Neues Fortbildungsangebot “Borderline-Persönlichkeitsstörung: Methoden und Konzepte der Unterstützung”

Neues Fortbildungsangebot “Borderline-Persönlichkeitsstörung: Methoden und Konzepte der Unterstützung”

Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung gehören zu einer Gruppe von Patient*innen und Klient*innen, die besonders häufig in der psychosozialen und psychiatrischen Versorgung auftreten. Sie weisen schwere Symptome wie instabile zwischenmenschliche Beziehungsmuster, emotionale Instabilität, Störungen der Impulskontrolle und selbstverletzendes Verhalten auf. Aufgrund der Schwere der Erkrankungen nehmen die Betroffenen häufig eine Vielzahl von psychiatrischen und psychosozialen Unterstützungsleistungen in Anspruch. Auch die Mitarbeitenden werden bei der Unterstützung dieser Zielgruppe mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert.

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Das Seminar gibt eine Einführung in die Epidemiologie, Ätiologie, Symptomatologie und Versorgungssituation der Borderline-Persönlichkeitsstörung. Darüber hinaus werden praxisnahe Methoden und psychosoziale Interventionen vorgestellt, welche insbesondere Mitarbeitende der psychosozialen Versorgung anwenden können, um Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung angemessene Unterstützung anbieten zu können.

Das neue Fortbildungsangebot des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. richtet sich an alle Mitarbeitenden aus den verschiedenen psychosozialen und psychiatrischen Arbeitsfeldern. Einen Flyer zum Fortbildungsangebot finden Sie hier:

Weitere Informationen zu den Inhalten, zur Anmeldung und zu den Kosten können Sie auch hier abrufen.

Einladung und Programm zur Onlinefachtagung “Digitalisierung und neue Perspektiven in der psychosozialen Arbeit” am 20. Mai 2022

Einladung und Programm zur Onlinefachtagung “Digitalisierung und neue Perspektiven in der psychosozialen Arbeit” am 20. Mai 2022

Der Einsatz digitaler und internetbasierter Technologien hat im Rahmen von gesellschaftlichen Digitalisierungsprozessen in der Beratung, in der psychosozialen Versorgung und in der Praxis der Klinischen Sozialarbeit an Bedeutung gewonnen.

Im Zuge der digitalen Transformation kam es in vielen gesellschaftlichen Bereichen zu grundlegenden strukturellen Veränderungen der Lebenswelten und Kommunikationsformen. Die breite gesellschaftliche Verwendung der vielfältigen digitalen und internetbasierten Technologien sowie der neuen Medien geht mit einer höheren Flexibilisierung und Beschleunigung der sozialen und wirtschaftlichen Lebenswelt sowie des allgemeinen Kommunikations- und Informationsverhaltens einher. Eingebettet in diesen gesellschaftlichen strukturellen Wandel müssen sich auch soziale Organisationen sowie psychosoziale Unterstützungs- und Beratungsangebote mit den veränderten Lebenswelten ihrer Zielgruppen auseinandersetzen.

Neben den durch die digitale Transformation einhergehenden neuen Herausforderungen für die Methodik, Interventionen und organisatorischen Arbeitsweisen, verspricht der Einsatz von digitalen Technologien in der Beratungspraxis auch eine Vielfalt an neuen Möglichkeiten und Chancen im Rahmen der Niedrigschwelligkeit, Flexibilität und Anonymität.

Damit gehören digitale Kommunikations- und Unterstützungsangebote neben traditionellen persönlichen Konsultationen zu einem wichtigen Medium für Gesundheitsfragen. Auch die räumliche und zeitliche Flexibilisierung durch digitale Formen der Unterstützungs- und Kommunikationsangebote erleichtert den Zugang zu verschiedenen psychosozialen Angeboten für viele Menschen.

Anlässlich dieser Entwicklung veranstaltet das European Centre of Clinical Social Work e.V. in Kooperation mit dem Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V., der Fachhochschule Wien, dem Institut für Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V., dem Verein EX-IN Mecklenburg-Vorpommern e.V., dem Schweizer Fachverband Soziale Arbeit im Gesundheitswesen und der Hochschule Neubrandenburg am 20. Mai 2022 die digitale Fachtagung „Digitalisierung und neue Perspektiven in der psychosozialen Arbeit“. Die Fachtagung findet zwischen 09:00 bis 16:00 Uhr statt.

Im Rahmen der Fachtagung sind digitale Vorträge und Posterpräsentationen mit dem Schwerpunkt „Digitalisierung in der psychosozialen Arbeit“ geplant. Die Einladung mit dem vollständigen Programm kann hier heruntergeladen und eingesehen werden.

Eine detaillierte Übersicht des Programms mit den Abstracts zu den einzelnen Beiträgen finden Sie hier.

Die Fachtagung richtet sich insbesondere an Mitarbeiter*innen aus verschiedenen Arbeitsfeldern der psychosozialen Praxis, aber auch explizit an  Studierende der (Klinischen) Sozialarbeit sowie an Wissenschaftler*innen und Forschende aus den Bereichen der Sozial- oder Gesundheitswissenschaften.

Die Anmeldung und Teilnahme sind kostenlos. Aufgrund der begrenzten Kapazitäten bitten wir um Anmeldung und Auswahl des interessierenden Panels unter folgendem Link.

Weitere Informationen finden Sie auf www.eccsw.eu oder können Sie unter info@eccsw.eu erfragen.

Fachtagung “Sozialpsychiatrie heute – keine Zukunft ohne Partizipation!?” online am 17. Mai 2022

Bei der Entwicklung, Planung und Evaluation von psychiatrischen und psychosozialen Behandlungs- und Unterstützungsangeboten hat in den letzten Jahren die partizipative Einbeziehung von Menschen mit psychischen Erkrankungen durch Selbsthilfeinitiativen und -bewegungen, durch zunehmende Forschungsaktivitäten sowie durch gesetzliche Reformprozesse wie die UN-Behindertenrechtskonvention und das Bundesteilhabegesetz an Bedeutung gewonnen.

Gerade durch das Bundesteilhabegesetz wurde die gesetzlich verpflichtende Grundlage für Leistungsträger und Leistungserbringer geschaffen, Menschen mit psychischen Erkrankungen oder mit anderen Behinderungen aktiv und auf gleicher Augenhöhe in die Planung, Durchführung und Evaluation von psychiatrischen und psychosozialen Unterstützungsangeboten einzubeziehen. Zudem ist die partizipative Beteiligung von Menschen mit psychischen Erkrankungen eng mit den Konzepten von Empowerment und Recovery verbunden.

Um die Entwicklung der verschiedenen Formen von Peer Support und Peer Involvement in Mecklenburg-Vorpommern zu fördern und die Mitarbeitenden der psychiatrischen Versorgung angesichts der aktuellen Herausforderungen in der Umsetzung von Partizipation, Teilhabe und Personenzentrierung in der Praxis durch gesetzliche Reformprozesse methodisch und fachlich zu unterstützen, findet am 17. Mai 2022 die gemeinsame Fachtagung des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. und des Vereins EX-IN Mecklenburg-Vorpommern e.V. zwischen 12:30 bis 15:30 Uhr statt.

Darüber hinaus wird das Konzept und das Vorhaben der Landesarbeitsgruppe Partizipation Mecklenburg-Vorpommern vorgestellt. Hierbei handelt es sich um eine gemeinsame Initiative des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. und des Vereins EX-IN Mecklenburg-Vorpommern e.V., welche sich an alle interessierten Verbände, Organisationen und Personen aus Mecklenburg-Vorpommern richtet. 

An der Fachtagung am Nachmittag ab 12:30 Uhr können alle interessierten Personen kostenfrei teilnehmen. Im Vorfeld der Fachtagung führt der Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. ab 09:30 Uhr seine 27. Mitgliederversammlung durch, die sich an die Mitglieder des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. und eingeladene Gäste richtet.

Weitere Informationen zur Anmeldung und zum Programm finden Sie hier im Tagungsflyer.

Online Seminar “Schwer erreichbare Klient*innen in der sozialpsychiatrischen Beratung und Versorgung” am 5. Juli 2022

Online-Seminar “𝗦𝗰𝗵𝘄𝗲𝗿 𝗲𝗿𝗿𝗲𝗶𝗰𝗵𝗯𝗮𝗿𝗲 𝗞𝗹𝗶𝗲𝗻𝘁*𝗶𝗻𝗻𝗲𝗻 𝗶𝗻 𝗱𝗲𝗿 𝘀𝗼𝘇𝗶𝗮𝗹𝗽𝘀𝘆𝗰𝗵𝗶𝗮𝘁𝗿𝗶𝘀𝗰𝗵𝗲𝗻 𝗕𝗲𝗿𝗮𝘁𝘂𝗻𝗴 𝘂𝗻𝗱 𝗩𝗲𝗿𝘀𝗼𝗿𝗴𝘂𝗻𝗴” am 5. Juli 2022

Online Seminar der Deutschen Vereinigung für Soziale Arbeit im Gesundheitswesen e.V. am 5. Juli 2022, 15:30 bis 17:00 Uhr

In der psychosozialen Arbeit wird immer wieder über Klient*innen berichtet, die schwer erreichbar sind, die professionelle Mitarbeiter*innen vor erheblichen Herausforderungen stellen und die nicht in der beabsichtigten Weise von den bestehenden Versorgungssystemen profitieren. Die als schwer erreichbar bezeichneten Klient*innen zeichnen sich durch komplexe psychische und multiple Problemlagen aus. Für die Bezeichnung dieser unterschiedlichen Personengruppen hat sich in der Literatur der Klinischen Sozialarbeit der Begriff „hard to reach“ durchgesetzt. Das von Karsten Giertz (Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V.) und Lisa Große (ASH Berlin) durchgeführte Web-Seminar befasst sich mit der aktuellen Versorgungsproblematik von Hard-to-reach-Klient*innen in der psychiatrischen und psychosozialen Beratung und Versorgung.

Hierzu werden die wissenschaftlichen Erkenntnisse unter anderem zur psychiatrischen Wohnungslosenforschung, zur Forschung der „Hart-to-reach-Problematik“ und zur Heavy-User-Forschung vorgestellt und zusammengefasst. Ausgehend von den wissenschaftlichen Erkenntnissen werden Konsequenzen für die psychosoziale Praxis und Chancen für die psychiatrische Versorgung aufgezeigt.

Weitere Informationen zur Anmeldung finden Sie hier auf der Seite der DVSG:

Themenheft Resilienz und Resilienzförderung in der psychosozialen Praxis

Der Begriff Resilienz bezeichnet die psychische Widerstandsfähigkeit eines Menschen gegenüber biologischen, psychologischen und sozialen Risikosituationen. Dabei bezieht sich der Begriff auf die individuellen Fähigkeiten eines Menschen belastende Hochrisikosituationen durch personelle und umweltbezogene Kompensationsmöglichkeiten erfolgreich zu bewältigen. Im Zusammenhang mit den zunehmenden psychosozialen Belastungen aufgrund von gesellschaftlichen Krisen – wie zum Beispiel der COVID-19-Pandemie oder den globalen Auswirkungen des Krieges in der Ukraine – hat das Konzept der Resilienz in der Förderung zur psychischen Gesundheit und in der Prävention von psychischen Erkrankungen in der Bevölkerung an Bedeutung gewonnen.

Aber wie können die wesentlichen Resilienzfaktoren in der Bevölkerung konkret gefördert werden? Welche Konzepte von Resilienz und Resilienzförderung in der psychosozialen Praxis gibt es? Wie lassen sich gesundheitsfördernde Maßnahmen aus den bestehenden Resilienzkonzepten für Zielgruppen der psychosozialen und psychiatrischen Versorgung ableiten?

Mit diesen Fragestellungen beschäftigt sich das Themenheft “Resilienzförderung in der Klinischen Sozialarbeit” der “Zeitschrift Klinische Sozialarbeit – Zeitschrift für psychosoziale Praxis und Forschung”. Zu Beginn gibt Klaus Fröhlich-Gildhoff eine Einführung zur Resilienz sowie zu den wesentlichen Resilienzfaktoren und ihre Förderung. Ausgehend von dem Konzept der “resilient community” zur Förderung der Teilhabechanchen und Gesundheit durch Gemeinwesenarbeit beschreibt Yvonne Kahl die Potenziale der Resilienzstärkung durch die Sozialraumorientierung in der Arbeit mit Menschen mit psychischen Erkrankungen in der Eingliederungshilfe. Tim Middendorf befasst sich in seinem Beitrag mit der Resilienzförderung im Studium der Sozialen Arbeit. Zum Abschluss geht Anna Lena Rademaker auf die Resilienzförderung von jungen Menschen im Kontext der COVID-19-Pandemie ein und betont dabei, dass die Lebenswelt der jungen Menschen zum Ausgangspunkt für Information, Aufklärung, Gesundheitsförderung und Prävention zu nehmen ist.

Das bereits im September 2020 veröffentlichte Themenheft ist seit diesem Monat auf der Internetseite des ZKS Verlages kostenfrei als PDF abrufbar.

Stärkenorientierte Fallarbeit in der sozialpsychiatrischen Praxis: Kostenloses Fortbildungsangebot für Mitglieder des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V.

Stärkenorientierte Fallarbeit in der sozialpsychiatrischen Praxis: Ein kostenloses Fortbildungsangebot für Mitglieder des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V.

In den letzten Jahren wurde im Zusammenhang mit zahlreichen gesetzlichen Reformen, Leitlinien und Empfehlungen eine recovery-, ressourcen- und stärkenorientierte Perspektive in der psychosozialen und psychiatrischen Versorgung verankert. Vor allem das Bundesteilhabegesetz hat dazu beigetragen, dass “die verfügbaren und aktivierbaren Selbsthilferessourcen des Leistungsberechtigten” sowohl im Gesamtplanverfahren bei der Ermittlung des individuellen Unterstützungsbedarfes als auch in der direkten Umsetzung von Unterstützungsleistungen zur sozialen Teilhabe zu beachten und zu dokumentieren sind. In der psychosozialen und psychiatrischen Praxis ist jedoch oftmals noch unklar, wie die individuellen Stärken und Ressourcen von Klient*innen für den Unterstützungsprozess systematisch ermittelt und zur Förderung der sozialen Teilhabe konkret nutzbar gemacht werden können.

Die stärkenorientierte Fallberatung ist ein neues Fortbildungsangebot für Mitarbeitende der psychiatrischen und psychosozialen Versorgung des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. zur Umsetzung von Instrumenten und Methoden der stärken- und ressourcenorientierten Arbeit. Begleitet und moderiert wird die stärkenorientierte Fallberatung von der Expertin Prof. Dr. Corinna Ehlers.

Im kollegialen Austausch können die Teilnehmer*innen Haltungen reflektieren, (komplexe) Fallsituationen analysieren und die Anwendung von Methoden der ressourcen- und stärkenorientierten Arbeit diskutieren. Zu Beginn jeder Sitzung erfolgt eine kurze inhaltliche und methodische Einführung zur stärkenorientierten Arbeit. Im Anschluss werden anonymisierte Fallbeispiele, die die Teilnehmer*innen selbst einbringen, strukturiert besprochen. Bei der Fallarbeit setzen die Teilnehmer*innen verschiedene Instrumente – wie die Stärkenkarte – ein und entwickeln Lösungsideen für ihre Praxis. Die Teilnehmer*innen können die Treffen nutzen, um sich praxisnah auszutauschen, voneinander zu lernen und so ihre Professionalität zu stärken.

Die stärkenorientierte Fallberatung ist ein kostenloses Angebot des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. ausschließlich für seine Mitglieder. Informationen zu den Terminen und Anmeldemodalitäten finden Sie hier oder im dazugehörigen Flyer der Veranstaltung.

Eine kurze allgemeine Einführung in die Theorien und Methoden der stärkenorientierten Praxis im Kontext der qualifizierten Assistenz finden Sie hier in einem Buchbeitrag von Corinna Ehlers und Karsten Giertz. 

Neuerscheinung Gewalt und ihre Folgen

Traumatisierungen durch schwere physische und psychische Gewalterfahrungen sowie durch sexuelle oder körperliche Misshandlungen gehen mit zahlreichen langfristigen gesundheitlichen Folgen einher, welche sich sowohl auf der psychischen als auch auf der körperlichen Ebene äußern.

In Deutschland wird die Prävalenz von Traumafolgestörungen zwischen 1,5 und 2 % geschätzt. Dabei weisen vor allem Zielgruppen der psychosozialen und psychiatrischen Versorgung ein ausgeprägtes Risiko von traumabezogenen Störungen auf. Ungefähr 57 % der wohnungslosen Menschen, 7 bis 35 % der geflüchteten Menschen, 6 bis 21 % der Menschen in Strafvollzugsanstalten, 50 % der Menschen in Maßregelvollzugsanstalten, 30 bis 50 % der Klient*innen in der Suchthilfe, 60 % der Kinder- und Jugendlichen in Heiminstitutionen, 50 bis 80 % der Frauen mit Gewalterfahrungen in Partnerschaft und Familie und 14 bis 46 % der Menschen mit psychotischen Störungen sowie ca. 36 % der Menschen mit Persönlichkeitsstörungen berichten in klinischen Studien über Merkmale von schweren Traumafolgestörungen.

Traumabezogene Störungen gehören zu einer Gruppe von psychischen Erkrankungen, die ein hohes Chronifizierungsrisiko aufweisen und mit zahlreichen psychosozialen Beeinträchtigungen im Zusammenhang stehen. Um der Chronifizierung von psychischen Beschwerden und Symptomen sowie den langfristigen negativen Folgen entgegenzuwirken sind spezialisierte psychotherapeutische und psychosoziale Behandlungs- und Unterstützungsangebote notwendig. Aufgrund fehlender therapeutischer Möglichkeiten oder der Schwere der Traumafolgestörung ist der Zugang zu solchen notwendigen Angeboten für viele Betroffene erschwert. Bei diesen Zielgruppen sind andere Möglichkeiten der psychosozialen Unterstützung notwendig, um die Bewältigung von erlittenen Gewalterfahrungen und schweren Traumatisierungen zu ermöglichen.

Mit diesen alternativen Formen der Bewältigung und Unterstützung von traumabetroffenen Menschen beschäftigt sich das neue Buch “Gewalt und ihre Folgen: Traumafolgestörungen und Bewältigungsstrategien”, das von der Ärztin, Psychoanalytikerin und Psychotherapeutin Barbara Bojack Anfang des Jahres herausgegeben wurde. Mehrere Autor*innen aus verschiedenen Ländern und Institutionen – darunter auch aus dem Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. – beschäftigen sich mit den alternativen Unterstützungsformen für Menschen mit schweren Traumafolgestörungen.

Das Buch ist hier im ZKS Verlag für psychosoziale Medien erhältlich. Informationen über die Herausgeberin finden Sie hier. Das Vorwort und die drei ersten Beiträge von Kinikanwo Green (University of Port Harcourt), Rosemary Ogu (University of Port Harcourt), Karsten Giertz (Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V.) und Verena Kolbe (Institut für Rechtsmedizin Rostock) können Sie hier frei einsehen.

Neues Fortbildungsangebot Adoleszentensensibles Arbeiten in der Sozialpsychiatrie

Der Lebensabschnitt der Adoleszenz kann vor allem für junge Menschen mit psychischen Erkrankungen eine besondere Herausforderung werden. Neben den ohnehin mit dieser Lebensphase verbundenen Entwicklungsaufgaben müssen junge Menschen mit psychischen Erkrankungen zusätzlich die krankheitsbedingten Belastungen bewältigen. Das ist nicht selten vor allem für die Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen selbst und ihr soziales und professionelles Umfeld eine komplexe Aufgabe.    

Um Mitarbeitende aus den verschiedenen psychosozialen und psychiatrischen Arbeitsfeldern bei der Unterstützung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit psychischen Erkrankungen zu unterstützen, bietet der Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. in diesem Jahr eine Fortbildungsveranstaltung an.  

Im Rahmen der Fortbildung werden in verschiedenen Seminaren aktuelle rechtliche Veränderungen, entwicklungspsychologische, psychiatrische und pädagogische Grundlagen sowie psychosoziale Methoden des adoleszentensensiblen Arbeitens mit jungen Erwachsenen mit psychischen Erkrankungen von renommierten Expert*innen praxisnah vorgestellt. Ausgehend von den Erfahrungen der Teilnehmenden sollen darüber hinaus wichtige Methoden und Konzepte der interdisziplinären Zusammenarbeit sowie ein Überblick der bestehenden Versorgungslandschaft vermittelt werden.  

Weitere Informationen zur Fortbildung finden Sie hier im Flyer:

Informationen zu anderen Fortbildungsangeboten des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. und seinen Kooperationspartner*innen finden Sie hier. Eine Übersicht zu unseren aktuellen Initiativen im Zusammenhang mit der psychischen Gesundheit von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen und ihren Familien finden Sie hier.

Themenheft Kinder psychisch erkrankter Eltern

Eltern mit psychischen Erkrankungen und ihre Kinder gehören zu einer Zielgruppe, die in der Gesundheitsversorgung von Deutschland aktuell sehr stark fokussiert wird. Zahlreiche Studien weisen darauf hin, dass Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene aus Familien mit einem psychisch erkrankten Elternteil häufiger Gesundheitsprobleme aufweisen, als die Gleichaltrigen aus der Allgemeinbevölkerung.

Die Zusammenhänge sind sehr komplex. So können genetische, biologische und psychosoziale Faktoren zu einer höheren Vulnerabilität für psychische Auffälligkeiten und Erkrankungen bei den Kindern führen. Weiterhin wirken sich die psychischen und sozialen Belastungen der Eltern im Zusammenhang mit der Erkrankung beeinträchtigend auf die Beziehung und Bindung sowie auf die Erziehungskompetenz und auf die Unterstützung der Kinder aus. Zudem können Schuldgefühle und Insuffizienzerleben in der Erziehung oder Stigmatisierung aufseiten der Eltern dazu führen, dass die Bewältigung der eigenen psychischen Erkrankung negativ beeinflusst wird, dass die Unterstützungs- und Behandlungs-möglichkeiten aus Angst vor Sorgerechtsentzug nicht aufgesucht werden oder dass es im schlimmsten Fall zur Vernachlässigung oder Misshandlung der Kinder kommt.

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Allgemein fehlt es in Deutschland in vielen Regionen an entsprechenden niedrigschwelligen und ganzheitlichen Angeboten für Familien mit einem psychisch erkrankten Elternteil. In vielen Bereichen der psychosozialen Versorgung findet jedoch gegenwärtig ein grundlegender Paradigmenwechsel statt, der die Auswirkungen von psychischen Erkrankungen stärker im Zusammenhang mit der Lebenswelt der Menschen betrachtet. Wenn dies auf nicht stigmatisierende Weise geschieht werden neue Formen der Intervention und Prävention möglich.

Die Fachzeitschrift Psychotherapie widmet sich in der aktuellen Ausgabe dem Thema “Kinder psychisch erkrankter Eltern” und greift dabei die aktuellen Entwicklungen und Erkenntnisse auf. Mehrere Autor*innen weisen in wissenschaftlichen Übersichtsarbeiten und Studien auf die besondere Bedeutung des Themas für die Gesundheitsversorgung hin und zeigen auf, wie die betroffenen Eltern und Kinder adäquat unterstützt werden können. Dabei nimmt die Psychotherapie eine herausragende Rolle ein, was sowohl für die institutionelle als auch für die Psychotherapie in den niedergelassenen Praxen gilt.

Das Themenheft gibt Aufschluss über wichtige Fragen, wie psychische Erkrankungen einen Risikofaktor für die Entwicklung von Kindern darstellen, ob das aktuelle Angebot in Deutschland psychisch erkrankte Eltern und Kinder erreicht, und ob weitere relevante Angehörige (z. B. das nicht psychisch kranke Elternteil) ebenfalls einbezogen werden können.

Die meisten Artikel der aktuellen Ausgabe sind hier frei zugänglich.

Eine Übersicht zu den Aktivitäten des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. zum Thema finden Sie hier auf der Seite der Landeskoordination Kinder aus psychisch und/ oder suchtbelasteten Familien.

Videovorlesungsreihe Anthropologische Psychiatrie zum Thema Gewalt in der Psychiatrie

An der Universitätsmedizin Hamburg-Eppendorf veranstaltet Thomas Bock jährlich eine Vorlesungsreihe zur Anthropologischen Psychiatrie. Aufgrund der COVID-19-Pandemie fand die Vorlesungsreihe im Wintersemester 2021/ 2022 in digitaler Form unter dem Schwerpunktthema “der Gewalt begegnen” statt. Dabei engagierten sich zahlreiche Expert*innen und Psychiatrieerfahrene sowie Angehörige. Darunter Ingo Schäfer, Candelaria Mahlke, Lieselotte Mahler, Gwen Schulz, Marion Ryan und Michaela Amering.

Unter dem Motto “Bock auf Dialog?” wurde Vorlesungsreihe als Videostream veröffentlicht und mit dem Einverständnis der Veranstalter*innen auf dieser Internetseite eingebettet. Unten können die einzelnen Vorlesungen zu Themen wie traumasensibles Arbeiten in der Psychiatrie, strukturelle Gewalt in der Psychiatrie, Gewalt in Familien oder psychische Erkrankungen und das Risiko von Gewalt angesehen werden.

1. Trauma-sensibel behandeln

Bestimmte Erfahrungen zwingen jeden von uns, aus der Realität auszusteigen. Auf diese Weise können Gewalterfahrungen auch zu psychischer Erkrankung beitragen. Vor allem soziale Beziehungen entscheiden, ob die Resilienz stärker ist. Noch ist die Psychiatrie vielfach zu unbeholfen mit dem Thema; tragen manche Strukturen und Erfahrungen zur Retraumatisierung bei. Was bedeutet es in diesem Zusammenhang traumasensibel zu behandeln? Wie kann die Psychiatrie die Folgen von Gewalterfahrungen bei Betroffenen besser erkennen und statt weiterer Belastungen zu ihrer Heilung beitragen? Prof. Schäfer gehört zu den führenden Experten zu Traumatisierungen bei Menschen mit psychischen Erkrankungen. Thomas Bock im Gespräch mit Prof. Ingo Schäfer

2. Gemeinsame Sensibilisierung gegen Gewalt und Zwang

Das Erleben von Zwangsmaßnahmen kann sehr nachhaltig verunsichern, das Vertrauen in die Psychiatrie erschüttern, alte traumatische Erfahrungen beleben. Das mitzubekommen, ist in einer leider zunehmend arbeitsteiligen Psychiatrie nicht selbstverständlich. Aber wertvoll. Umgekehrt kann es auch für die betroffenen PatientInnen wichtig sein, mitzubekommen, dass Profis (hoffentlich) nicht leichtfertig Zwang ausüben, auch selber unter dieser Erfahrung leiden können. Das spricht für mehr Kontinuität im Umgang mit Krisen, für mehr Mobilität, für mehr systematische Nachbesprechungen wie auch für jede Art von Prävention. Es spricht aber auch für subjektorientierte Fortbildungen, in denen beide Seite authentisch zu Wort kommen. Von der trialogischen Entwicklung einer solchen Fortbildung berichtet Frau Dr. Candelaria Mahlke im Gespräch mit Thomas Bock. Nebenbei wird spürbar, welchen Wert partizipative Forschung in diesem Zusammenhang hat – ein Beitrag zur Sensibilisierung gegen Zwang und Gewalt.

3. Strukturelle Gewalt in der Psychiatrie – und mögliche Alternativen

Psychiatrie muss zuallererst Begegnungsraum sein. Dieselben Strukturen, die Begegnung erschweren, erhöhen die Wahrscheinlichkeit von Zwang und Gewalt – zum Nachteil aller Beteiligten. Die Unterschiede im europäischen und im nationalen Vergleich sind erschreckend; sie haben am wenigsten mit Merkmalen der Patient*innen zu tun. Der Dialog ist ein engagiertes Plädoyer für die Vermeidung von Zwang und Gewalt – auf allen Ebenen. Und für ehrliche Nachbesprechungen, wenn es doch dazu kommt, um die Symmetrie der Beziehung wiederherzustellen. Auch brisante Themen werden angesprochen: Gibt es eine Zunahme von Gewalt unter Patient*innen oder in der Gesellschaft? Oder sind wir sensibler? Wird Gewalt psychiatrisiert? Wo sind wir zuständig und wo nicht? Wie sorgen wir uns um eine „Würde des Risikos“? Dr. Thomas Bock im Gespräch mit Dr. Lieselotte Mahler

4. Wenn Nähe gefährlich wird – Gedanken zum Schutz von Familien

Familie zu haben ist der wichtigste Prognosefaktor für einen positiven Verlauf von Psychosen. Zugleich ist der Nahbereich der Ort, an dem Menschen füreinander bedrohlich und gefährlich sein können – in beide Richtungen: So können gewaltsame und sexuelle Übergriffe zu Psychosen beitragen. Und umgekehrt kann das Risiko, sich durch Nähe bedroht zu fühlen, durch Psychosen gesteigert sein. Familie als Schutzraum und Tatort zugleich! Ein Grund zu verzweifeln? Oder Ausdruck der Spannweite des Lebens? Auf jeden Fall ein Argument für den Trialog und für eine lebensnahe Psychiatrie. Michaela Amering macht deutlich, dass das Ringen um Autonomie und die Ambivalenz von Bindung zutiefst menschlich ist. Sie berichtet von den Erfahrungen des Trialogs auf internationaler Ebene und interpretiert Dorothea Bucks Kernargument für den Trialog neu: Wenn wir uns wahrnehmen und wirklich miteinander reden, bringen wir uns zumindest nicht um! In der Psychiatrie! Und in Familien!? Pof. Dr. Thomas Bock im Gespräch mit Frau Prof. Dr. Michaela Amering.

5. Warum psychische Krankheit Gewalt nicht erklärt

Spektakuläre Morde werden oft vorschnell mit psychischer Erkrankung in Verbindung gebracht. Mit stigmatisierenden Folgen, zu denen die Medien beitragen. Die Angst vor psychisch Erkrankten wird so entgegen der statistischen Wahrscheinlichkeit immer weiter geschürt. Schützen wir uns so vor der Einsicht in das Menschen-Mögliche? Wenn Menschen gewalttätig werden, hat das fast immer andere Gründe als die der psychischen Erkrankung. Seit Kain und Abel töten Menschen – aus Habsucht, Eifersucht, Gier … oder in Kriegen potenziert durch gesellschaftliche / wirtschaftliche Interessen. Viel häufiger werden Menschen mit psychischer Sensibilität / Erkrankung Opfer – aus unterschiedlichen Gründen. Der Referent ist führender Forensiker, hat also viel Einblick in die Abgründe unserer Seele. Im Gespräch geht es auch um die allgemeinen Lebenserfahrungen biographische Hintergründe von Tätern, um Gewalt in der Psychiatrie und um die Frage, ob Gewalt gesellschaftlich wirklich zunimmt oder eher unsere Sensibilität für dieses Thema. Ein humanistisches Plädoyer für Respekt gegenüber allen Menschen, ihrer Gewordenheit und ihrer Entwicklungschancen. Prof. Dr. Thomas Bock im Gespräch mit Prof. Dr. Hans-Ludwig Kröber.

6. Der Gewalt begegnen – und ihr vorbeugen

Im Trialog begegnen sich potentielle Opfer und Täter – auf allen Seiten und Ebenen. Die Familie ist für sehr viele wichtigster Schutzraum und gleichzeitig manchmal Tatort. Schaffen wir das gemeinsam zu thematisieren? Gewalterfahrung spielt eine Rolle bei der Entstehung, im Verlauf und bei der Behandlung vieler psychischer Erkrankungen. Wie können wir das Risiko traumatischer Erfahrungen reduzieren? Was muss geschehen zum Schutz des Nahbereichs? Wie muss eine Psychiatrie aufgestellt sein, die weitgehend ohne Zwang auskommt und zugleich Übergriffen von und zwischen PatientInnen wirksam begegnet? Wie können präventive Maßnahmen, Trauma-sensible Hilfen, aufsuchende Teams, Peer-Support und eine insgesamt andere Konzeption von Akutpsychiatrie dazu beitragen? Dr. Thomas Bock im Gespräch mit Dr. Sabine Schütze (Ärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, Open Dialogue-Trainerin), Marion Ryan (Angehörigenbegleiterin) und Gwen Schulz (Genesungsbegleiterin).

7. „Die Geträumten“ – zu Ingeborg Bachmann und Paul Celan

Sprachlich wunderschön und vielschichtig sind die Gedichte Paul Celans und Ingeborg Bachmanns. Ihre Texte sind auch als ein Ausdruck von Erfahrungen von Gewalt und Zerstörung des 20. Jahrhunderts zu lesen. Beider Leben endete in Selbstzerstörung. In ihren Werken haben Celan und Bachmann einander dialogisch zugespielt und aufeinander angespielt, sowohl in ihrem Briefwechsel („Herzzeit“) als auch in ihrer Lyrik und Prosa. Wir erinnern an diese beiden großen Dichter der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur. Prof. Dr. Thomas Bock im Gespräch mit Dr. Torsten Flögel und Verena Kammerer.