Forum Arbeit und psychische Gesundheit am 13. Oktober 2021

Arbeit und Beschäftigung haben einen besonderen Einfluss auf die Gesundheit des Menschen. Zum einen kann Arbeit im Sinne einer bezahlten und sozial anerkannten beruflichen Tätigkeit mit einer Reihe von gesundheitsförderlichen Faktoren einhergehen. Zum anderen deuten die seit Jahren ansteigenden Arbeitsunfähigkeitstage und Rentenzugänge aufgrund von psychischen Erkrankungen auf eine Zunahme von arbeitsbezogenen Belastungen in der Gesellschaft hin.  

Trotz eines umfangreichen und ausdifferenzierten therapeutischen Angebotes, legen auch die niedrigen Wiedereingliederungszahlen von Menschen mit psychischen Erkrankungen auf den ersten Arbeitsmarkt, einen Bedarf an innovativen und verbesserten Reintegrationsangeboten nahe. Der Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. und das Institut für Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. widmet sich im Rahmen von verschiedenen Projekten und Initiativen dem Thema psychische Gesundheit und Arbeit. Ziel ist es, einerseits die Sensibilisierung von Arbeitnehmer*innen und Arbeitgeber*innen für dieses Thema durch Öffentlichkeitsarbeit, niedrigschwellige Beratung und Informationen zu fördern und andererseits die Entwicklung von neuen innovativen Versorgungs- und Behandlungsmodellen zu unterstützen, welche eine berufliche Integration und Reintegration von Menschen mit psychischen Erkrankungen ermöglichen. 

Anlässlich der Woche der seelischen Gesundheit sollen die einzelnen Initiativen und Projekte des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V., des Instituts für Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. sowie der einzelnen Kooperationspartner*innen wie der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Dietrich-Bonhoeffer-Klinikums Neubrandenburg, dem Gemeindepsychiatrischen Verbund des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte und dem Berufsförderungswerk Stralsund zum Thema Arbeit und psychische Gesundheit vorgestellt werden. 

Hierzu findet am 13.10.2021 zwischen 15:00 bis 17:00 Uhr die kostenfreie digitale Veranstaltung Forum Arbeit und psychische Gesundheit statt.  

Bei Interesse können Sie sich bis zum 11.10.2021 unter antje.werner@sozialpsychiatrie-mv.de anmelden. Weitere Informationen zur Anmeldung und zum Programm finden Sie hier.

Neue Ausgabe des Newsletters der Landeskoordination Kinder aus psychisch und/ oder suchtbelasteten Familien

Neue Ausgabe des Newsletters der Landeskoordination Kinder aus psychisch und/ oder suchtbelasteten Familien

Seit einigen Wochen ist der Alltag in Mecklenburg-Vorpommern zurückgekehrt. Die Schulen nahmen Anfang August wieder ihren Betrieb auf. Der langersehnte Sommer neigt sich somit dem Ende zu. Der Herbst hält bald Einzug. Mit den kühleren Temperaturen steigt die Sorge im Land, dass die Inzidenzzahlen der Corona-Fälle wieder steigen werden. In wenigen Tagen, am 26. September 2021, finden zudem die Landtags- und Bundestagswahlen in M-V statt. Es ist eine Zeit der Umbrüche, die vor uns liegt.

Anlässlich der umfassenden Änderungen setzt sich die aktuelle Ausgabe des Newsletters der Landeskoordination Kinder aus psychisch und/ oder suchtbelasteten Kindern näher mit dem Schwerpunktthema Prävention auseinander. Das Thema schließt an die Juniausgabe des Newsletters an, der sich mit den Resilienzfaktoren bei Kindern aus belasteten Familien beschäftigt hat. Insbesondere in der Arbeit mit Familien mit psychischen Belastungen und/oder Suchtbelastungen sollte das Thema Prävention mitgedacht werden. Aber was ist gemeint mit Prävention? Wie kann Prävention vor Ort und in der Praxis aussehen? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigen sich die aktuelle Ausgabe, die Sie hier abrufen können.

Seelische Gesundheit in der Familie – Eröffnungsveranstaltung zur Woche der Seelischen Gesundheit am 11. Oktober 2021

Im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte findet vom 11. bis 17. Oktober 2021 die „Woche der Seelischen Gesundheit“ statt. Unter dem bundesweiten Motto „Gemeinsam über den Berg – Seelische Gesundheit in der Familie“ nimmt die Woche der Seelischen Gesundheit in diesem Jahr die Familien stärker in den Blick, denn die Auswirkungen des Krisenjahres stellt insbesondere Familien vor einer großen Belastungsprobe. Das Gefühl von Isolation, Kontaktsperre, Homeschooling und die Herausforderung, berufliche und familiäre Anforderungen zu vereinbaren, bedeutet für Eltern und Kinder oftmals eine psychische Überlastung.

Den Auftakt bildet die Online-Eröffnungsveranstaltung am 11. Oktober 2021 von 10:00 bis 12:00 Uhr an der sich unter anderem die Psychiatriekoordinatorin des Landkreises, Vertreter*innen des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V., Vertreter*innen der GGP Rostock und der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft “psychisch kranke Kinder, Jugendliche und Familien” beteiligen. Im Anschluss findet die Mitgliederversammlung des Gemeindepsychiatrischen Verbundes des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte statt.

Die Einladung, das Programm und die Informationen zur Anmeldung können Sie hier herunterladen:

In der gesamten Woche erwartet die Teilnehmer*innen ein breites Angebot an Seminaren, Workshops und Begegnungsmöglichkeiten, um ins Gespräch zu kommen, Erfahrungen auszutauschen und neue Erkenntnisse oder Sichtweisen zu gewinnen. Mit der Aktionswoche sollen möglichst viele Familien, die Öffentlichkeit sowie Verantwortliche aus Kindertagesstätten, Schulen, Behörden und dem Gesundheitssystem erreicht und auf den Unterstützungsbedarf von Familien mit psychisch erkrankten Familienmitgliedern aufmerksam gemacht werden.

Alle Veranstaltungen und weitere Informationen können Sie hier herunterladen und finden Sie auch auf der Seite des Gemeindepsychiatrischen Verbundes im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte.

Antworten der Parteien auf die Wahlprüfsteine des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V.

Anlässlich der kommenden Land- und Bundestagswahl am 26.09.2021 veröffentlichten wir, der Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V., am 05.07.2021 unsere Wahlprüfsteine 2021, um auf die aktuelle Versorgungssituation von psychisch erkrankten Menschen in Mecklenburg-Vorpommern und auf die Notwendigkeit der politischen Berücksichtigung dieser Belange aufmerksam zu machen.

Mit unseren Fragen wollen wir wichtige und notwendige Themen für die Sozial- und Gesundheitspolitik der einzelnen Parteien anregen. Hierzu gehören unter anderem die Förderung der psychischen Gesundheit in der Allgemeinbevölkerung durch Prävention, der Abbau der Stigmatisierung von Menschen mit psychischen Erkrankungen in der Gesellschaft, die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention und des Bundesteilhabegesetzes, die Förderung von ganzheitlichen Unterstützungsmöglichkeiten für Kinder und junge Erwachsene mit psychischen Belastungen und die gesellschaftliche Aufwertung von Gesundheits- und Sozialberufen.

Die Wahlprüfsteine wurden von der CDU, FDP und der SPD in den letzten Wochen beantworten und werden im Folgenden zu den einzelnen Fragen aufgeführt.

1.1: Welche Rolle nimmt das Thema psychische Gesundheit in Ihrer Sozial- und Gesundheitspolitik in Mecklenburg-Vorpommern ein?

Antwort der SPD

Das Aktionsbündnis für Gesundheit, ein Zusammenschluss von über 40 Akteur*innen mit gesundheitsförderlichem bzw. präventivem Bezug, hat für unser Land Gesundheitsziele entwickelt. Die Gesundheitsziele bilden eine Grundlage für die Priorisierung, Konzeptionierung und Umsetzung der Aktivitäten zur Gesundheitsförderung und Prävention. Wir werden die nach Lebensphasen gegliederten Gesundheitsziele in der Gesundheitspolitik aktiv und geschlechtergerecht umsetzen, da wir Prävention für einen Schlüssel für ein gesundes Mecklenburg-Vorpommern halten. Die psychischen Belastungen werden voraussichtlich in den nächsten Jahren in vielen Lebenswelten zunehmen. Wir werden daher Ansätze unterstützen, die zu mehr Arbeitnehmerinnenschutz und zu mehr Prävention führen.

Antwort der CDU

Psychische Belastungen und Erkrankungen nehmen seit Jahren zu.

Die CDU M-V misst dem Thema der psychischen Gesundheit eine hohe Bedeutung bei und berücksichtigt dies in ihrer Sozial- und Gesundheitspolitik. Bisherige Anstrengungen sind beispielsweise durch eine Ausweitung der Präventionsangebote zu intensivieren.

Gerade vor dem Hintergrund der mittel- und langfristigen Auswirkungen der Corona-Pandemie sind ressortübergreifend weitere Maßnahmen notwendig. Mit dem Bundesprogramm “Aufholen nach Corona” stehen in Mecklenburg-Vorpommern zusätzliche Mittel für Angebote für Familien, Kinder und Jugendliche bereit.

Antwort der FDP

Wir Freie Demokraten wollen das Thema psychische Gesundheit stärker ins Blickfeld der Gesundheitspolitik rücken. Gerade in Mecklenburg-Vorpommern sehen wir großen Nachholbedarf bei Ausbau flächendeckende Versorgungsstrukturen insbesondere im ambulanten Bereich. Deshalb wollen wir mit gezielten Maßnahmen die Wartezeiten auf einen Therapieplatz reduzieren, den Ausbau von Therapieplätzen fördern, Prävention und Aufklärung stärken sowie die Ausbildung der Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten weiterentwickeln. Die Anzahl der Kassensitze für Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten wollen wir deutlich erhöhen.

Das Präventionsprogramm “Verrückt? Na Und!” in Mecklenburg-Vorpommern

Seit Anfang 2021 hat der Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. die Landeskoordinierung für das Präventionsprogramm „Verrückt? Na Und!“ übernommen. „Verrückt? Na Und!“ gehört zu einem universellen Präventionsprojekt zur Förderung der psychischen Gesundheit bei Kindern und jungen Erwachsenen ab der 8 Schulklasse, im Freiwilligen Sozialem Jahr, in der Berufsschule, im Studium oder in der Ausbildung. Neben fachlichen und persönlichen Expertinnen und Experten kommen bei “Verrückt? Na Und!” bewährte und wirksame Präventionsstrategien zum Einsatz.

„Verrückt? Na Und!“ wurde von Irrsinnig Menschlich e.V. gegründet und mittlerweile in Deutschland an über 100 Standorten implementiert. Der Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. begleitet die Umsetzung und Erprobung des Präventionsprogramms in Mecklenburg-Vorpommern. Mittlerweile konnten 6 Regionalgruppen in Mecklenburg-Vorpommern gegründet werden, die “Verrückt? Na Und!” an Schulen, Berufsschulen, Hochschulen oder Ausbildungsbetrieben in einem Tagesseminar mit 5 bis 6 Stunden anbieten.

Ziel ist es unter anderem durch Übungen und Diskussionen sowie über die Beiträge der fachlichen und persönlichen Expert*innen mit den Teilnehmenden über das Thema psychische Gesundheit ins Gespräch zu kommen, Vorurteile gegenüber psychisch erkrankten Menschen in der Bevölkerung abzubauen und betroffene Kinder und junge Erwachsene zu sensibilisieren bei psychischen Problemlagen rechtzeitig Unterstützung aufzusuchen.

In den vergangenen Wochen und Monaten konnten – über die Koordination des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. – mehrere „Verrückt? Na Und“-Projekttage in Mecklenburg-Vorpommern durchgeführt und erste Statements von Teilnehmenden eingefangen werden.

Statements nach einem „Verrückt? Na und“-Projekttag in Mecklenburg-Vorpommern:

Schüler*innen

„Es war ein sehr schöner Tag.“

„Es war eine gute Atmosphäre.“

„Es hat mir viel Spaß gemacht – vor allem das Gespräch mit dem persönlichen Experten.“

„Ich habe viel gelernt über psychische Erkrankungen.“

„Das ist ein ganz schön großes Thema.“

„Es ist schön, etwas von meinen Mitschüler*innen in diesem Bereich zu erfahren.“

„Nun kann ich mir besser vorstellen, wie das so ist.“

„Ich hätte gerne mehr Zeit mit dem persönlichen Experten gehabt.“

Lehrkraft

„Ich wünsche mir, dass wir diese Achtsamkeit füreinander im Schulalltag beibehalten.“

Eindrücke von einem „Verrückt? Na und“-Projekttag in Mecklenburg-Vorpommern:

Weitere Informationen zu “Verrückt? Na Und!” und Irrsinnig Menschlich e.V. finden Sie hier.

Eine Übersicht zu den Regionalgruppen und Ansprechpartner*innen in Mecklenburg-Vorpommern finden Sie hier.

Wahlprüfsteine des Landesverbandes Sozialpsychiatrie M-V e.V. zur Bundes- und Landtagswahl 2021

Anlässlich der kommenden Landtags- und Bundestagswahl am 26.09.2021 möchten wir, der Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V., im Rahmen unserer Wahlprüfsteine auf die aktuelle Versorgungssituation von psychisch erkrankten Menschen in Mecklenburg-Vorpommern und auf die Notwendigkeit der politischen Berücksichtigung dieser Belange aufmerksam machen. Mit unseren Fragen wollen wir wichtige und notwendige Themen für die Sozial- und Gesundheitspolitik der einzelnen Parteien anregen.

Wir als landesweiter sozialpsychiatrischer Fachverband setzen uns mit unseren Mitgliedern und Netzwerkpartnern seit 1995 für die besonderen Belange von Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen ein. Wir möchten darauf aufmerksam machen, dass in Deutschland jedes Jahr etwa 30 % der Menschen aus der Allgemeinbevölkerung über Beeinträchtigungen durch eine psychische Erkrankung berichten. Dies entspricht etwa 17,8 Millionen Menschen in Deutschland.

Etwa 1 bis 2 % leiden an den schweren und langanhaltenden Auswirkungen ihrer Erkrankung und benötigen intensive medizinische und psychosoziale Unterstützung. Aktuellen Schätzungen der Bundesarbeitsgemeinschaft der überörtlichen Sozialhilfeträger zufolge beläuft sich der Anteil von Hilfeempfängerinnen und -empfänger mit schweren seelischen Behinderungen in Deutschland auf knapp 50 %. Anhand dieser Angaben wird ersichtlich, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen einen hohen Anteil in der Gesellschaft ausmachen und deshalb in den sozialpolitischen Diskursen stärker berücksichtigt werden müssen.

Die Wahlprüfsteine können Sie hier auch als PDF frei herunterladen:

Unsere Wahlprüfsteine

1. Förderung von psychischer Gesundheit in der Bevölkerung durch Prävention

Die Ursachen von psychischen Erkrankungen sind sehr komplex und gehen mit zahlreichen biopsychosozialen Faktoren einher. Aus der Forschung wissen wir jedoch, dass insbesondere Kinder und Jugendliche aus psychisch belasteten Familien, Personen mit geringem Einkommen und in prekären Lebenslagen (z. B. Wohnungslosigkeit, mit Flucht- und/oder Migrationserfahrungen) sowie alleinlebende und sozial isolierte Menschen mit einem hohen Lebensalter ein besonders Risiko für eine schwere psychische Erkrankung mit Beeinträchtigungen in verschiedenen Lebensbereichen aufweisen. Vor allem in einem Flächenland wie Mecklenburg-Vorpommern wird die frühzeitige Inanspruchnahme und der Zugang von geeigneten Unterstützungsmöglichkeiten sowie die Übersicht der zur Verfügung stehenden Angebote durch die geografischen Strukturen besonders erschwert.

  1. Welche Rolle nimmt das Thema psychische Gesundheit in Ihrer Sozial- und Gesundheitspolitik in Mecklenburg-Vorpommern ein?
  2. Welche konkreten sozial- oder gesundheitspolitischen Initiativen sind Ihrerseits geplant, um sowohl präventive Maßnahmen als auch Bedarfsanalysen hinsichtlich der Unterstützungsnetzwerke und den Zugang zu bestehenden Unterstützungsangeboten in Mecklenburg-Vorpommern zu unterstützen?

2. Abbau der Stigmatisierung von Menschen mit psychischen Erkrankungen

In der Bevölkerung von Deutschland zählen Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen immer noch zu einer stigmatisierten Bevölkerungsgruppe. Vorurteile und Diskriminierung von bestimmten Bevölkerungsgruppen wirken sich negativ auf das gesamtgesellschaftliche Klima aus und erzeugen „unsichtbare Barrieren“ für die stigmatisierte Bevölkerungsgruppe an den gesellschaftlichen Möglichkeiten zu partizipieren. Um auch für Menschen mit seelischen Beeinträchtigungen nachhaltig gesellschaftliche Barrieren abzubauen und die Akzeptanz in der Bevölkerung zu erhöhen, bedarf es unserer Ansicht nach konkretere zielgruppenspezifische Handlungsmaßnahmen für Mecklenburg-Vorpommern an denen sich Expertinnen und Experten aus eigener Erfahrung beteiligen.

  1. Welche Rahmenbedingungen wollen Sie schaffen, um Menschen mit einer Psychiatrieerfahrung derartige Beteiligungschancen zu eröffnen?
  2. Inwiefern haben Sie den Abbau von gesellschaftlicher Stigmatisierung in Ihrer Sozialpolitik mit aufgenommen?

Newsletter der LaKo KipsFam Juni 2021

Insbesondere in den Zeiten der Pandemie sind die Themen Selbstfürsorge und Psychohygiene
aktueller denn je. Das Schwerpunktthema des Newsletters der Landeskoordination Kinder psychisch und/oder suchtbelasteter Familien (LaKo KipsFam) beschäftigt sich daher mit der Resilienzförderung von Kindern aus belasteten Familien sowie Eltern und geht ebenso der Frage nach, wie Fachkräfte Kinder psychisch stark machen können. Angelehnt an diese Thematik enthält der Newsletter folgende Sonderinhalte:

  • die LaKo KipsFam fragt: Interview mit Herrn Prof. Michael Kölch (Universitätsmedizin Rostock)
  • Buchvorstellungen zum Thema Resilienz für Kinder, Eltern und Fachkräfte
  • thematisch passende Studien und Fortbildungen, die die Themen Resilienz und Selbstfürsorge aufgreifen
  • Filmtipp des Monats: „Das Versprechen“
  • weiterer Tipp: Podcast „Redseelig” der Eckhard Busch Stiftung und viele weitere Informationen.

Außerdem informiert die LaKo KipsFam die Leser*innen über die aktuellen Arbeitsinhalte der Landeskoordination. Der Newsletter kann hier eingesehen und abonniert werden.

Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die psychische Gesundheit und psychosoziale Versorgung in M-V

Seit dem 11. März 2020 ist der Alltag in Deutschland durch die COVID-19-Pandemie deutlich eingeschränkt. Weltweit sind 192 Länder und Regionen von der Pandemie betroffen. Die Anzahl der vom Coronavirus infizierten Personen lässt sich nach dem Johns Hopkins University and Medical Center auf knapp 165 Millionen schätzen (Stand 25.05.2021). Etwa 3 Millionen Menschen sind im Zusammenhang mit dem Virus verstorben. In Deutschland wurden über 3,4 Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert und über 86 Tausend fielen dem Virus hierzulande zum Opfer. 

Neben der tatsächlichen Gesundheitsgefahr durch das Virus sind die Menschen zusätzlich existenziellen Belastungen unter anderem wegen des wirtschaftlichen Stillstandes und der fortwährenden Verordnungen in vielen Branchen ausgesetzt. Durch die Lockdowns, Hygiene-Maßnahmen und Kontakteinschränkungen zur Verringerung des Infektionsgeschehens ist das öffentliche und soziale Leben über mehrere Monate hinweg deutlich eingeschränkt. Für viele Menschen und Familien geht die soziale Isolation mit erheblichen psychosozialen Belastungen wie Einsamkeit, Sorge um Familienmitglieder, erhöhter Stress oder Angst einher. Vor allem Personen mit einer ausgeprägten Vulnerabilität für psychische Beeinträchtigungen oder mit vorbestehenden psychischen Erkrankungen sind besonders von den Folgen der sozialen Isolation betroffen.

Auch wenn seit einigen Wochen deutliche Lockerungen und eine signifikante Reduktion der Inzidenzzahlen zu beobachten sind, wirkten sich die COVID-19-bedingten Einschränkungen in den vergangenen Monaten im erheblichen Maße auf die gesundheitliche und psychosoziale Versorgung von gesellschaftlich benachteiligten Gruppen in Deutschland aus. Hierzu gehören unter anderem erwachsene Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen, psychisch belastete Kinder, Jugendliche und Familien oder ältere Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen. Bei allen Gruppen sind nach wie vor die Lebensqualität, die psychosoziale, die psychiatrische und die allgemeine gesundheitliche Versorgung durch die pandemiebedingten Schutzmaßnahmen deutlich eingeschränkt.

Nach über einem Jahren Pandemie machen nationale und internationale Studien auf die negativen Langzeitfolgen aufmerksam, welche bei einem Großteil der genannten Zielgruppen mit einer Verschlechterung der psychischen Gesundheit und einer Zunahme von psychosozialen Problemlagen einhergeht. Aber auch Mitarbeitende der psychiatrischen und psychosozialen Versorgung leiden massiv unter den Pandemiebedingungen.

Im Rahmen einer Stellungnahme möchten wir der Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. und das Institut für Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. ausgehend von den Erfahrungen aus der Praxis und den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen auf die überwiegend prekäre Versorgungs- und Lebenssituation von Menschen mit psychischen Erkrankungen während der Pandemie aufmerksam machen. Zudem wollen wir auf die Langzeitfolgen der pandemiebedingten Maßnahmen im Hinblick auf die psychische Gesundheit verweisen. Unser Anliegen besteht darin, durch Empfehlungen eine Verbesserung der gesundheitlichen Prävention, Behandlung und Versorgung vor allem für besonders vulnerable Personengruppen in Mecklenburg-Vorpommern anzuregen.

Zu den Empfehlungen zählen unter anderem:

  1. Stärkere Berücksichtigung der Langzeitfolgen der COVID-19-Pandemie auf die psychische Gesundheit in der Politik zur Pandemiebekämpfung von Mecklenburg-Vorpommern
  2. Fokussierung stark beeinträchtigter und vulnerabler Zielgruppen bei der Gesundheitsprävention während und nach der Pandemie
  3. Ausbau von aufsuchenden psychosozialen Unterstützungs- und Beratungsangeboten
  4. Ausbau und Finanzierung von digitalen Unterstützung- und Beratungsangeboten
  5. Differenzierung der Schutzverordnungen und Maßnahmen hinsichtlich der Unterstützungsbedarfe von psychisch erkrankten Menschen
  6. Unterstützung von Trägern und Einrichtungen des Gesundheit- und Sozialwesens zur Reduktion der psychischen Belastungen während der Pandemie bei den Mitarbeitenden

Die vollständige Stellungnahme kann hier heruntergeladen werden.

Anti-Stigma-Kampagne im Radio LOHRO

Die Stigmatisierung psychisch erkrankter Menschen hat in den vergangenen Jahren in Deutschland deutlich zugenommen. Besonders in den Medien spiegelt sich die Tendenz der sozialen Diskriminierung und Abwertung von psychisch erkrankten Menschen wieder. Aber auch in der deutschen Bevölkerung kann ein Anstieg von negativen Zuschreibungen gegenüber Personen mit psychischen Erkrankungen verzeichnet werden. Vorurteile und Diskriminierung von bestimmten Bevölkerungsgruppen wirken sich nicht nur negativ auf das gesellschaftliche Gesamtklima aus, sondern auch bei den Betroffenen geht die gesellschaftliche Ausgrenzung mit einer Reihe von negativen Folgen einher. Hierzu gehören zum Beispiel ein vermindertes Selbstwertgefühl, gesellschaftliche Exklusion, negatives Stresserleben, erhöhte Suizidalität und eine schlechtere Krankheitsbewältigung.

Um der gesellschaftlichen Diskriminierung von Menschen mit psychischen Erkrankungen entgegenzuwirken, führte der Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. zwischen April 2016 bis 2017 die Anti-Stigma-Kampagne durch. Am 23.02.2021 stellte Anke Wagner vom Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. die Anti-Stigma-Kampagne beim Radiosende LOHRO vor. Der Radiobeitrag kann hier angehört werden.

Weitere Informationen zur Anti-Stigma-Kampagne des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. finden Sie hier.

Untersuchung zur Versorgungssituation von Kindern aus psychisch und/oder suchtbelasteten Familien in Mecklenburg-Vorpommern

Psychische Erkrankungen von Eltern können sich nachteilig auf die Familie und Elternschaft auswirken. So weisen Kinder mit psychisch erkrankten Eltern ein hohes Risiko auf, selbst eine psychische Störung zu entwickeln. In der Praxis fehlt es häufig an bedarfsgerechten Unterstützungsangeboten für Eltern mit psychischen Erkrankungen oder Kindern von psychisch belasteten Eltern. In den vergangenen Jahren fand die Problematik von Kindern psychisch und/oder suchtbelasteter Eltern zunehmend Interesse in der Fachöffentlichkeit. Im Zuge dieses Interesses entstanden zahlreiche Projekte deren Schwerpunkt darin besteht, psychischen Auffälligkeiten von Kindern aufgrund familiärer psychischer Belastungen entgegenzuwirken.

Im Auftrag des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit Mecklenburg-Vorpommern führte das Institut für Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. in Kooperation mit der Universitätsmedizin Rostock eine Untersuchung zur aktuellen Versorgungslandschaft für Kinder aus psychisch und/oder suchtbelasteten Familien in Mecklenburg-Vorpommern durch. Das Ziel der Untersuchung bestand darin, Handlungsvorschläge für die Verbesserung der Situation von Kindern mit psychisch und/oder suchtbelasteten Familien in Mecklenburg-Vorpommern zu entwickeln.

Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass die Vernetzung und Kooperation der einzelnen zuständigen Akteur*innen (Jugendämter, Kliniken, Schulen, Kindertagestätten etc.) ausbaufähig ist. Viele der Angebote für diese Zielgruppe befinden sich im städtischen Bereich, sodass insbesondere für Kinder aus dem ländlichen Bereich eine Unterversorgung und mangelnde Erreichbarkeit zu den Angeboten besteht. Zudem mangelt es an alterskontinuierlichen Angeboten, insbesondere für Kinder im Grundschulalter und im Jugendalter. Hierbei handelt es sich um sensible Phasen, welche durch Übergänge und altersspezifische Herausforderungen geprägt sind und besondere Unterstützung benötigen. Darüber hinaus sind viele der Unterstützungsangebote im Rahmen von Projektförderstrukturen zeitlich befristet. Eine systematische Einbeziehung der vorhandenen Angebote in die etablierten Versorgungsstrukturen für Familien mit psychischen und/oder suchtbezogenen Belastungen konnte nicht identifiziert werden, sodass sich hier Handlungsbedarfe ergeben.

Zusammenfassend können auf der Grundlage der Erkenntnisse folgende Empfehlungen abgeleitet werden:

  • der Aufbau eines regionalen, verbindlichen Netzwerks zur systematisierten Kooperation und verbesserten Kommunikation zwischen den verschiedenen Hilfesystemen (v. a. Kinder- und Jugendhilfe, Erwachsenenpsychiatrie und Kinder- und Jugendpsychiatrie, Eingliederungshilfe, niedergelassene Ärzt*innen und Psychotherapeut*innen, Schule, Psychiatrieerfahrene, Angehörige, etc.) einschließlich der Klärung von Verantwortlichkeiten und Festlegung verbindlicher Ansprechpartner*innen in den unterschiedlichen Unterstützungssystemen
  • die Stärkung des interdisziplinären Versorgungssystems und SGB-übergreifender Leistungen für psychisch und suchtbelastete Familien, z. B. in Form von schriftlichen Kooperationsverträgen und/oder der Etablierung verbindlicher, interdisziplinärer, kollegialer Fallbesprechungen (Jugendamt und Gesundheitsamt) zur Feststellung des familienspezifischen Bedarfes und zur Klärung der Leistungsfinanzierung
  • die Verortung der regionalen Steuerung in den Verantwortungsbereich der Kinder- und Jugendhilfe und des Öffentlichen Gesundheitsdienstes
  • der Aufbau verbindlicher und multidisziplinärer Koordinationsstrukturen nicht nur auf kommunaler Ebene, sondern auch auf landesweiter Ebene, insbesondere ineinandergreifender Prozesse von Sozial-, Psychiatrie- und Jugendhilfeplanung
  • der flächendeckende Ausbau und die nachhaltige Umsetzung bedarfsgerechter und alterskontinuierlicher Angebote für die Zielgruppe “Kinder aus psychisch und/ oder suchtbelasteten Familien”, die nur über gesicherte Finanzierungsstrukturen gelingen kann
  • die systematisierte, quantitative Erhebung der Zielgruppe, die Identifizierung fehlender oder nicht ausreichend angepasster Hilfen in den verschiedenen Versorgungsregionen sowie standardisierte Dokumentation und Evaluation der bestehenden Hilfsangebote
  • eine abgestimmte Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit zur Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen und Suchterkrankungen in den Lebenswelten von Kindern, Jugendlichen und Familien sowie die Entwicklung von Fortbildungsmaßnahmen für Fach- und Lehrkräfte und die Bereitstellung zielgruppengerechter Informationen in allen beteiligten Institutionen
  • die Förderung der Inanspruchnahme und zugleich die Sensibilisierung nicht-professioneller Angebote im Sozialraum, sodass eine langfristige, nicht-stigmatisierende Unterstützung gelingen kann (z. B. in Schulen, KiTas, Kultur- und Sportvereinen).

Weitere Informationen finden Sie hier im vollständigen Abschlussbericht: