländern wurde hierzulande die psychische Gesundheits- und Versorgungssituation von wohnungslosen Menschen mit psychischen Erkrankungen lange Zeit marginalisiert und in den Diskursen der Wohnungslosenhilfe sowie psychiatrischen und psychosozialen Versorgung nur selten thematisiert.

Im Rahmen eines Beitrages für die Zeitschrift Sozialmagazin beschäftigte sich Karsten Giertz (Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V.) mit der aktuellen Lebens-, Gesundheits- und Versorgungssituation von wohnungslosen Menschen mit psychischen Erkrankungen. Ausgehend von den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen aus Deutschland diskutiert der Autor spezifische Herausforderungen in der sozialarbeiterischen Unterstützung und macht auf die Bedeutung von Beziehungs- und Netzwerkarbeit in der Integration von wohnungslosen Menschen mit psychischen Erkrankungen aufmerksam.

Der Beitrag kann hier neben weiteren interessanten und lesenswerten Artikeln zum Thema Beziehung in der Sozialen Arbeit auf der Seite der aktuellen Ausgabe des Sozialmagazins erworben werden.

Soziale Teilhabe durch ehrenamtliches Engagement unterstützen: Borschüre des Projektes SeelenBürger

Im Zusammenhang mit den zukünftigen gesellschaftlichen Herausforderungen – wie der erhöhten Belastung des Gesundheitssystems durch den demographischen Wandel oder der Ressourcenknappheit infolge des Klimawandels – spielen die natürlich gegebenen sozialen Ressourcen der Gesellschaft (z. B. Nachbarschaft, informelle Unterstützungsformen, ehrenamtliches Engagement) neben den etablierten privaten und öffentlich Unterstützungsformen eine wichtige Ergänzung, um vor allem die gesellschaftliche Solidarität zu fördern, sozialbenachteiligten Menschen ein würdevolles und selbstbestimmtes Leben in der Gemeinschaft zu ermöglichen und sozialer Vereinsamung entgegenzuwirken.

Seit Jahren beschäftigt sich der Landesverband Gemeindepsychiatrie Baden-Württemberg e.V. mit der Mitwirkung von ehrenamtlich engagierten Bürger*innen in der gemeindepsychiatrischen Versorgung. Durch die Einbeziehung von ehrenamtlichen Strukturen soll die Inklusion und Teilhabe von Menschen mit psychischen Erkrankungen gefördert sowie gesellschaftliche Barrieren wie Stigmatisierung abgebaut werden. Um dieses Vorhaben zu realisieren wurde das Projekt SeelenBürger geschaffen. Hierbei handelt es sich um eine Initiative, die die Wertschätzung und Zukunftsentwicklung des Ehrenamtes sowie eine Steigerung der Attraktivität dieser wichtigen Tätigkeit unter sich ständig verändernden Strukturen thematisiert. Im Zuge dieses Projektes entstand die Broschüre „Ehrenamtliche in der Gemeindepsychiatrie“, welche ausgehend von den regionalen Projekterfahrungen als Leitfaden für Organisationen und Interessierte dient, um die Bemühungen weiterer Akteur*innen zur Gewinnung und Bindung von Bürgerhelfer*innen zu unterstützen.

Neben der kostenfreien digitalen Ausgabe steht die Broschüre auch als Druckexemplar für 3,00 €* (Versandkosten und Bearbeitungsgebühr) zur Verfügung und kann per E-Mail unter info(at)gemeindepsychiatrie-bw.de bestellt werden. Die digitale Ausgabe kann hier als Download heruntergeladen werden.

Save the Date “Personenzentrierte und sozialraumorientierte Unterstützung in hochstrukturierten Behandlungs- und Betreuungssettings” am 05. Mai 2023

Seit Jahren wird eine personenzentrierte und sozialraumorientierte Ausrichtung der psychiatrischen und psychosozialen Versorgung in Deutschland diskutiert. Vor allem mit dem Inkrafttreten der dritten Reformstufe des Bundesteilhabegesetzes steht die im SGB IX neu geregelte Eingliederungshilfe vor der Herausforderung, ihre Leistungen stärker als bisher personenzentriert und sozialraumorientiert auszurichten.

Für Menschen mit psychischen Erkrankungen ist die erfolgreiche Umsetzung der Konzepte Personenzentrierung und Sozialraumorientierung in der Praxis von höchster Relevanz. Allerdings fand eine fachliche Auseinandersetzung mit dem Konzept Sozialraumorientierung und mit den spezifischen sozialraumorientierten Unterstützungsmethoden unter Berücksichtigung der besonderen Belange von Menschen mit psychischen Erkrankungen in der Sozialpsychiatrie bisher nur unzureichend statt.

Insbesondere in hochstrukturierten Settings wie den besonderen und geschlossenen Wohnformen sowie bei Klient*innen mit komplexen Unterstützungsbedarfen bestehen diverse Herausforderungen bei der Umsetzung von personenzentrierten und sozialraumorientierten Unterstützungsformen.

Der Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. und der Verein EX-IN Mecklenburg-Vorpommern e.V. veranstalten deshalb am 05. Mai 2023 zwischen 09:00 und 16:30 Uhr eine Fachtagung zu diesem Thema. Die Veranstaltung findet im Technologie Zentrum, Alter Holzhafen 19 in 23966 Wismar statt.

Im Rahmen von Fachvorträgen und Workshops soll ein Diskurs in Mecklenburg-Vorpommern angeregt werden, der sowohl die fachlichen und rechtlichen Anforderungen als auch die Herausforderungen in der Umsetzung von sozialraumorientierten Unterstützungen aufgreift. Im Vorfeld der Fachtagung veranstaltet der Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. seine 28. Mitgliederversammlung. Die Einladung und das finale Programm werden Ende Februar veröffentlicht. Weitere Informationen finden Sie unter www.sozialpsychiatrie-mv.de.

Die Einladung als PDF finden Sie hier:

Beitrag “Der Preis der Psychotherapie – Argumente für eine Wiederbelebung der sozialen Perspektive im psychotherapeutischen Denken und handeln” im Psychotherapie Forum

Psychotherapie findet nicht in einem neutralen, werte- und herrschaftsfreien Raum statt, sondern bildet gesellschaftliche Strukturen und Prozesse ab. Sie ist Teil gesellschaftlichen Handelns. Die Flucht- und Migrationsbewegungen als auch die Corona-Pandemie – sowie die Politiken im Umgang mit diesen Phänomenen – verstärkten in den letzten Jahren das Auseinanderdriften von gesellschaftlichen Bewegungen bzw. die Polarisierung und Radikalisierung von Gesellschaften. Die Fachzeitschrift Psychotherapie Forum beschäftigt sich daher in der Dezember-Ausgabe mit den Fragestellungen: (Wie) Beeinflussen Gesellschaften die Psychotherapie, die Rollen der Psychotherapeut*innen sowie die psychotherapeutische Praxis? (Wie) Beeinflusst Psychotherapie die Gesellschaft/en? 

Hierzu setzte sich unter anderem die Autor*innengruppe um Silke Brigitta Gahleitner (Alice Salomon Hochschule), Karsten Giertz (Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V.), Cornelia Caspari (Kreisklinik Ebersberg), Peter Caspari (IPP München) und Heiner Keupp (IPP München) in ihrem Beitrag Der Preis der Psychotherapie – Argumente für eine Wiederbelebung der sozialen Perspektive im psychotherapeutischen Denken und Handeln mit der Verdrängung der gesellschaftlichen und psychosozialen Perspektive in der psychotherapeutischen Versorgung durch die Einführung der Richtlinienpsychotherapie in Deutschland, der eindimensionalen Diagnostik durch die ICD ohne Einbeziehung von wichtigen Konzepten wie Lebenswelt, Sozialraum und Ressourcenorientierung sowie der starren Fixierung auf Effektivitätsnachweisen nach RCT-Modellen kritisch auseinander. Gerade Patient*innen mit komplexen psychischen Problemlagen werden durch diese Entwicklungen von der psychotherapeutischen Versorgung nur marginal erfasst. Im Anschluss diskutieren sie notwendige Veränderungen innerhalb der Praxis und Profession der Psychotherapie.

Darüber hinaus enthält die Ausgabe weitere lesenswerte Beiträge, die sich mit dem Einfluss von gesellschaftlichen Entwicklungen auf die Psychotherapie aber auch mit der gesellschaftlichen Rolle von Psychotherapie kritisch auseinandersetzen. Alle Artikel können als PDF hier frei eingesehen werden.

Ankündigung digitale Fachtagung “Kooperation und Netzwerke in der psychosozialen Arbeit” am 11. Mai 2023

Zahlreiche Klient*innen in der psychosozialen Versorgung weisen häufig einen sehr komplexen Unterstützungsbedarf auf. Benötigt wird daher nicht selten auch ein komplexes Unterstützungssystem. Zudem weisen viele Forschungsergebnisse darauf hin, dass gerade multiprofessionelle und systemübergreifende Formen der Versorgung zur Personen- und Bedarfsorientierung beitragen. Die Praxis zeigt jedoch, dass die Etablierung einer vernetzten Versorgung mit vielen Hürden verbunden ist. So erschweren finanzielle Rahmenbedingungen, gesetzliche Fragmentierungen des Versorgungssystems, professionsbezogene Anerkennungskonflikte und abweichende Logiken zwischen den beteiligten Berufsgruppen oftmals eine personenzentrierte und bedarfsgerechte Planung und Umsetzung von psychosozialen Unterstützungsmöglichkeiten.  

Der Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. veranstaltet in Kooperation mit dem European Centre for Clinical Social Work e.V., der Hochschule Coburg, der Fachhochschule Campus Wien, dem Verein EX-IN Mecklenburg-Vorpommern e.V., der Landeskoordination: Kinder aus psychisch und/oder suchtbelasteten Familien Mecklenburg-Vorpommern und dem Netzwerk A: aufklaren | Expertise und Netzwerk für Kinder psychisch erkrankter Eltern des Trägers Paritätische Hamburg am 11. Mai 2023 zwischen 09:00 bis 16:00 Uhr die digitale Fachtagung „Kooperation und Netzwerke in der psychosozialen Arbeit”. Die Fachtagung richtet sich an Mitarbeitende aus den verschiedenen Arbeitsfeldern der psychosozialen Praxis, an Studierende sowie an Wissenschaftler*innen aus den Bereichen der Sozial- und Gesundheitswissenschaften. Die Anmeldung und Teilnahme sind kostenlos. 

Im Rahmen der Fachtagung können noch Vorträge mit dem Schwerpunkt „Kooperation und Netzwerke in der psychosozialen Arbeit” eingereicht werden. Zudem bietet die Fachtagung die Möglichkeit auch Vorträge zu neuen Forschungsprojekten, Erkenntnissen aus aktuellen Studien, Methoden oder Interventionsformen in der psychosozialen Versorgung einzureichen. Besonders hervorzuheben ist die Möglichkeit für Nachwuchswissenschaftler*innen Posterpräsentationen für die Fachtagung zu gestalten. Bei Interesse können ab sofort bis zum 31. März 2023 kurze Abstracts für Vorträge oder Posterpräsentationen eingereicht werden. 

Informationen zur Fachtagung und zu den Einreichungen finden Sie hier in der Ankündigung als PDF.

Das finale Tagungsprogramm und die Anmelde- und Zugangsmodalitäten werden zwischen März und April 2023 auf dieser Internetseite und über das European Centre for Clinical Social Work e.V. veröffentlicht.