Protokoll der letzten LAG Partizipation Mecklenburg-Vorpommern vom 27. Mai 2024

Bei der Entwicklung, Planung und Evaluation von psychiatrischen und psychosozialen Behandlungs- und Unterstützungsangeboten hat in den letzten Jahren die partizipative Einbeziehung von Menschen mit psychischen Erkrankungen durch Selbsthilfeinitiativen und -bewegungen, durch zunehmende Forschungsaktivitäten sowie durch gesetzliche Reformprozesse wie die UN-Behindertenrechtskonvention und das Bundesteilhabegesetz an Bedeutung gewonnen.

Gerade durch das Bundesteilhabegesetz wurde die gesetzlich verpflichtende Grundlage für Leistungsträger und Leistungserbringer geschaffen, Menschen mit psychischen Erkrankungen oder mit anderen Behinderungen aktiv und auf gleicher Augenhöhe in die Planung, Durchführung und Evaluation von psychiatrischen und psychosozialen Unterstützungsangeboten einzubeziehen. Zudem ist die partizipative Beteiligung von Menschen mit psychischen Erkrankungen eng mit den Konzepten von Empowerment und Recovery verbunden.

Um die aktive Beteiligung von Menschen mit psychischen Erkrankungen in der psychiatrischen und psychosozialen Versorgung sowie die Implementierung von Angeboten des Peer Supportes in Mecklenburg-Vorpommern zu fördern, entwickelten der Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V., der Verein EX-IN Mecklenburg-Vorpommern e.V. und das Diakonische Werk Mecklenburg-Vorpommern e.V. die Initiative der Landesarbeitsgruppe Partizipation Mecklenburg-Vorpommern, welche gemeinsam mit anderen interessierten Kooperationspartner*innen und Verbänden umgesetzt werden soll.

Am 13. Mai 2024 fand das dritte Treffen der Landesarbeitsgruppe Partizipation Mecklenburg-Vorpommern in Rostock statt. im Zentrum des Austausches stand die Wahl der Landesarbeitsgruppensprecher*innen Erfahrungsperspektive, Angehörigenperspektive und Perspektive professionelle Berufsgruppen. Zudem wurde ein Positionspapier zu den aktuellen gesetzlichen Grundlagen in der partizipativen Einbeziehung von Menschen mit psychischen Erkrankungen in der psychiatrischen und psychosozialen Versorgung sowie deren Umsetzungsstand in Mecklenburg-Vorpommern verabschiedet. Außerdem beschäftigte sich die Landesarbeitsgruppe mit verschiedenen Projekten zur Förderung eines inklusiven Arbeitsmarktes. Das Protokoll des letzten Treffens der Landesarbeitsgruppe kann hier eingesehen werden.

Weitere Informationen zur Landesarbeitsgruppe Partizipation Mecklenburg-Vorpommern finden Sie hier.

Tagungsdokumentation zur Fachtagung “Krisenmodus, Beschleunigungsfalle und rasender Stillstand: Umgang mit Wandel und Unbeständigkeit in der Sozialpsychiatrie“

29. Mitgliederversammlung des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V.

Am 12. Juni 2024 fand im Technologiezentrum Wismar im Vorfeld der Fachtagung „Krisenmodus, Beschleunigungsfalle und rasender Stillstand: Umgang mit Wandel und Unbeständigkeit in der Sozialpsychiatrie“ die 29. Mitgliederversammlung des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. statt. Neben der Abstimmung und Diskussion des Jahresberichtes 2023, des Jahresabschlussberichtes 2023, des Haushaltsplanes für 2024 und der Vorstellung der geplanten Aktivitäten für das Jahr 2024 wurde ein neuer Vorstand und die Rechnungsprüfungskommission des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. gewählt.

Sandra Rieck (“Das Boot” Wismar e.V.), Karin Niebergall-Sippel (Diakoniewerk Westmecklenburg-Schwerin gGmbH), Karsten Giertz und Antje Werner (Geschäftsstelle Landesverband Sozialpsychiatrie M-V e.V.) bei der Durchführung der Mitgliederversammlung (von links nach rechts)

Zum neu gewählten Vorstand gehören Sandra Rieck (Hauptamtlicher Vorstand von “Das Boot” Wismar e.V.), Karin Niebergall-Sippel (Diakoniewerk Westmecklenburg-Schwerin gGmbH), Hans Christian Offermann (Geschäftsführer der HESTIA Pflege- und Heimeinrichtung GmbH), Andreas Zobel (Bereichsleiter der Diakonie Güstrow e.V.) und Heike Nitzke (Geschäftsführerin der Volkssolidarität Uecker Randow e.V.). Die Rechnungsprüfungskommission setzt sich aus Stepahnie Mahnke (“Das Boot” Wismar e.V.) und Sven Melchert (Diakoniewerk Westmecklenburg-Schwerin gGmbH) zusammen.

Karsten Giertz, Hans Christian Offermann, Sandra Rieck, Karin Niebergall-Sippel, Andreas Zobel & Antje Werner (von links nach rechts)

Ein besonderer Dank galt auch den Sprecher*innen der Landesarbeitsgruppen des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V., die im Rahmen ihres Engagements den fachlichen Austausch und die interne Verbandsarbeit maßgeblich prägen und bereichern. Zu den Landesarbeitsgruppensprecher*innen gehören Yvonne Radtke (Volkssolidarität Uecker Randow e.V.), Lutz Hoffmann (Diakoniewerk Kloster Dobbertin gGmbH), Heike Nitzke (Volkssolidarität Uecker Randow e.V.), Kerstin Lenz (GBS Behindertenhilfe Gützkow mbH), Sandra Rieck (“Das Boot” Wismar e.V.), Karin Niebergall-Sippel (Diakoniewerk Westmecklenburg-Schwerin gGmbH) und Marcus Keidel (HELIOS Hanseklinikum Stralsund) und Franziska Berthold (GGP mbH).

Wir aus der Geschäftsstelle des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. bedanken uns herzlich bei allen Mitgliedern für das besondere Engagement und die Unterstützung. Wir freuen uns sehr auf die weitere Zusammenarbeit.

Fachtagung „Krisenmodus, Beschleunigungsfalle und rasender Stillstand: Umgang mit Wandel und Unbeständigkeit in der Sozialpsychiatrie“

Im Anschluss der Mitgliederversammlung fand die gemeinsame Jahrestagung des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. und des Vereins EX-IN Mecklenburg-Vorpommern e.V. statt. Unter dem Titel „Krisenmodus, Beschleunigungsfalle und rasender Stillstand: Umgang mit Wandel und Unbeständigkeit in der Sozialpsychiatrie“ wurden die vielen Veränderungen und Herausforderungen aufgegriffen mit denen soziale Organisationen aus dem Bereich der Behandlung, Unterstützung und Selbsthilfe von Menschen mit psychischen Erkrankungen derzeit konfrontiert werden. Hierzu gehören unter anderem verändernde Finanzierungsgrundlagen, neue fachliche Anforderungen durch gesetzliche Reformprozesse, Fachkräftemangel, Digitalisierung, zunehmende Krankheitsausfälle durch berufsbedingte Belastungen und die Auswirkungen von gesellschaftlichen Krisen wie die Energiekrise, die COVD-19-Pandemie oder der Krieg in der Ukraine.

Blick in den Tagungsraum

Damit sich soziale Organisationen an den aktuellen Anforderungen und Herausforderungen anpassen können, wurden im Rahmen der Veranstaltung neue Konzepte in der Organisationsentwicklung und Personalförderung sowie neue flexible Arbeitsformen diskutiert. Moderiert wurde die Veranstaltung von Nicole Heyden (EX-IN Mecklenburg-Vorpommern e.V.) und Karsten Giertz (Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V.).

Nach der Eröffnung durch Sandra Rieck (Vorstandsvorsitzende des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V.) und Michelle „Charly” Storch (EX-IN Mecklenburg-Vorpommern e.V.) unterstützte der Bürgerbeauftragte des Landes Mecklenburg-Vorpommern Dr. Christian Frenzel als besonderer Gast die Veranstaltung. Im Rahmen eines Grußwortes eröffnete er die Fachtagung und wies auf die aktuellen Herausforderungen für Menschen mit Behinderungen und soziale Organisationen hin. Als Anwalt für die Bürger*innen des Landes Mecklenburg-Vorpommern setzt er sich unter anderem für die Belange und Rechte von Menschen mit Behinderungen in Mecklenburg-Vorpommern ein. Dabei unterstützt er die Bürger*innen gegenüber Behörden oder mit sozialer Beratung.

Dr. Christian Frenzel (Bügerbeauftragte des Landes Mecklenburg-Vorpommern)

Zu Beginn beschäftigte sich Prof. Dr. Corinna Ehlers von der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/ Holzminden/ Göttingen in ihrem Vortrag mit den aktuellen Herausforderungen von sozialen Organisationen wie unter anderem Fachkräftemangel, hohe Fehlzeiten in sozialen Berufen aufgrund von psychischen Belastungen oder zunehmende Arbeitsbelastungen durch steigendende fachliche Anforderungen und Flexibilisierung. Dabei beschrieb sie Lösungs- und Veränderungsbedarfe auf der strukturellen und organisatorischen Ebene sowie auf der Führungsebene.

Prof. Dr. Corinna Ehlers (Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/ Holzminden/ Göttingen)

Danach gingen Catharina Flader (Vorstand EX-IN Deutschland e.V.) und Frank Schäfer (Leitung Gemeindepsychiatrie des Pfalzklinikums) auf die Genesungsbegleitung als Chance und Herausforderung bei aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen ein. Sie zeigten die Potenziale von Erfahrungsexpert*innen bei der Überwindung von aktuellen Herausforderungen von sozialen Organisationen wie die Umsetzung von Personen- und Recoveryorientierung als zentrale Haltung in der Praxis sowie bei der Bewältigung des Fachkräftemangels auf. Zudem zeigten sie Strategien auf, wie Genesungsbegleitende auch im Bereich der Eingliederungshilfe als Fachkräfte angestellt und eingearbeitet werden können.

Frank Schäfer (Leitung Gemeindepsychiatrie Pfalzklinikum) & Catharina Flader (EX-IN Deutschland e.V.)

Unter dem Titel „Modell 365° und die Chance des § 132 SGB IX – Ideen zur Personal- und Organisationsentwicklung“ ging Birgit Fuchs (Leitung Gemeindepsychiatrie des Pfalzklinikums) auf die Chancen des § 132 SGB IX zur Entwicklung und Umsetzung von personenzentrierten und flexiblen Hilfen ein. Ausgehend vom § 132 SGB IX wurden im Bereich der Eingliederungshilfe am Pfalzklinik das Trägerbudgets eingeführt und das Personalentwicklungs- und Organisationsentwicklungsmodell 365° als Grundlage für die Umsetzung von personenzentrierten und flexiblen Unterstützungsleistungen zur Förderung der sozialen Teilhabe entwickelt. Der Schwerpunkt ihres Vortrages lag bei der Beschreibung des Entwicklungs-, Organisations- und Umsetzungsprozessen.

Birgit Fuchs (Leitung Gemeindepsychiatrie Pfalzklinikum)

Im Anschluss an die Vorträge fanden vier Workshops mit den Referent*innen zur Vertiefung der Inhalte statt. Zusätzlich stellten Anke Wagner und Karsten Giertz in einem Workshop das Präventionsprogramm “Mental Health First Aid-Ersthelfende” vor, das der Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. in diesem Jahr in Mecklenburg-Vorpommern umsetzt.

Im Namen der Veranstalter*innen möchten wir uns bei allen Referent*innen und Teilnehmer*innen ganz herzlich für die gelungene Veranstaltung und den angenehmen Austausch bedanken. Alle Vorträge stehen den Mitgliedern des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. im internen Mitgliederbereich frei zur Verfügung und können nach einer Anmeldung jederzeit angesehen werden. Hier gelangen Sie zu den Videos im internen Mitgliederbereich.

Borderline-Trialog MV online am 04. Juli 2024

Im Rahmen des Trialogs geht es darum einen gemeinsamen Erfahrungsaustausch zwischen Menschen mit und ohne psychische Erkrankungen zu ermöglichen. Der gemeinsame Austausch bildet unter anderem die Grundlage, um die Stigmatisierung von psychischen Erkrankungen in der Gesellschaft zu minimieren und ein besseres Verständnis füreinander aufzubringen. Der Borderline-Trialog ist keine Vortragsveranstaltung. Hier kommen alle zu Wort, die etwas sagen möchten, aber nicht müssen. Des Weiteren ist der Trialog kein Therapieersatz, sondern vielmehr eine therapeutische Ergänzung und ein wichtiger Stützpfeiler für Menschen mit psychischen Erkrankungen, ihren Angehörigen oder auch für professionelle Mitarbeiter*innen.

Am 04. Juli findet zwischen 18:00 und 20:00 Uhr wieder der Borderline-Trialog MV zum Thema “Borderline im Alltag” online über Senfcall statt. Zu den Zielgruppen gehören Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung, ihre Angehörigen und Freunde sowie professionell Tätige und Personen, die am Thema interessiert sind.

Weitere Informationen zum Ablauf und zur Anmeldung können Sie über diese E-Mail-Adresse erfragen: Borderline-Trialog-MV.CL@web.de

Den Flyer mit den wichtigsten Informationen finden Sie hier:

Qualifizierungskurs zur EX-IN Genesungsbegleitung 2024 in Mecklenburg-Vorpommern

Menschen, die psychische Krisen durchlebt und psychiatrische Unterstützung in Anspruch genommen haben, verfügen über wertvolles Erfahrungswissen, das zu einem erweiterten Verständnis psychischer Erkrankungen, zu neuem Wissen über genesungsfördernde Faktoren und zur Entwicklung von innovativen und nutzer*innenorientierten Angeboten in der psychiatrischen Versorgung beitragen kann.

Insbesondere in der EX-IN-Ausbildung (EX-IN: Experienced-Involvement) wird das Potenzial dieses Erfahrungswissens hervorgehoben und neben anderen Themen wie gesundheitsfördernde Haltungen, Teilhabe, Trialog, Recovery und Empowerment vermittelt. Hier wird den Psychiatrieerfahrenen die Gelegenheit geboten, die eigene Erfahrung zu reflektieren und sich Methoden und Hintergrundwissen anzueignen, um als feste Mitarbeiter*innen in verschiedenen psychiatrischen Praxisfeldern tätig zu sein. Ob als Peerberatende in psychiatrischen Krankenhäusern oder als Genesungsbegleitung in Teams von betreuten Wohneinrichtungen, in allen Bereichen steht der Einsatz von psychiatrieerfahrenen Mitarbeiter*innen mit positiven Effekten in Verbindung.

Auch der Verein EX-IN Mecklenburg-Vorpommern e.V. führt seit vielen Jahren in Mecklenburg-Vorpommern den Qualifizierungskurs zur EX-IN Genesungsbegleitung durch. Im Oktober 2024 startet nun der vierte Durchgang der EX-IN-Qualifizierung in Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin. In Vorbereitung auf den Kurs finden demnächst die ersten Bewerbungsgespräche im Rahmen eines zweitägigen Workshops statt, damit die Teilnehmenden einen Eindruck über den Ablauf und über die Inhalte des Kurses erfahren. Bis zum 31. Juli 2024 können Interessierte Teilnehmer*innen Ihre Bewerbungen unter: genesungsbegleitung@ex-in-mv.de richten. Weitere Details zu den Bewerbungsmodalitäten sind hier auf der Internetseite von EX-IN Mecklenburg-Vorpommern e.V. zu finden.

Fachtagung “Krisenmodus, Beschleunigungsfalle und rasender Stillstand: Umgang mit Wandel und Unbeständigkeit in der Sozialpsychiatrie” am 12. Juni 2024

Soziale Organisationen aus dem Bereich der Behandlung, Unterstützung und Selbsthilfe von Menschen mit psychischen Erkrankungen sind derzeit mit vielen Veränderungen und Herausforderungen konfrontiert. Hierzu gehören unter anderem verändernde Finanzierungsgrundlagen, neue fachliche Anforderungen durch gesetzliche Reformprozesse, Fachkräftemangel, Digitalisierung, zunehmende Krankheitsausfälle durch berufsbedingte Belastungen und die Auswirkungen von gesellschaftlichen Krisen wie die Energiekrise, die COVD-19-Pandemie oder der Krieg in der Ukraine.

Damit sich soziale Organisationen an den aktuellen Anforderungen und Herausforderungen anpassen können, werden neue Konzepte in der Organisationsentwicklung und Personalförderung sowie neue flexible Arbeitsformen diskutiert. Der Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. und der Verein EX-IN Mecklenburg-Vorpommern e.V. veranstalten deshalb am 12. Juni 2024 zwischen 12:00 und 17:00 Uhr eine Fachtagung zu diesem Thema. Im Rahmen von Fachvorträgen und Workshops soll ein Diskurs angeregt werden, der neben den aktuellen Herausforderungen neue Perspektiven und Chancen für soziale Organisationen und deren Mitarbeitende aufzeigt. Die Veranstaltung findet im Technologie Zentrum, Alter Holzhafen 19 in 23966 Wismar statt. Im Vorfeld der Fachtagung veranstaltet der Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. zwischen 09:30 bis 12:00 Uhr seine 29. Mitgliederversammlung.

Weitere Informationen zum Programm und zur Anmeldung finden Sie hier im Flyer.

Landesarbeitsgruppe Partizipation Mecklenburg-Vorpommern

Bei der Entwicklung, Planung und Evaluation von psychiatrischen und psychosozialen Behandlungs- und Unterstützungsangeboten hat in den letzten Jahren die partizipative Einbeziehung von Menschen mit psychischen Erkrankungen durch Selbsthilfeinitiativen und -bewegungen, durch zunehmende Forschungsaktivitäten sowie durch gesetzliche Reformprozesse wie die UN-Behindertenrechtskonvention und das Bundesteilhabegesetz an Bedeutung gewonnen.

Gerade durch das Bundesteilhabegesetz wurde die gesetzlich verpflichtende Grundlage für Leistungsträger und Leistungserbringer geschaffen, Menschen mit psychischen Erkrankungen oder mit anderen Behinderungen aktiv und auf gleicher Augenhöhe in die Planung, Durchführung und Evaluation von psychiatrischen und psychosozialen Unterstützungsangeboten einzubeziehen. Zudem ist die partizipative Beteiligung von Menschen mit psychischen Erkrankungen eng mit den Konzepten von Empowerment und Recovery verbunden.

Um die aktive Beteiligung von Menschen mit psychischen Erkrankungen in der psychiatrischen und psychosozialen Versorgung sowie die Implementierung von Angeboten des Peer Supportes in Mecklenburg-Vorpommern zu fördern, entwickelten der Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V., der Verein EX-IN Mecklenburg-Vorpommern e.V. und das Diakoniewerk Mecklenburg-Vorpommern e.V. die Initiative der Landesarbeitsgruppe Partizipation Mecklenburg-Vorpommern, welche gemeinsam mit anderen interessierten Kooperationspartner*innen und Verbänden umgesetzt wird.

Am 12. November 2024 findet in der Geschäftsstelle des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. in der Carl-Hopp-Straße 19a, 18069 Rostock das nächste Treffen der Landesarbeitsgruppe Partizipation statt. Die Teilnahme ist kostenlos und sowohl in digitaler Form als auch in Präsenzform möglich. Interessierte Personen, Mitarbeiter*innen aus der psychiatrischen Versorgung, Psychiatrieerfahrene und Angehörige von Menschen mit psychischen Erkrankungen sind eingeladen, sich am Austausch innerhalb der Landesarbeitsgruppe zu beteiligen.

 

Landesarbeitsgruppe Partizipation Mecklenburg-Vorpommern

Bei der Entwicklung, Planung und Evaluation von psychiatrischen und psychosozialen Behandlungs- und Unterstützungsangeboten hat in den letzten Jahren die partizipative Einbeziehung von Menschen mit psychischen Erkrankungen durch Selbsthilfeinitiativen und -bewegungen, durch zunehmende Forschungsaktivitäten sowie durch gesetzliche Reformprozesse wie die UN-Behindertenrechtskonvention und das Bundesteilhabegesetz an Bedeutung gewonnen.

Gerade durch das Bundesteilhabegesetz wurde die gesetzlich verpflichtende Grundlage für Leistungsträger und Leistungserbringer geschaffen, Menschen mit psychischen Erkrankungen oder mit anderen Behinderungen aktiv und auf gleicher Augenhöhe in die Planung, Durchführung und Evaluation von psychiatrischen und psychosozialen Unterstützungsangeboten einzubeziehen. Zudem ist die partizipative Beteiligung von Menschen mit psychischen Erkrankungen eng mit den Konzepten von Empowerment und Recovery verbunden.

Um die aktive Beteiligung von Menschen mit psychischen Erkrankungen in der psychiatrischen und psychosozialen Versorgung sowie die Implementierung von Angeboten des Peer Supportes in Mecklenburg-Vorpommern zu fördern, entwickelten der Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V., der Verein EX-IN Mecklenburg-Vorpommern e.V. und das Diakoniewerk Mecklenburg-Vorpommern e.V. die Initiative der Landesarbeitsgruppe Partizipation Mecklenburg-Vorpommern, welche gemeinsam mit anderen interessierten Kooperationspartner*innen und Verbänden umgesetzt wird.

Am 13. Mai 2024 findet in der Geschäftsstelle des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. in der Carl-Hopp-Straße 19a, 18069 Rostock das nächste Treffen der Landesarbeitsgruppe Partizipation statt. Die Teilnahme ist kostenlos und sowohl in digitaler Form als auch in Präsenzform möglich. Interessierte Personen, Mitarbeiter*innen aus der psychiatrischen Versorgung, Psychiatrieerfahrene und Angehörige von Menschen mit psychischen Erkrankungen sind eingeladen, sich am Austausch innerhalb der Landesarbeitsgruppe zu beteiligen.

Nächstes Treffen der Landesarbeitsgruppe Partizipation Mecklenburg-Vorpommern am 13. Mai 2024

Bei der Entwicklung, Planung und Evaluation von psychiatrischen und psychosozialen Behandlungs- und Unterstützungsangeboten hat in den letzten Jahren die partizipative Einbeziehung von Menschen mit psychischen Erkrankungen durch Selbsthilfeinitiativen und -bewegungen, durch zunehmende Forschungsaktivitäten sowie durch gesetzliche Reformprozesse wie die UN-Behindertenrechtskonvention und das Bundesteilhabegesetz an Bedeutung gewonnen.

Gerade durch das Bundesteilhabegesetz wurde die gesetzlich verpflichtende Grundlage für Leistungsträger und Leistungserbringer geschaffen, Menschen mit psychischen Erkrankungen oder mit anderen Behinderungen aktiv und auf gleicher Augenhöhe in die Planung, Durchführung und Evaluation von psychiatrischen und psychosozialen Unterstützungsangeboten einzubeziehen. Zudem ist die partizipative Beteiligung von Menschen mit psychischen Erkrankungen eng mit den Konzepten von Empowerment und Recovery verbunden.

Um die aktive Beteiligung von Menschen mit psychischen Erkrankungen in der psychiatrischen und psychosozialen Versorgung sowie die Implementierung von Angeboten des Peer Supportes in Mecklenburg-Vorpommern zu fördern, entwickelten der Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V., der Verein EX-IN Mecklenburg-Vorpommern e.V. und das Diakoniewerk Mecklenburg-Vorpommern e.V. die Initiative der Landesarbeitsgruppe Partizipation Mecklenburg-Vorpommern, welche gemeinsam mit anderen interessierten Kooperationspartner*innen und Verbänden umgesetzt wird.

Am 13. Mai 2024 findet in der Geschäftsstelle des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. in der Carl-Hopp-Straße 19a, 18069 Rostock das nächste Treffen der Landesarbeitsgruppe Partizipation statt. Die Teilnahme ist kostenlos und sowohl in digitaler Form als auch in Präsenzform möglich. Interessierte Personen, Mitarbeiter*innen aus der psychiatrischen Versorgung, Psychiatrieerfahrene und Angehörige von Menschen mit psychischen Erkrankungen sind eingeladen, sich am Austausch innerhalb der Landesarbeitsgruppe zu beteiligen.

Die Einladung mit der Tagesordnung und den Informationen für die Anmeldung finden Sie hier:

Weitere Informationen zur Initiative der Landesarbeitsgruppe Partizipation Mecklenburg-Vorpommern können Sie hier einsehen.

Videovorlesungsreihe Anthropologische Psychiatrie zum Thema „Ist die (Sozial)Psychiatrie heute sozial?“

An der Universitätsmedizin Hamburg-Eppendorf veranstaltet Thomas Bock jährlich eine Vorlesungsreihe zur Anthropologischen Psychiatrie mit verschiedenen Schwerpunkten. Ziel der Vorlesungsreihe ist, ein menschliches Bild von psychischen Erkrankungen zu vermitteln, sie nicht auf die Abweichung von Normen oder die Folge entgleister Transmitter zu reduzieren. Anlässlich der COVID-19-Pandemie findet seit 2020 die Vorlesungsreihe in digitaler Form statt. Die Veranstaltungsreihe ist eine Kooperation der Universität Hamburg mit dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Irre menschlich Hamburg e.V. und psychenet. Dabei engagieren sich zahlreiche Expert*innen und Psychiatrieerfahrene sowie Angehörige.

Im Wintersemester 2023/ 2024 beschäftigte sich die Vorlesungsreihe unter dem Motto mit dem Erbe des deutschen Sozialpsychiaters Klaus Dörner. Dörners Werk ist vielschichtig und geht weit über die Psychiatrie hinaus. Am 25. September 2022 ist er im Alter von 88 Jahren gestorben. Ausgehend von seinem Werk fanden im Rahmen der Vorlesungsreihe mehrere Dialoge zum Thema „Ist die (Sozial)Psychiatrie heute sozial?“ statt. Die Vorlesungsreihe wurde nun als Videostream veröffentlicht und mit dem Einverständnis der Veranstalter*innen auf dieser Internetseite eingebettet. Unten können die einzelnen Vorlesungen als Videos angesehen werden.

Ist die (Sozial)Psychiatrie heute sozial?

Mit Prof. Dr. Thomas Bock, Michael Schweiger, Prof. Dr. Dirk Richter, Gwen Schulz & Marion Ryan

Klaus Dörner forderte: „Die Psychiatrie ist sozial oder keine“ und wollte einen „Sozialraum, in dem wir leben und sterben, wo wir hingehören“. – Wo stehen wir heute? Sind die Angebote gerecht? Kommen die Schwächsten zu erst? Brauchen wir mehr und andere Politik, um den sozialen Raum lebendig zu gestalten? Was leistet der auch im Vorfeld der Psychiatrie von selbst? Was ist professionelle Aufgabe? Was können wir post-corona lernen – für Jugendliche, Einsame, Alte Menschen? Welche Vermittlung braucht es zwischen familiären und sozialen Ressourcen? Kann Genesungs-Begleitung eine Brücke zwischen Selbst- und Fremdhilfe bilden?

Mit den Schwächsten beginnen

Mit Prof. Dr. Thomas Bock, Dr. Michael Wunder, Prof. Dr. Karl Beine, Dr. Dr. Samuel Thoma

Klaus Dörners Auftrag – Was heißt Ringen um die richtige Haltung heute? Im Menschen mit der größten Not begegnen wir jedem Menschen – ein christlicher Ansatz. Doch wird die Psychiatrie dem gerecht? Wo stehen wir heute? Welche Haltung gibt uns Orientierung, damit Therapie nicht nur Ware, der Patient nicht nur Kunde und die Psychiatrie nicht nur Markt ist?

„Bürger und Irre“

Mit Prof. Dr. Thomas Bock, Dr. Ute Merkel, Dr. Ralf Seidel, Ralph Höger

Medizingeschichtliche Meilensteine – Was heißt das für die Zukunft? Nürnberger Prozesse und Lehren des NS-Psychiatrie, Wende und Vereinigung mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen der Psychiatrie in DDR und BRD. Was hat die Psychiatrie notwendig gemacht, was macht sie aus und wo bleibt sie fragwürdig im Sinne eines notwendigen gesellschaftlichen Hinterfragens? Auf diesem Hintergrund brauchen wir Mut und Bescheidenheit, sollten eigentlich mit unserem Hilfesystem „in Zelten leben“ und „in Raumen denken“. Betroffenen und Angehörigen werden dabei mehr prägend sein und (wieder) eine aktive Rolle haben (müssen).

Ende der Ver-Anstaltung

Mit Prof. Dr. Thomas Bock, Dr. Charlotte Köttge, Dr. Matthias Heißler, Dr. Bernd Meißnest

Klaus Dörner war überzeigt: Jeder Mensch will tätig sein, braucht eine Wohnung, sein eigenes Leben. Hospitalisierung ist keine Alternative. Wie war es möglich, den Langzeitbereich der Klinik in Gütersloh komplett aufzulösen? Welche politischen Entscheidungen braucht es, damit das überall passiert? Wie können alle Kommunen dem Vorbild folgen, dass Menschen mit Demenz in familienähnlichen Strukturen bleiben. Was ist uns diese Lebensqualität wert? Wie sichern wir diesen Prozess ab – auch für schwererkrankte Menschen? Welche Bedeutung hat der Dritte Sozialraum neben familiären und professionellen Hilfen – erst recht zu Zeiten gesellschaftlicher Alterung und Fachkräftemangel?

„Irren ist menschlich“ – Aber halten Medizin und Pflege in Zukunft das aus?

Mit Prof. Dr. Thomas Bock, Hilde Schädle-Deininger, Ina Jarchov-Jadi & Jessica Reichstein

Das Lehrbuch von Klaus Dörner und Ursula Plog betont den Blick auf das zutiefst Menschliche, fördert eine Suchhaltung, prägt eine dialogische Beziehungskultur – seit über 50 Jahren. Hat all das Psychiatrie und Psychotherapie erreicht und geprägt? Unseren Blick geöffnet für den fließenden Übergang von gesund und krank – sowie die eigenen Krisen? Oder ist das pathologische Denken übermächtig? Die anthropologische Sicht kann die Position der Pflege stärken, zugleich die Multiprofessionalität fördern. Sie ist nötiger und naheliegender denn je, wenn die Psychiatrie sich nach draußen bewegt. Umgekehrt ist nicht alles Menschliche „irre“, brauchen wir Hilfen im sozialen Raum auch unabhängig von der Psychiatrie.

„Was bleibt zu tun?“ – ein trialogischer Rückblick

Mit Gwen Schulz, Prof. Dr. Thomas Bock, Marion Ryan & Dr. Sabine Schütze

Wer sind heute die Schwächsten? Was steht im Vordergrund – Sozialraum oder Anstalt? Halten wir aus, dass Irren menschlich ist? Wieviel Spielraum bleibt fürs Mensch-Sein in Hamburgs Psychiatrie? Kann die Politik helfen, um die privat-/marktwirtschaftlichen Interessen zu stoppen und künftige Psychiatrie sozial zu gestalten? Wie sieht der Trialog Klaus Dörner?

Rückblick Landesweite Gedenkveranstaltung “ERINNERN, BETRAUERN, WACHRÜTTELN” 2024 in Alt Rehse & Neubrandenburg

Der 27. Januar gilt als internationaler Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust sowie als nationaler Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus. Seit 2008 steht dieser Tag auch im Zeichen der Opfergruppe der Menschen mit psychischen Erkrankungen sowie geistigen und körperlichen Behinderungen, die im Rahmen der T4-Aktionen in der Zeit des Nationalsozialismus umgebracht oder dauerhaft geschädigt wurden. Mehr als 300.000 Menschen mit psychischen und anderen Erkrankungen und Behinderungen kamen während der NS-„Euthanasie“ ums Leben und mehr als 400.000 Menschen wurden Opfer von Zwangssterilisierungen.

Kranzniederlegung in Alt Rehse

In trialogischer Zusammenarbeit veranstaltet der Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. seit 2008 gemeinsam mit verschiedenen regionalen Kooperationspartner*innen und Akteur*innen die Landesweite Gedenkveranstaltung „ERINNERN, BETRAUERN, WACHRÜTTELN” in Gedenken an die Opfer der „Euthanasie“ und Zwangssterilisierungen in Mecklenburg-Vorpommern in der Zeit des Nationalsozialismus.

In diesem Jahr fand die Landesweite Gedenkveranstaltung in Kooperation mit dem Dietrich-Bonheoffer-Klinikum Neubrandenburg, dem Verein „Das Boot“ Wismar e.V., dem Verein EX-IN Mecklenburg-Vorpommern e.V., der RAA – Demokratie und Bildung Mecklenburg-Vorpommern e.V., dem Gemeindepsychiatrischen Verbund Mecklenburgische Seenplatte, dem Landkreis Mecklenburgische Seenplatte und der Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern e.V. in Alt Rehse und Neubrandenburg statt.

Alt Rehse – ein Ort mit wechselvoller Geschichte

Bereits 2019 wurde eine Landesweite Gedenkveranstaltung in Alt Rehse veranstaltet. Aufgrund der besonderen Geschichte dieses Ortes im Zusammenhang mit der nationalsozialistischen Gesundheitspolitik griffen die Organisator*innen in diesem Jahr Alt Rehse erneut neben Neubrandenburg als Veranstaltungsort auf.

Religiöse Andacht in der Dorfkirche Alt Rehse

Der kleine Ort Alt Rehse befindet sich direkt in der Nähe von Neubrandenburg am Tollensesee. 1934 ging der Ort an den Nationalsozialistischen Ärztebund, der auf Verlangen der Reichsärzteführung dort die „Führerschule der Deutschen Ärzteschaft“ errichtete. Mehr als 10.000 Mediziner, Hebammen und Apotheker nahmen in dem zum Musterdorf umgebauten Ort von 1935 bis 1941 an ideologischen Schulungen teil. Die Seminare lehrten die Vorrangigkeit der Volksgesundheit vor der Gesundheit des Einzelnen sowie die völkische Blut- und Boden-Ideologie. Auf dem Lehrplan standen Themen wie “Rassenhygiene”, “Erbgesundheit” und “Der nationalsozialistische Arzt”. Ziel war es, eine medizinische Elite auszubilden, die die unmenschliche Ideologie der Nazis mit Überzeugung vertrat. Viele von ihnen waren später an Verbrechen wie der Zwangssterilisation und systematischen Ermordung von Menschen mit psychischen, körperlichen und geistigen Behinderungen beteiligt. Nach dem Nationalsozialismus wurde das Gelände rund um Alt Rehse unter anderem als Fortbildungsstätte für Lehrer*innen in der DDR oder als Erholungsstätte genutzt. Heute ist Alt Rehse als Tagungs- und Urlaubsort bekannt.   

Kranzniederlegung in Alt Rehse

Zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus fand in der Dorfkirche von Alt Rehse eine religiöse Andacht mit Pastor Hartmuth Reincke von der Kirchengemeinde Penzlin – Mölln statt. Im Anschluss ging die EX-IN Erfahrungsexpertin Undine Gutschow in ihrer Lesung auf das Schicksal der Opfer der NS-„Euthanasie“ und ihren hinterbliebenen Angehörigen ein.  

Veranstaltung zur Aufarbeitung der NS-„Euthanasie“ in Neubrandenburg

Nach der öffentlichen Kranzniederlegung auf dem Gelände der Dorfkirche von Alt Rehse ging es für die Teilnehmer*innen zur anschließenden Veranstaltung nach Neubrandenburg in den Konferenzsaal des Dietrich-Bonheoffer-Klinikums. Dort begrüßte Dr. Rainer Kirchhefer (Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Dietrich-Bonheoffer-Klinikums) die Gäste. In seinem Grußwort setzte er sich kritisch mit der Rolle der helfenden Professionen bei der Vorbereitung und Durchführung der NS-„Euthanasie“ im Nationalsozialismus auseinander. Zudem wies er auf die Bedeutung der Landesweiten Gedenkveranstaltung im Zusammenhang mit aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen hin. In vielen gesellschaftlichen Diskursen haben demokratiefeindliche Einstellungen, die Ausgrenzung von sexuellen, ethnischen oder religiösen Minderheiten, Anfeindungen gegenüber politisch Andersdenkende und die Stigmatisierung von Menschen mit Behinderungen deutlich zugenommen. Die Landesweite Gedenkveranstaltung trägt dazu bei, ein Zeichen für Toleranz und Solidarität zu setzen sowie Rassismus und Demokratiefeindlichkeit gemeinsam entgegenzutreten.    

Dr. Rainer Kirchhefer bei der Begrüßung

Die Vorstandsvorsitzende des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. Sandra Rieck erinnerte in ihrem Grußwort an die Wegbegleiter*innen, die die Landesweite Gedenkveranstaltung seit 2008 aktiv mitprägten. Hierzu gehören unter anderem Käthe Schüler, Prof. Dr. Harald Freyberger und Prof. Dr. Klaus Dörner. In ihren Namen rief sie dazu auf, nicht nachzulassen, den Blick auf die Opfer der NS-„Euthanasie“ zu richten und die Rolle der helfenden Professionen während der NS-Zeit  kritisch zu reflektieren. Sie forderte die Teilnehmenden auf, mit einer Haltung von Respekt und Toleranz gesellschaftliche Rahmenbedingungen im Sinne der Menschenrechte und der UN-Behindertenkonvention zu gestalten und gegen alle Anfeindungen und Ausgrenzungen zu verteidigen.

Blick in den Konferenzraum

Christian Kaiser aus dem Verein EX-IN Mecklenburg-Vorpommern e.V. setzte sich in seinem Grußwort mit der gegenwärtigen Behandlung- und Unterstützung von Menschen mit psychischen Erkrankungen auseinander. Noch immer werden Menschen mit psychischen Erkrankungen in der Gesellschaft stigmatisiert oder von wichtigen gesellschaftlichen Bereichen ausgeschlossen. Viele Betroffene sind trotz der UN-Behindertenrechtskonvention Zwangsmaßahmen und -behandlungen in der Psychiatrie ausgesetzt oder in ihrer Selbstbestimmung stark eingeschränkt. Zudem fehlt es in vielen Regionen an notwendigen Behandlungs- und Unterstützungsangeboten für Menschen mit psychischen Erkrankungen und ihren Angehörigen. Allerdings können gegenwärtig aber auch viele positive Entwicklungen verzeichnet werden wie die Implementierung der Recovery-Orientierung in der psychiatrischen Behandlung, die Entwicklung der Selbsthilfe sowie die zunehmende Partizipation von Menschen mit psychischen Erkrankungen in der psychiatrischen Versorgung.

Der 1. stellvertretende Oberbürgermeister der Stadt Neubrandenburg Peter Modemann bedankte sich bei den Organisator*innen für die Durchführung der Landesweiten Gedenkveranstaltung in Neubrandenburg. In seinem Grußwort gab er einen Überblick zur regionalen Gedenk- und Erinnerungskultur in Neubrandenburg. Er betonte wie wichtig diese Initiativen sind, um vor dem Hintergrund der NS-Geschichte rechtspopulistischen und antisemitistischen Entwicklungen in Deutschland entgegenzuwirken. Dabei wies er auf die Notwendigkeit hin, die Erinnerungs- und Gendenkkultur weiterzuentwickeln, um vor allem bei jüngeren Generationen das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus wach zu halten.

Vortrag Dr. Martin Müller-Butz

In seinem Vortrag „Idylle, Ideologie und Verantwortung. Die „Führerschule der Deutschen Ärzteschaft“ in Alt Rehse“ informierte Dr. Fabian Schwanzar (Geschäftsführer und Leiter der EBB Alt Rehse) zum aktuellen Stand der historischen Aufarbeitung um die Führerschule der Deutschen Ärzteschaft und über die Aktivitäten der Erinnerungs-, Bildungs- und Begegnungsstätte in Alt Rehse. Auf das Schicksal der polnischen Frauen im KZ-Außenlager Neubrandenburg ging Dr. Martin Müller-Butz von der Geschichtswerkstatt Zeitlupe der RAA – Demokratie und Bildung Mecklenburg-Vorpommern e.V. ein. Am Beispiel der partizipativen und multimedialen Projektarbeit der Geschichtswerkstatt zeigte er auf, wie durch die direkte Einbeziehung von regionalen Akteur*innen bei der historischen Aufarbeitung und durch den Einsatz von aktivierenden künstlerischen Methoden, eine nachhaltige politische Bildungsarbeit umgesetzt sowie ein demokratieförderndes Geschichtsbewusstsein unterstützt werden kann. Zum Abschluss beschäftigte sich Prof. Dr. Jeanne Nicklas-Faust (Geschäftsführerin der Bundesvereinigung Lebenshilfe e.V.) mit den Perspektiven, die sich aus der historischen Aufarbeitung der NS-„Euthanasie“ für die Gegenwart ergeben. Dabei machte sie darauf aufmerksam, dass es notwendig ist, sich als Gesellschaft frühzeitig klar gegen Ausgrenzung, Fremdenfeindlichkeit und Hass zu positionieren, um den Einfluss von antidemokratischen, rechtsextremistischen und antisemitischen Entwicklungen innerhalb der Gesellschaft zu verhindern.

Beteiligte Organisator*innen, Referent*innen und Moderator*innen: Jeanne Nicklas-Faust, Fabian Schwanzar, Frank Hammerschmidt, Martin Müller-Butz, Antje Werner, Karsten Giertz, Sandra Rieck, Rainer Kirchhefer, Christian Kaiser, Peter Modemann (von links nach rechts).

Im Namen der Organisator*innen möchten wir uns nachträglich noch einmal bei allen Teilnehmenden und Referent*innen für die gelungene Veranstaltung bedanken. Einen Beitrag im NDR zur Landesweiten Gedenkveranstaltung 2024 finden Sie hier.