Themenheft zur Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes in der Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen

Mit dem Bundesteilhabegesetz (BTHG) soll im Zusammenhang mit den Forderungen der UN-Behindertenrechtskonvention die vollständige und gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen in Deutschland ermöglicht werden. Seit 2017 unterliegt die Eingliederungshilfe durch das BTHG einem grundlegenden Wandel. Die aktuelle Ausgabe der Fachzeitschrift Klinische Sozialarbeit beschäftigt sich mit den aktuellen Herausforderungen in der Umsetzung des BTHG speziell im Kontext der psychosozialen Unterstützung von Menschen mit psychischen Erkrankungen. Im Fokus des Themenheftes stehen neben einem allgemeinen Überblick zum Umsetzungsstandes des BTHG die fachlichen Perspektiven und Chancen, die sich aus der Klinische Sozialarbeit für die psychosoziale Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen im Bereich der Eingliederungshilfe ergeben und die BTHG-Umsetzung fachlich unterstützen können.

Zu Beginn schauen Michael Beyerlein (Universität Kassel), Yvonne Kahl (Fliedner Fachhochschule Düsseldorf) und Felix Welti (Universität Kassel) auf die Rolle der Klinischen Sozialarbeit im Gesamtplanverfahren der Eingliederungshilfe. Ausgehend von den aktuellen Erkenntnissen zur psychosozialen Versorgungssituation von Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen beschäftigt sich Karsten Giertz (Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V.) mit den aktuellen Herausforderungen bei der Umsetzung von sozialraumorientierten Unterstützungsleistungen und zeigt mögliche Perspektiven für die psychosoziale Praxis auf. Lisa Große (Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V.) rückt die professionelle Beziehungsgestaltung bei der Bedarfsfeststellung und der Leistungserbringung in den Mittelpunkt. Im Gegensatz zur rechtlichen Verankerung der Sozialraumorientierung und der personenzentrierten Bedarfsermittlung durch das Gesamtplanverfahren erfährt der Begriff der Beziehungsgestaltung im BTHG rechtlich keinerlei Beachtung. Aus ihrer Sicht ist die Unterstützung von Menschen mit psychischen Erkrankungen durch Leistungen zur Förderung der Sozialen Teilhabe ohne den Fokus auf eine professionelle Beziehungsgestaltung nicht zielführend. In einem abschließenden Beitrag fassen Karsten Giertz und Ingo Müller-Baron (Deutsche Vereinigung für Soziale Arbeit im Gesundheitswesen e.V.) den aktuellen Umsetzungsstand des BTHG in Deutschland zusammen. Im Bereich der Umsetzung des Gesamt- und Teilhabeplanverfahrens und bei den Leistungen zur Förderung der Sozialen Teilhabe zeigen sie fachliche Perspektive auf, die sich für die Klinische Sozialarbeit ergeben können.

Das Editorial, das Inhaltsverzeichnis und der Beitrag von Karsten Giertz und Ingo Müller-Baron können hier frei al PDF heruntergeladen werden.

Weitere Informationen zur aktuellen Ausgabe der Klinischen Sozialarbeit finden Sie hier.

Dezember-Ausgabe des Newsletters der Landesfachstelle: Kinder aus psychisch und/oder suchtbelasteten Familien

Wenn die Fronten verhärtet sind, müssen Fachkräfte kreativ werden. Musik, Kunst, Spiele und Theater können ein Gefühl von Sicherheit und Vertrautheit schaffen und so in der Behandlung von psychischen Belastungen helfen. Tiere wirken besonders bei Kindern und Jugendlichen als Eisbrecher. Sie sind unmittelbar, ehrlich, erwartungsfrei und leben im Hier und Jetzt – und können so in der therapeutischen Begleitung zum Vermittler werden. Wie das gelingen kann, wann es sinnvoll ist und wie es Tier und Kind dabei ergeht, zeigt die Landesfachstelle KipsFam MV in der neuen Ausgabe des Newsletters BLICKPOST. 

Im Leitartikel werden verschiedene kreative Zugänge vorgestellt. Zwei Interviews richten dann den Fokus auf die tiergestützte Begleitung von Kindern und Jugendlichen: 

  • Schulsozialarbeiterin über ihren tierischen Begleiter Charly
  • Anne-Kathleen Schäfer vom Kinderbauernhof IN NATURA in Rostock

 Außerdem:

  • Neues rund um die Landesfachstelle
  • KipsFam Regio
  • aktuelle Termine und Highlights
  • Empfehlungen für Arbeit und Fachwelt

Die aktuelle Ausgabe des Newsletters können Sie hier abrufen.

Digitalisierung im Gesundheits- und Sozialwesen: DVSG-Arbeitshilfe für Fachkräfte

Digitalisierung begegnet und prägt Menschen mittlerweile in nahezu allen Lebensbereichen: im Beruf, beim Wohnen, im zwischenmenschlichen Kontakt oder in der Freizeit. Auch im Gesundheits- und Sozialwesen bestimmt die Digitalisierung zusehends die Gestaltung von Prozessen und Verfahren, die Ausgestaltung von Kommunikations- und Informationssystemen, Datensicherheitskonzepten sowie den Zugang zu Leistungen. Digitalisierung gilt heute als wesentliche Voraussetzung dafür, dass die Gesundheitsversorgung modern, zeitgemäß und auf dem neuesten Stand der wissenschaftlichen Forschung erfolgen kann. Nach Einschätzung von Vertreter*innen aus Wissenschaft, Selbstvertretung und Politik erfolgt die Digitalisierung im deutschen Gesundheits- und Sozialwesen jedoch zu zögerlich und zu langsam.

Digitalisierung kann sowohl als Instrument, als Konzept oder als Strategie verstanden werden, um Kommunikation, Informationsvermittlung, Zusammenarbeit, Datentransfer oder Bildung zu ermöglichen und zu fördern. In vielen Handlungsfeldern sind Fachkräfte bereits auf reibungslose digitale Prozesse angewiesen, bspw. bei der Nutzung internetbasierter Angebote zur Recherche, Information oder Dokumentation. Fachkräfte müssen dafür über aktuelles Wissen zu Anforderungen und Neuerungen bspw. in der Telematikinfrastruktur, bei digitalen Hilfsmitteln oder Gesundheits- oder Pflegeanwendungen verfügen.

Mit einer aktuellen praxisorientierten Arbeitshilfe bietet die Deutsche Vereinigung für Soziale Arbeit im Gesundheitswesen e.V. eine Einführung und Übersicht zu den aktuellen Entwicklungen mit Bezug zur gesundheitsbezogenen Sozialen Arbeit. Wesentliche Begriffe und Prozesse zur Digitalisierung im Gesundheitswesen sowie in der Berufspraxis der Sozialen Arbeit werden erläutert. Drüber hinaus werden analoge Entwicklungen für angrenzende Verwaltungsbereiche im Sozialwesen dargestellt und die Beiträge der gesundheitsbezogenen Sozialen Arbeit zur Digitalisierung beleuchtet sowie aktuelle Handlungsbedarfe aufgezeigt.

Die kostenlose Arbeitshilfe kann hier als PDF heruntergeladen werden.

Psychische Gesundheit von Säuglingen und in der frühen Kindheit fördern und unterstützen: Impulse aus Großbritannien

Die ersten fünf Lebensjahre sind entscheidend für die Entwicklung eines Kindes und für den Schutz vor zukünftigen psychischen Erkrankungen. Bereits die Hälfte der psychischen Erkrankungen im Erwachsenenalter wird schon im Alter von 14 Jahren festgestellt. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Belege dafür, gerade psychisch belastete Eltern und Kleinkindern so früh wie möglich Unterstützung anzubieten, denn in diesem Zeitraum bestehen wichtige Chance für die Behandlung und Prävention psychischer Erkrankungen sowie für die Förderung des psychischen Wohlbefindens und der Belastbarkeit im Erwachsenenalter.

Leider erhalten die meisten psychisch belasteten Kleinkinder und ihre Eltern nicht die Unterstützung, die sie benötigen, was zu vermeidbarem Leid in der Bevölkerung führt und negative Auswirkungen auf das zukünftige Leben der Betroffenen hat.

Im Rahmen einer wissenschaftlichen Leitlinie gibt das Royal College of Psychiatrists (die psychiatrische Vereinigung von Großbritannien und Nordirland) in Kooperation mit weiteren namenhaften Institutionen und Organisationen einen umfangreichen Einblick in evaluierte Konzepte und evidenzbasierte Interventionen zur Förderung der psychischen Gesundheit und des Wohlbefindens von kleinen Kindern unter dem 5. Lebensjahr sowie von ihren Eltern. Darüber hinaus zeigt der Bericht zahlreiche gesellschaftliche und sozialpolitische Handlungsbedarfe auf, die sich auch auf andere angloamerikanische Länder übertragen lassen.

Den vollständigen Bericht zum freien Download finden Sie hier.

Der DAK Kinder- und Jugendreport 2023: Psychische Erkrankungen bei Jugendlichen bleiben weiterhin auf einem hohen Niveau

Die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland hat sich durch die Auswirkungen und Einschränkungen der COVID-19-Pandemie in Deutschland erheblich verschlechtert. Auch nach der Pandemie bleibt die psychische Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen weiterhin eine Herausforderung in der Versorgung. Dies legt unter anderem der aktuelle Kinder- und Jugendreport der DAK-Gesundheit nahe. In dem Bericht wurden die Daten von 800.000 jungen Menschen zwischen 0 bis 17 Jahren zur Entwicklung von psychischen Neuerkrankungen und zur Inanspruchnahme von ärztlichen und therapeutischen Behandlungen ausgewertet.  

Insgesamt konnte eine rückläufige Tendenz bei den Neuerkrankungen im Vergleich zu den Daten während der COVID-19-Pandemie beobachtet werden. Trotzdem bleiben die psychischen Belastungen bei Kindern und Jugendlichen weiterhin auf einem hohen Niveau. Dies betrifft insbesondere Mädchen zwischen dem 15. und 17. Lebensalter. Im Vergleich zu 2019 weisen die Daten bei Depressionen auf eine Zunahme von 24 %, bei Angststörungen auf eine Zunahme von 44 % und bei den Essstörungen auf eine Zunahme von 51 % hin. Zudem legt der Bericht nahe, dass vor allem junge Menschen aus sozialbenachteiligten Schichten einen eingeschränkten Zugang zum Hilfesystem haben.

Um den langfristigen Folgen einer psychischen Erkrankung auf die Entwicklung der jungen Menschen entgegenzuwirken, bedarf es unter anderem eine Stärkung von Angeboten zur Prävention und Gesundheitsförderung, niedrigschwellige Beratungs- und Unterstützungsangebote für Kinder und Jugendliche und deren Familien sowie eine Verbesserung des Zugangs zu Unterstützungs- und Behandlungsangeboten insbesondere für Kinder und Jugendliche aus sozialbenachteiligten Familien.

Weitere Informationen zum Bericht finden Sie hier.

Positionspapier zum Klimawandel und psychische Gesundheit der DGPPN-Task-Force

Aufgrund menschlicher Eingriffe liegt die globale durchschnittliche Oberflächentemperatur im Jahr 2022 bereits 1,1°C über dem vorindustriellen Durchschnitt. Auswirkungen wie häufigere Extremwetterereignisse sind bereits deutlich spürbar. Prognosen gehen von einer Temperatursteigerung um 3,5°C bis zum Jahr 2100 aus. Der Klimawandel bedroht nicht nur die Umwelt, sondern ganz unmittelbar die körperliche und psychische Gesundheit der Menschen.

So gehen Temperaturanstieg, Hitzewellen und Luftverschmutzung mit einer Verschlechterung der psychischen Gesundheit und mit einer erhöhten Suizidalität einher. Naturkatastrophen wie Überschwemmungen, Brände und Stürme bedrohen nicht nur die körperliche Unversehrtheit, sondern können posttraumatische Belastungsstörungen und andere psychischen Erkrankungen bei den Betroffenen verursachen oder eine bestehende Symptomatik verschlechtern. Menschen mit psychischen Erkrankungen sind besonders vulnerabel für die Folgen des Klimawandels. Eine mangelnde oder unterbrochene Gesundheitsversorgung nach Katastrophenereignissen stellt einen weiteren Risikofaktor für die psychische Gesundheit dar. Chronische Auswirkungen des Klimawandels wie Dürren können die Lebensgrundlage von Menschen zerstören, zu Härten wie Nahrungsmittel- und Wasserknappheit führen, Stress verursachen und so die psychische Gesundheit schwächen. Der Klimawandel führt zudem zu Konflikten und Kriegen, die Menschen zu Flucht und Migration zwingen.

Die Task-Force „Klima und Psyche“ der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Nervenheilkunde (DGPPN) hat sich mit den Zusammenhängen von Klimawandel und psychischer Gesundheit sowie den Handlungsmöglichkeiten der Psychiatrie auseinandergesetzt und diese in einem umfassenden Positionspapier zusammengefasst. Im Positionspapier werden u.a. Klimaschutzmaßnahmen für die Infrastruktur und neue Abläufe in der Psychiatrie empfohlen, Ideen für eine nachhaltige psychiatrisch-psychotherapeutische Behandlungskette und neue Behandlungsangebote entwickelt. Das Positionspapier als freien Download mit weiteren Informationen finden Sie hier.

Buchempfehlung: Geschwister psychisch erkrankter Menschen

Wird ein Mensch schwer und vielleicht sogar längerfristig somatisch oder psychisch krank, verändert dies das Familienleben drastisch. Je nachdem welche Position die Betreffenden in der Familie haben wirken sich die erkrankungsbedingten Veränderungen in den verschiedenen Lebensbereichen sehr unterschiedlich aus. Dies gilt für alle schweren oder chronischen Erkrankungen sowie Behinderungen. Bei psychischen Störungen wird das Zusammenleben der Familie jedoch zusätzlich unter anderem durch (zunächst) unverständliche Verhaltensweisen der oder des Erkrankten erschwert.

Besondere Auswirkungen ergeben sich vor allem für Geschwister einer psychisch erkrankten Person. Sie werden mit menschlichem Leid und Unvermögen, Belastungen, Einschränkungen und veränderten Beziehungen zu ihren Eltern konfrontiert. Diese Situation ist besonders gravierend für die jüngeren Geschwister, da gerade bei ihnen plötzlich und massiv auftretende Belastungen aufgrund ihrer altersbedingt höheren Vulnerabilität zu Entwicklungsdefiziten führen können, d. h. zu Defiziten bei der Bewältigung altersspezifischer Aufgaben. Auch sie gelten neben Kindern psychisch erkrankter Eltern deshalb zu einer Hochrisikogruppe für die Entwicklung von eigenen psychischen Erkrankungen oder anderen psychosozialen Problemen im Erwachsenenalter.

Trotz der Folgen einer psychischen Erkrankung auf das Familienleben wurde die Situation von Schwestern oder Brüdern im deutschsprachigen Raum sowie in den bestehenden psychiatrischen und psychosozialen Versorgungsangeboten bisher vernachlässigt. Reinhard Peukert und Leonore Julius geben daher in ihrem Buch „Geschwister psychisch erkrankter Menschen: übersehen – überhört- übergangen in den Familien und im Versorgungssystem“ einen umfangreichen Einblick in die Folgen einer psychischen Erkrankung auf die Familiendynamik und Lebenssituation von Geschwistern psychisch erkrankter Menschen. Grundlage der Monografie bilden eigene Lebenserfahrungen der Autor*in, Einzelgespräche und Gruppentreffen mit Geschwistern psychisch erkrankter Menschen, Berichte aus Geschwistergruppen sowie deutsch-sprachige und internationale Studien zum Thema.

Neben einem allgemeinen Überblick zur Thematik geht die Monographie auf die hohe emotionale Belastung von Geschwistern psychisch erkrankter Menschen ein. Daneben werden aber auch die protektiven bzw. stabilisierenden Funktionen von Geschwistern für die erkrankte Schwester oder den erkrankten Bruder aufgezeigt. Zum Abschluss enthält die Monografie eine Übersicht mit Unterstützungsmöglichkeiten für Geschwister von psychisch erkrankten Menschen.

Das Buch „Geschwister psychisch erkrankter Menschen“ ist eine lesenswerte Lektüre für Familienangehörige von Menschen mit psychischen Erkrankungen aber auch für Mitarbeitende, die in der Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen aktiv sind. Vor allem Geschwister psychisch erkrankter Menschen erhalten Unterstützung beim Verstehen ihrer Situation und bei der Suche nach Lösungsmöglichkeiten. Eltern bekommen einen Einblick in die Familiendynamiken und einen Eindruck davon, was die häufig unauffälligen Geschwister des erkrankten Kindes umtreiben könnte. Weiterhin werden Mitarbeiter*innen des Versorgungssystems für die Situation und Problemlagen der Geschwister von psychisch Erkrankten aber auch für ihre Potenziale in der Behandlung und Unterstützung des Erkrankten sensibilisiert.

Das Buch ist hier als freier Download über das Open-Access-Projekt „Forschen und Teilen“ des Psychiatrie Verlag verfügbar.

Ankündigung der Dezember-Ausgabe 2023 der Online-Zeitschrift Sozialpsychiatrie M-V

Am 15. Dezember 2023 erscheint die nächste Ausgabe der Zeitschrift Sozialpsychiatrie M-V. Neben einem Rückblick auf die Online-Fachtagung „Psychische Gesundheit und Radikalisierung: Potenziale einer multiprofessionellen Präventionsarbeit in Mecklenburg-Vorpommern“ der Landeskoordinierungsstelle für Demokratie und Toleranz in der Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern und des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. enthält die Ausgabe unter anderem aktuelle Informationen aus Mecklenburg-Vorpommern zur Thematik Kinder aus psychisch und/oder suchtbelasteten Familien. Die drei eingereichten Fachbeiträge beschäftigen sich mit der Prävention, Früherkennung und Frühintervention von psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter, mit der Bildungsinitiative Mental Health First Aid zur Förderung der psychischen Gesundheit und mit dem evidenzbasierten Trainingsprogramm STEPPS (System Training for Emotional Predictability and Problem Solving) für Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung und mit Einschränkungen in der Alltagsbewältigung, das der Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. gemeinsam mit dem Dachverband STEPPS e.V. und mit weiteren Kooperationspartner*innen 2024 in Mecklenburg-Vorpommern umsetzen möchte. Darüber hinaus enthält die Ausgabe eine Veranstaltungsübersicht für das Jahr 2024 sowie zahlreiche Informationen über die Aktivitäten des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. sowie von seinen Mitgliedern und Kooperationspartner*innen.

Die Ausgabe kann demnächst hier auf dieser Internetseite frei als PDF heruntergeladen werden. Bei der Zeitschrift Sozialpsychiatrie M-V handelt es sich, um den Rundbrief des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V., der über alle wesentlichen Entwicklungen zur Sozialpsychiatrie in Mecklenburg-Vorpommern informiert. Darüber hinaus enthält der Rundbrief Informationen zu den Aktivitäten und Initiativen des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. und seinen Mitgliedern. Den Zugang zu älteren Ausgaben finden Sie hier.

Stellungnahme des Bundesjugendkuratoriums zur psychischen Gesundheit im Kindes-, Jugend- und jungen Erwachsenenalter

Die psychische Gesundheit von jungen Menschen in Deutschland hat sich im Zuge der Covid-Pandemie deutlich verschlechtert. Zudem haben sich die bereits vor der Pandemie bestehenden Probleme im Bereich der Kinder- und Jugendgesundheit verschärft. Darüber hinaus macht die aktuelle Gesundheitsberichtserstattung deutlich, dass nach wie vor die Kinder- und Jugendgesundheit in Deutschland stark durch die sozialen Lebensbedingungen beeinflusst wird. Vor allem sozialbenachteiligte Kinder und Jugendlichen haben einen schlechteren gesundheitlichen Zustand und haben geringere Chancen auf ein gesundes Aufwachsen. Gleichzeitig werden junge Menschen und ihre Familien in prekären Lebenslagen auch von den Angeboten der Gesundheitsförderung nur unzureichend erreicht, obwohl in Deutschland ein hochdifferenziertes und aufwändiges Gesundheitssystem sowie eine Bildungs- als auch Kinder- und Jugendhilfestruktur besteht, die prinzipiell allen Zugang bietet.

Diese Konstellation erfordert nach dem Bundesjugendkuratoriums substantielle Änderungen, um gerade jetzt bei einer sich abzeichnenden stärkeren psychischen Belastung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen die Infrastrukturen der Gesundheitsförderung zu verbessern und soziale Benachteiligungen abzubauen. In einer aktuellen Stellungnahme stellt das Bundesjugendkuratorium darum Handlungsfelder und -optionen dar, die zu einer verbesserten Gesundheitsförderung junger Menschen beitragen können. Dabei müssen die bereits seit einigen Jahren bekannten Probleme systemübergreifend bearbeitet werden. Hierzu gehören:

  • die Versäulung der Angebotsstruktur und damit die geringe Verschränkung von Sektoren und Systemen der Gesundheitsförderung im institutionellen Gefüge von Kindheit und Jugend,
  • die unzureichende Ausrichtung bestehender Maßnahmen auf bzw. geringe Erreichbarkeit für Gruppen mit erhöhtem Risiko für gesundheitliche Benachteiligung,
  • der Mangel an niedrigschwelligen und sozial-räumlichen altersgerechten Angeboten im Kindes-, Jugend- und jungen Erwachsenenalter.

In Anbetracht sich verändernder gesellschaftlicher Rahmenbedingungen, wie etwa dem Fachkräftemangel in allen Bereichen, wird es auch bei der Förderung der psychischen Gesundheit von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen nicht um ein undifferenziertes „Mehr“, sondern ein kooperatives „Besser“ gehen müssen.

Bild von Foto von Daria Obymaha Pexels

Das Bundesjugendkuratorium empfiehlt, psychische Gesundheit zu einem zentralen Querschnittsthema der inklusiven Öffnung des institutionellen Gefüges des Aufwachsens zu machen.

Vorhandene Infrastrukturen müssen genutzt werden, um psychische Gesundheit zu fördern und es müssen nicht neue Säulen aufgebaut werden. Es müssen die jeweiligen Gesundheits-, Sozial- und Bildungssektoren und -systeme befähigt werden, besser zu kooperieren und Hürden zu beseitigen, die Kooperationen erschweren. Dies gilt auch für Kooperationen innerhalb eines Systems, aber eben auch über das jeweilig eigene System hinaus. Es müssen starke Anreize zur Kooperation gegeben sowie Zuständigkeiten und Finanzierungen transparent geklärt werden. Es müssen Selbstorganisationen von jungen Menschen, Eltern und Unterstützer*innen strukturell und nachhaltig gefördert und einbezogen werden.

Sensibilität und Wissen über psychische Belastungen und Unterstützungsmöglichkeiten müssen bei Fachkräften und bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen sowie in den Familien erhöht werden.

Niedrigschwellige Angebote müssen besonders für und mit jungen Menschen und ihre Familien in prekären Lebenslagen zugänglich gemacht und sozialräumlich mit weiterführenden Unterstützungsangeboten verzahnt werden. Die Lebensorte und der Alltag von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen müssen die primären Orte für Prävention und Intervention werden können.

Auch in der Forschung müssen diese Bedarfe Niederschlag finden: über partizipative Forschung mit jungen Menschen und ihren Selbst-organisationen kann die niedrigschwellige Erreichbarkeit weiterentwickelt werden. Zudem braucht es Grundlagenforschung zur Nutzung und Teilhabe in vernetzten Infrastrukturen sowie wissenschaftlich evaluierte und evidenzbasierte Angebote in der Prävention und Intervention zum Beispiel in Schule, Kinder- und Jugendhilfe, Berufsbildung etc.

Es sind insgesamt Programme, analog zur Logik der Frühen Hilfen, für alle Altersgruppe und institutionellen Kontexte bis zum 27sten Lebensjahr zu entwickeln.

Das Bundesjugendkuratorium (BJK) ist ein von der Bundesregierung eingesetztes Sachverständigengremium. Es berät die Bundesregierung in grundsätzlichen Fragen der Kinder- und Jugendhilfe und in Querschnittsfragen der Kinder- und Jugendpolitik. Dem BJK gehören bis zu 15 Sachverständige aus Politik, Verwaltung, Verbänden und Wissenschaft an. Die Mitglieder werden durch die Bundesministerin/den Bundesminister für Familie, Senioren, Frauen und Jugend für die Dauer der laufenden Legislaturperiode berufen.

Weitere Inforationen und die vollständige Stellungnahme finden Sie hier:

Psychische Gesundheit, Menschenrechte und Gesetzgebung: Leitfaden und Praxis

In den letzten Jahren wurde die psychische Gesundheit zunehmend als ein wichtiger Bestandteil der Gesundheitsversorgung anerkannt. Viele Länder haben den Anspruch auf der Grundlage von internationalen Menschenrechtsstandards die psychische Gesundheit und das psychische Wohlbefinden in der Bevölkerung nachhaltig zu fördern. Zudem wird die Einführung von Gesetzen und Richtlinien thematisiert, die den Zugang zu qualitativ hochwertiger psychiatrischer Versorgung und Unterstützung sowie das Recht von Menschen mit psychischen Erkrankungen nach Selbstbestimmung und Teilhabe garantieren. Zahlreiche Länder arbeiten daran, den Zugang zur psychiatrischen Versorgung zu verbessern, die Stigmatisierung und Diskriminierung von psychischen Erkrankungen in der Bevölkerung zu reduzieren und die partizipative Beteiligung von Personen mit Erfahrung in Rechtsreformprozessen und in der Gestaltung der Gesundheits- und Sozialpolitik zu fördern. Trotz des politischen Willens befinden sich die meisten Länder in einem frühen Reformstadium.

Um Länder besser in diesem Bereich zu unterstützen, hat die Weltgesundheitsorganisation gemeinsam mit dem Büro des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte die Leitlinie „Psychische Gesundheit, Menschenrechte und Gesetzgebung: Leitlinien und Praxis“ entwickelt. Die Leitlinien schlägt zahlreiche Empfehlungen für die Entwicklung und Umsetzung einer menschenrechtsbasierten Gesetzgebung im Bereich der psychiatrischen und psychosozialen Versorgung vor. Darin werden unter anderem rechtliche Bestimmungen dargelegt, die erforderlich sind, um die Deinstitutionalisierung und den Zugang zu qualitativ hochwertigen, personenzentrierten und gemeindenahen psychiatrischen Gesundheitsdiensten zu fördern. Die Leitlinie zeigt auf, wie Gesetze Stigmatisierung und Diskriminierung bekämpfen können, und bietet konkrete Maßnahmen zur Beseitigung von Zwang in psychiatrischen Diensten zugunsten von Praktiken, die die Rechte und die Würde der Menschen respektieren.

Die Leitlinie enthält außerdem wichtige Informationen, wie bei der Überprüfung, Verabschiedung, Umsetzung und Bewertung von Gesetzen im Zusammenhang mit psychischer Gesundheit ein menschenrechtsbasierter Ansatz verfolgt werden kann. Hierzu stellt die Leitlinie eine praktische Checkliste bereit, mit der Länder beurteilen können, ob ihre Gesetze mit den aktuellen Menschenrechtsstandards übereinstimmen.

Der Leitlinie richtet sich in erster Linie an Gesetzgeber*innen und politische Entscheidungsträger*innen, die direkt an der Ausarbeitung, Änderung, Umsetzung, Überwachung und Bewertung von Rechtsvorschriften zur psychischen Gesundheit beteiligt sind. Die Leitlinie ist aber auch für Einzelpersonen oder Vertreter*innen von zivilgesellschaftlichen Organisationen sowie für jede Einrichtung im Bereich der psychischen Gesundheit, psychiatrischen und psychosozialen Versorgung von Interesse.

Weitere Informationen finden Sie hier.