Rückblick Landesweite Gedenkveranstaltung “ERINNERN, BETRAUERN, WACHRÜTTELN” am 27.01.2025 in Schwerin

Der 27. Januar als der Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Ausschwitz 1945 wurde 1996 vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog mit Zustimmung aller Fraktionen für die Bundesrepublik zum offiziellen „Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus“ proklamiert, vor allem in dem Willen „die Erinnerung wach zu halten für die lebendige Wirklichkeit in Gegenwart und Zukunft“, wie er im Bundestag begründete. Die Generalversammlung der Vereinten Nationen erklärte den 27.01. im Jahre 2005 zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust. 

Seit 2008 steht dieser Tag in Mecklenburg-Vorpommern auch im Zeichen einer langen Zeit tabuisierten und verschwiegenen Opfergruppe: den Menschen mit psychischen oder anderen Erkrankungen, geistigen und körperlichen Behinderungen, die im Rahmen der Erbgesundheitsgesetze und der sog. T 4-Aktionen in der Zeit des Nationalsozialismus umgebracht oder dauerhaft geschädigt wurden.

Mit der Übernahme der Macht am 30. Januar 1933 wurden die rassebiologischen Vorstellungen der Nationalsozialisten zur staatlichen Politik in Deutschland. Bereits ein halbes Jahr später verabschiedete die Regierung das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“, auf dessen Grundlage deutsche Erbgesundheitsgerichte bis 1945 über 400.000 Menschen sterilisieren ließen. Die Radikalisierung der NS-Rassenpolitik gipfelte in den „Euthanasie“- Morden an erkrankten und behinderten Menschen. Per 01.09.1939 ermächtigte Adolf Hitler ausgewählte Ärzt*innen, Pfleger*innen und Hebammen zur „Vernichtung lebensunwerten Lebens“. 1940/41 wurden reichsweit über 70.000 Patient*innen aus Nervenheilanstalten, auch aus dem heutigen Mecklenburg-Vorpommern, in sechs Tötungsanstalten ermordet. Zwar wurde diese geheime „Aktion T 4“ im August 1941 eingestellt, doch das Töten ging dezentral in den Anstalten weiter.

Heutigen Forschungen zufolge wurden mindestens 296.000 erkrankte und behinderte Menschen in der Zeit des Nationalsozialismus bis 1945 ermordet: durch gezielte „Ausmerze“, durch Hungerkost, in den sog. „Kinderfachabteilungen“, wie es sie auch in Schwerin gab. Letztendlich waren die Vergasungsanlagen in den Tötungsanstalten die Erprobungsfelder für die dann einsetzende Massenvernichtung der jüdischen Bevölkerung und anderer Bevölkerungsgruppen und ethnischer Minderheiten.

Religiöses Gedenken durch Bischof Tilman Jeremias und Michelle “Charly” Storch in der Kapelle der HELIOS Kliniken Schwerin

In diesem Jahr veranstaltete der Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. gemeinsam mit zahlreichen regionalen Kooperationspartnern wie der Landeshauptstadt Schwerin, den HELIOS Kliniken Schwerin, dem Kinderzentrum Mecklenburg gGmbH, dem Verein “Das Boot” Wismar e.V., dem Verein EX-IN Mecklenburg-Vorpommern e.V., der Vielfalter gGmbH, der Diakonie Westmecklenburg-Schwerin gGmbH und der Landeszentrale für politische Bildung MV e.V. die Landesweiten Gedenkveranstaltung “ERINNERN, BETRAUERN, WACHRÜTTELN” in Schwerin.

Blick in den Festsaal der HELIOS Kliniken Schwerin

An der Veranstaltung nahmen über 260 Teilnehmer*innen teil. Neben einem religiösen Gedenken in der Kapelle der HELIOS Kliniken Schwerin durch den Bischof Tilman Jeremias wurde in der anschließenden Fachveranstaltung im Festsaal der HELIOS Kliniken Schwerin auf die historische Forschung zu den regionalen Geschehnissen im Rahmen der NS-“Euthanasie” geschaut und der Bezug zum Heute hergestellt. Unterstützt wurde die Veranstaltung von Prof. Dr. Andreas Broocks (HELIOS Kliniken Schwerin), Dr. Rico Badenschier (Oberbürgermeister Schwerin) und Stefanie Drese (Ministerin für Soziales, Gesundheit und Sport M-V), die in ihren Grußworten im Zusammenhang mit aktuellen gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen auf die wichtige Bedeutung dieser Veranstaltung hinwiesen und sich bei den zahlreichen Teilnehmer*innen und den Organisator*innen der Veranstaltung bedankten.

Dr. Jörk Pink von den HELIOS Kliniken Schwerin gab zu Beginn einen Einblick zu den historischen Geschehnissen in der ehemaligen schweriner Heilanstalt Sachsenberg/ Lewenberg und zur Aufarbeitungsgeschichte in Mecklenburg-Vorpommern. Im Anschluss berichtete Michelle “Charly” Storch (Verein EX-IN Mecklenburg-Vorpommern e.V.) in einem Erfahrungsbericht, welche Bedeutung der Perspektive von Menschen mit psychischen Erkrankungen eine personenzentrierte und menschrechtsorientierte Behandlung- und Unterstützung einnimmt und welche Herausforderungen und Barrieren gerade für junge Menschen mit psychischen Erkrankungen heute noch bestehen. Zum Abschluss zogen Kristina Timmermann (Kinderzentrum Mecklenburg gGmbH), Sandra Rieck und Frank Hammerschmidt (Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V.) Konsequenzen aus dem Vergangenen für einen menschenwürdigen Umgang in unserer Gesellschaft und Alltag.

Nach einem Imbiss ging es für die Teilnehmer*innen weiter zur Einweihung des Erlebnisorts “Erinnern erleben” auf dem Gelände des Kinderzentrums Mecklenburg gGmbH. Hierzu gaben die beiden Künsterlinnen Anke Meixner und Dörte Michaelis einen Einblick die konzeptionelle Entwicklung sowie künstlerische und handwerkliche Umsetzung des Erlebnisortes. Mit einer Lesung der mehrfach ausgezeichneten Autorin und Bundesverdienstkreuzträgerin Helga Schubert endete die diesjährige Landesweite Gedenkveranstaltung. Im Rahmen der Lesung begaben sich die Teilnehmer*innen auf die Spurensuche der NS-Verbrechen in Mecklenburg-Vorpommern und setzten sich mit den heutigen Erinnerungsorten auf dem Gelände der HELIOS Kliniken Schwerin mit den Lehren aus dieser Zeit auseinander.

Im Namen der Veranstalter*innen bedanken wir uns bei allen Beteiligten, Teilnehmer*innen und Referent*innen für die gelungene Veranstaltung.

Gemeinsames Bild der Veranstalter*innen am Erlebnisort “Erinnern erleben”: Frank Hammerschmidt, Sandra Rieck, Kristina Timmermann, Dörte Michaelis, Anke Meixner, Helga Schubert und Karsten Giertz (v.l.r.)

30 Jahre Landesverband Sozialpsychiatrie M-V e.V. – Festveranstaltung und Fachtagung am 14. und 15. Mai 2025

Kooperation und kooperative Behandlungs- und Unterstützungsformen in der psychiatrischen Versorgung: Perspektiven nach 50 Jahren Psychiatrie-Enquete.

Jährlich weisen etwa 28 Prozent der Erwachsenen und 23 Prozent der Kinder- und Jugendlichen in Deutschland Merkmale einer behandlungsbedürftigen psychischen Erkrankung auf. Rund ein bis zwei Prozent von ihnen leiden an den schweren und langanhaltenden Auswirkungen ihrer psychischen Erkrankung, die mit einer intensiven Inanspruchnahme von psychiatrischen und psychosozialen Beratungs-, Behandlungs- und Unterstützungsangeboten einhergehen. In der angloamerikanischen Fachliteraturetablierte sich zur Bezeichnung dieser Zielgruppe der Begriff „Severe Mental Illness“ (dt.„schwere psychische Erkrankungen“).

Im Zuge der Psychiatrie-Enquete hat sich in den letzten 50 Jahren für die Versorgung von Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen in Deutschland ein differenziertes Versorgungssystem mit verschiedenen Beratungs-, Behandlungs- und Unterstützungsformen entwickelt. Dennoch weisen betroffene Kinder, Jugendliche und Erwachsene noch immer zahlreiche psychosoziale Gesundheitsbeeinträchtigungen und gesellschaftliche Teilhabeeinschränkungen auf.

So gehen schwere psychische Erkrankungen im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung mit einem erhöhten Risiko für Beschäftigungslosigkeit, Armut, Verschuldung, Wohnungslosigkeit, Viktimisierung, komorbide somatische Erkrankungen und mit einer vorzeitigen Sterblichkeit einher. Gerade im Bereich der Sozialen Teilhabe ist das Risiko für Exklusionsprozesse besonders hoch. Darüber hinaus gehören Menschen mitschweren psychischen Erkrankungen immer noch zu einer Zielgruppe, die erheblichen Stigmatisierungsprozessen und einstellungsbedingten Barrieren in der Bevölkerung ausgesetzt ist.

Aufgrund dieser Risiken bedarf es in der psychiatrischen und psychosozialen Versorgung systemübergreifender und nachhaltiger kooperativer Behandlungs- und Unterstützungsformen, um Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen adäquat zu versorgen. Anlässlich des 50. Jubiläums der Psychiatrie-Enquete beschäftigt sich die Fachtagung mit dem Thema „Kooperation und kooperative Behandlungs-, Rehabilitation- und Unterstützungsformen in der psychiatrischen Versorgung: Perspektiven nach 50 Jahren Psychiatrie-Enquete“. Am Vorabend der Tagung wird das 30. Jubiläum des Landesverbands Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. begangen.

Weitere Informationen zum Programm und zur Anmeldung finden Sie hier:

Protokoll der letzten LAG Partizipation Mecklenburg-Vorpommern vom 12. November 2024

Bei der Entwicklung, Planung und Evaluation von psychiatrischen und psychosozialen Behandlungs- und Unterstützungsangeboten hat in den letzten Jahren die partizipative Einbeziehung von Menschen mit psychischen Erkrankungen durch Selbsthilfeinitiativen und -bewegungen, durch zunehmende Forschungsaktivitäten sowie durch gesetzliche Reformprozesse wie die UN-Behindertenrechtskonvention und das Bundesteilhabegesetz an Bedeutung gewonnen.

Gerade durch das Bundesteilhabegesetz wurde die gesetzlich verpflichtende Grundlage für Leistungsträger und Leistungserbringer geschaffen, Menschen mit psychischen Erkrankungen oder mit anderen Behinderungen aktiv und auf gleicher Augenhöhe in die Planung, Durchführung und Evaluation von psychiatrischen und psychosozialen Unterstützungsangeboten einzubeziehen. Zudem ist die partizipative Beteiligung von Menschen mit psychischen Erkrankungen eng mit den Konzepten von Empowerment und Recovery verbunden.

Um die aktive Beteiligung von Menschen mit psychischen Erkrankungen in der psychiatrischen und psychosozialen Versorgung sowie die Implementierung von Angeboten des Peer Supportes in Mecklenburg-Vorpommern zu fördern, entwickelten der Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V., der Verein EX-IN Mecklenburg-Vorpommern e.V. und das Diakonische Werk Mecklenburg-Vorpommern e.V. die Initiative der Landesarbeitsgruppe Partizipation Mecklenburg-Vorpommern, welche gemeinsam mit anderen interessierten Kooperationspartner*innen und Verbänden umgesetzt werden soll.

Am 12. November 2024 fand das letzte Treffen der Landesarbeitsgruppe Partizipation Mecklenburg-Vorpommern in Rostock statt. Im Zentrum des Austausches standen partizipative und empowermentfördernde Arbeitsformen in sozialen Organisationen. Außerdem beschäftigte sich die Landesarbeitsgruppe mit verschiedenen Projekten zur Förderung eines inklusiven Arbeitsmarktes. Das Protokoll des letzten Treffens der Landesarbeitsgruppe kann hier eingesehen werden.

Weitere Informationen zur Landesarbeitsgruppe Partizipation Mecklenburg-Vorpommern finden Sie hier.

Nächstes Treffen der Landesarbeitsgruppe Partizipation Mecklenburg-Vorpommern am 12. November 2024

Bei der Entwicklung, Planung und Evaluation von psychiatrischen und psychosozialen Behandlungs- und Unterstützungsangeboten hat in den letzten Jahren die partizipative Einbeziehung von Menschen mit psychischen Erkrankungen durch Selbsthilfeinitiativen und -bewegungen, durch zunehmende Forschungsaktivitäten sowie durch gesetzliche Reformprozesse wie die UN-Behindertenrechtskonvention und das Bundesteilhabegesetz an Bedeutung gewonnen.

Gerade durch das Bundesteilhabegesetz wurde die gesetzlich verpflichtende Grundlage für Leistungsträger und Leistungserbringer geschaffen, Menschen mit psychischen Erkrankungen oder mit anderen Behinderungen aktiv und auf gleicher Augenhöhe in die Planung, Durchführung und Evaluation von psychiatrischen und psychosozialen Unterstützungsangeboten einzubeziehen. Zudem ist die partizipative Beteiligung von Menschen mit psychischen Erkrankungen eng mit den Konzepten von Empowerment und Recovery verbunden.

Um die aktive Beteiligung von Menschen mit psychischen Erkrankungen in der psychiatrischen und psychosozialen Versorgung sowie die Implementierung von Angeboten des Peer Supportes in Mecklenburg-Vorpommern zu fördern, entwickelten der Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V., der Verein EX-IN Mecklenburg-Vorpommern e.V. und das Diakoniewerk Mecklenburg-Vorpommern e.V. die Initiative der Landesarbeitsgruppe Partizipation Mecklenburg-Vorpommern, welche gemeinsam mit anderen interessierten Kooperationspartner*innen und Verbänden umgesetzt wird.

Am 12. November 2024 findet im Ökohaus, Hermannstraße 36 in 18055 Rostock das nächste Treffen der Landesarbeitsgruppe Partizipation statt. Die Teilnahme ist kostenlos und sowohl in digitaler Form als auch in Präsenzform möglich. Interessierte Personen, Mitarbeiter*innen aus der psychiatrischen Versorgung, Psychiatrieerfahrene und Angehörige von Menschen mit psychischen Erkrankungen sind eingeladen, sich am Austausch innerhalb der Landesarbeitsgruppe zu beteiligen.

Die Einladung mit der Tagesordnung und den Informationen für die Anmeldung finden Sie hier:

Weitere Informationen zur Initiative der Landesarbeitsgruppe Partizipation Mecklenburg-Vorpommern können Sie hier einsehen.

Borderline-Trialog MV online am 23. Januar 2025

Im Rahmen des Trialogs geht es darum einen gemeinsamen Erfahrungsaustausch zwischen Menschen mit und ohne psychische Erkrankungen zu ermöglichen. Der gemeinsame Austausch bildet unter anderem die Grundlage, um die Stigmatisierung von psychischen Erkrankungen in der Gesellschaft zu minimieren und ein besseres Verständnis füreinander aufzubringen. Der Borderline-Trialog ist keine Vortragsveranstaltung. Hier kommen alle zu Wort, die etwas sagen möchten, aber nicht müssen. Des Weiteren ist der Trialog kein Therapieersatz, sondern vielmehr eine therapeutische Ergänzung und ein wichtiger Stützpfeiler für Menschen mit psychischen Erkrankungen, ihren Angehörigen oder auch für professionelle Mitarbeiter*innen.

Am 23. Januar 2025 findet zwischen 18:00 und 20:00 Uhr wieder der Borderline-Trialog MV online über Senfcall statt. Zu den Zielgruppen gehören Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung, ihre Angehörigen und Freunde sowie professionell Tätige und Personen, die am Thema interessiert sind.

Weitere Informationen zum Ablauf und zur Anmeldung können Sie über diese E-Mail-Adresse erfragen: Borderline-Trialog-MV.CL@web.de

Der Flyer mit den wichtigsten Informationen zum Thema und zur Anmeldung wird m Vorfeld der Veranstaltung veröffentlicht.

Positionspapier der Landesarbeitsgruppe Partizipation M-V zur partizipativen Einbeziehung von Menschen mit psychischen Erkrankungen im Rahmen der Eingliederungshilfe

Bei der Entwicklung, Planung und Evaluation von psychiatrischen und psychosozialen Behandlungs- und Unterstützungsangeboten hat in den letzten Jahren die partizipative Einbeziehung von Menschen mit psychischen Erkrankungen durch Selbsthilfeinitiativen und -bewegungen, durch zunehmende Forschungsaktivitäten sowie durch gesetzliche Reformprozesse wie die UN-Behindertenrechtskonvention und das Bundesteilhabegesetz an Bedeutung gewonnen.

Gerade durch das Bundesteilhabegesetz wurde die gesetzlich verpflichtende Grundlage für Leistungsträger und Leistungserbringer geschaffen, Menschen mit psychischen Erkrankungen oder mit anderen Behinderungen aktiv und auf gleicher Augenhöhe in die Planung, Durchführung und Evaluation von psychosozialen Unterstützungsangeboten zur Förderung der sozialen Teilhabe einzubeziehen. Zudem ist die partizipative Beteiligung von Menschen mit psychischen Erkrankungen eng mit den Konzepten von Empowerment und Recovery verbunden.

Um die aktive Beteiligung von Menschen mit psychischen Erkrankungen in der psychiatrischen und psychosozialen Versorgung sowie die Implementierung von Angeboten des Peer Supportes in Mecklenburg-Vorpommern zu fördern, entwickelten der Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V., der Verein EX-IN Mecklenburg-Vorpommern e.V. und das Diakonische Werk Mecklenburg-Vorpommern e.V. 2022 die Initiative der Landesarbeitsgruppe Partizipation Mecklenburg-Vorpommern, welche gemeinsam mit anderen interessierten Kooperationspartner*innen und Verbänden in regelmäßigen Treffen zweimal im Jahr umgesetzt wird. An der Landesarbeitsgruppe Partizipation beteiligen sich interessierte Personen aus Mecklenburg-Vorpommern aus dem Bereich der Selbsthilfe und des Peer-Supportes, Angehörige von Menschen mit psychischen Erkrankungen sowie Mitarbeitende aus der sozialpsychiatrischen Praxis (Leistungserbringer und Leistungsträger).

Am 23.05.2023 setzte sich die Landesarbeitsgruppe Partizipation Mecklenburg-Vorpommern mit dem Thema „Aktuelle gesetzliche Grundlagen der partizipativen Einbeziehung von Menschen mit psychischen Erkrankungen im Zusammenhang mit dem Bundesteilhabegesetz“ auseinander. Im Fokus des Treffens standen der neue Behinderungsbegriff (§ 99 in Verbindung mit § 2 Abs. 1 Satz 1 und 2 SGB IX), das Gesamtplanverfahren (§§ 117 bis 121 SGB IX) und die Ermittlung von Wirksamkeit der Angebote in der Eingliederungshilfe (§§ 125 Abs. 1 und 2 sowie 128 Abs. 1 SGB IX). Im Rahmen von drei Arbeitsgruppen wurden aktuelle Barrieren in der partizipativen Einbeziehung von Menschen mit psychischen Erkrankungen in diesen drei Bereichen in Mecklenburg-Vorpommern diskutiert und Lösungsvorschläge erarbeitet, welche in einem Positionspapier in Abstimmung mit den Mitgliedern der Landesarbeitsgruppe Partizipation Mecklenburg-Vorpommern veröffentlicht wurden.

Das Positionspapier der Landesarbeitsgruppe Partizipation Mecklenburg-Vorpommern zur partizipativen Einbeziehung von Menschen mit psychischen Erkrankungen im Rahmen der Eingliederungshilfe kann hier abgerufen werden:

Qualifizierungskurs zur EX-IN Genesungsbegleitung 2024 in Mecklenburg-Vorpommern

Menschen, die psychische Krisen durchlebt und psychiatrische Unterstützung in Anspruch genommen haben, verfügen über wertvolles Erfahrungswissen, das zu einem erweiterten Verständnis psychischer Erkrankungen, zu neuem Wissen über genesungsfördernde Faktoren und zur Entwicklung von innovativen und nutzer*innenorientierten Angeboten in der psychiatrischen Versorgung beitragen kann.

Insbesondere in der EX-IN-Ausbildung (EX-IN: Experienced-Involvement) wird das Potenzial dieses Erfahrungswissens hervorgehoben und neben anderen Themen wie gesundheitsfördernde Haltungen, Teilhabe, Trialog, Recovery und Empowerment vermittelt. Hier wird den Psychiatrieerfahrenen die Gelegenheit geboten, die eigene Erfahrung zu reflektieren und sich Methoden und Hintergrundwissen anzueignen, um als feste Mitarbeiter*innen in verschiedenen psychiatrischen Praxisfeldern tätig zu sein. Ob als Peerberatende in psychiatrischen Krankenhäusern oder als Genesungsbegleitung in Teams von betreuten Wohneinrichtungen, in allen Bereichen steht der Einsatz von psychiatrieerfahrenen Mitarbeiter*innen mit positiven Effekten in Verbindung.

Auch der Verein EX-IN Mecklenburg-Vorpommern e.V. führt seit vielen Jahren in Mecklenburg-Vorpommern den Qualifizierungskurs zur EX-IN Genesungsbegleitung durch. Im Oktober 2024 startet nun der vierte Durchgang der EX-IN-Qualifizierung in Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin. In Vorbereitung auf den Kurs finden demnächst die ersten Bewerbungsgespräche im Rahmen eines zweitägigen Workshops statt, damit die Teilnehmenden einen Eindruck über den Ablauf und über die Inhalte des Kurses erfahren. Bis zum 31. Juli 2024 können Interessierte Teilnehmer*innen Ihre Bewerbungen unter: genesungsbegleitung@ex-in-mv.de richten. Weitere Details zu den Bewerbungsmodalitäten sind hier auf der Internetseite von EX-IN Mecklenburg-Vorpommern e.V. zu finden.

Fachtagung “Krisenmodus, Beschleunigungsfalle und rasender Stillstand: Umgang mit Wandel und Unbeständigkeit in der Sozialpsychiatrie” am 12. Juni 2024

Soziale Organisationen aus dem Bereich der Behandlung, Unterstützung und Selbsthilfe von Menschen mit psychischen Erkrankungen sind derzeit mit vielen Veränderungen und Herausforderungen konfrontiert. Hierzu gehören unter anderem verändernde Finanzierungsgrundlagen, neue fachliche Anforderungen durch gesetzliche Reformprozesse, Fachkräftemangel, Digitalisierung, zunehmende Krankheitsausfälle durch berufsbedingte Belastungen und die Auswirkungen von gesellschaftlichen Krisen wie die Energiekrise, die COVD-19-Pandemie oder der Krieg in der Ukraine.

Damit sich soziale Organisationen an den aktuellen Anforderungen und Herausforderungen anpassen können, werden neue Konzepte in der Organisationsentwicklung und Personalförderung sowie neue flexible Arbeitsformen diskutiert. Der Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. und der Verein EX-IN Mecklenburg-Vorpommern e.V. veranstalten deshalb am 12. Juni 2024 zwischen 12:00 und 17:00 Uhr eine Fachtagung zu diesem Thema. Im Rahmen von Fachvorträgen und Workshops soll ein Diskurs angeregt werden, der neben den aktuellen Herausforderungen neue Perspektiven und Chancen für soziale Organisationen und deren Mitarbeitende aufzeigt. Die Veranstaltung findet im Technologie Zentrum, Alter Holzhafen 19 in 23966 Wismar statt. Im Vorfeld der Fachtagung veranstaltet der Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. zwischen 09:30 bis 12:00 Uhr seine 29. Mitgliederversammlung.

Weitere Informationen zum Programm und zur Anmeldung finden Sie hier im Flyer.

Empowerment und Recovery durch Recovery Colleges stärken

Viele Menschen suchen unabhängig von psychischen Belastungen oder Erkrankungen einen Weg, psychische Gesundheit und Wohlbefinden zu stärken. Dabei können Recovery Colleges einen wichtigen Beitrag leisten. Hierbei handelt es sich um Bildungsangebote und Austauschräume zur Stärkung der psychischen Gesundheit, die grundsätzlich allen Bürgern offenstehen und sich durch einen niedrigschwelligen Zugang auszeichnen.

In diesen Bildungsangeboten geht es darum, Hoffnung und Zuversicht zu wecken und zu fördern, inneres Wissen zu entdecken und Selbstverantwortung zu übernehmen. Sie bieten Kurse zu den Themen psychische Gesundheit, psychische Erschütterungserfahrungen und persönliche Entwicklung für alle interessierten Bürger*innen – für Menschen mit psychischen Erschütterungserfahrungen, für Fachpersonen, für Angehörige und für alle an den Themen der Angebote Interessierte Personen – an. Die meisten Angebote haben Seminar- oder Workshop-Charakter.

Ursprünglich wurde der Recovery-College-Ansatz in den 2000er Jahren in den USA entwickelt. 2009 kam der Ansatz über Großbritannien nach Europa. Seitdem hat sich die Idee in über 20 Länder verbreitet. Auch in Deutschland gibt es seit 2017 Recovery-College unter anderem in Berlin, Bremen, Gütersloh, Stuttgart oder Osnabrück. Die Gruppe der deutschsprachigen Recovery-Colleges haben sich in den letzten Jahren vernetzt und 2023 eine Broschüre mit gemeinsamen verbindlichen Werten, Methoden und Haltungen veröffentlicht, die die Qualität sicherstellen sollen.

Weitere Informationen zur Broschüre und zum Recovery-College-Konzept finden Sie hier.

Videovorlesungsreihe Anthropologische Psychiatrie zum Thema „Ist die (Sozial)Psychiatrie heute sozial?“

An der Universitätsmedizin Hamburg-Eppendorf veranstaltet Thomas Bock jährlich eine Vorlesungsreihe zur Anthropologischen Psychiatrie mit verschiedenen Schwerpunkten. Ziel der Vorlesungsreihe ist, ein menschliches Bild von psychischen Erkrankungen zu vermitteln, sie nicht auf die Abweichung von Normen oder die Folge entgleister Transmitter zu reduzieren. Anlässlich der COVID-19-Pandemie findet seit 2020 die Vorlesungsreihe in digitaler Form statt. Die Veranstaltungsreihe ist eine Kooperation der Universität Hamburg mit dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Irre menschlich Hamburg e.V. und psychenet. Dabei engagieren sich zahlreiche Expert*innen und Psychiatrieerfahrene sowie Angehörige.

Im Wintersemester 2023/ 2024 beschäftigte sich die Vorlesungsreihe unter dem Motto mit dem Erbe des deutschen Sozialpsychiaters Klaus Dörner. Dörners Werk ist vielschichtig und geht weit über die Psychiatrie hinaus. Am 25. September 2022 ist er im Alter von 88 Jahren gestorben. Ausgehend von seinem Werk fanden im Rahmen der Vorlesungsreihe mehrere Dialoge zum Thema „Ist die (Sozial)Psychiatrie heute sozial?“ statt. Die Vorlesungsreihe wurde nun als Videostream veröffentlicht und mit dem Einverständnis der Veranstalter*innen auf dieser Internetseite eingebettet. Unten können die einzelnen Vorlesungen als Videos angesehen werden.

Ist die (Sozial)Psychiatrie heute sozial?

Mit Prof. Dr. Thomas Bock, Michael Schweiger, Prof. Dr. Dirk Richter, Gwen Schulz & Marion Ryan

Klaus Dörner forderte: „Die Psychiatrie ist sozial oder keine“ und wollte einen „Sozialraum, in dem wir leben und sterben, wo wir hingehören“. – Wo stehen wir heute? Sind die Angebote gerecht? Kommen die Schwächsten zu erst? Brauchen wir mehr und andere Politik, um den sozialen Raum lebendig zu gestalten? Was leistet der auch im Vorfeld der Psychiatrie von selbst? Was ist professionelle Aufgabe? Was können wir post-corona lernen – für Jugendliche, Einsame, Alte Menschen? Welche Vermittlung braucht es zwischen familiären und sozialen Ressourcen? Kann Genesungs-Begleitung eine Brücke zwischen Selbst- und Fremdhilfe bilden?

Mit den Schwächsten beginnen

Mit Prof. Dr. Thomas Bock, Dr. Michael Wunder, Prof. Dr. Karl Beine, Dr. Dr. Samuel Thoma

Klaus Dörners Auftrag – Was heißt Ringen um die richtige Haltung heute? Im Menschen mit der größten Not begegnen wir jedem Menschen – ein christlicher Ansatz. Doch wird die Psychiatrie dem gerecht? Wo stehen wir heute? Welche Haltung gibt uns Orientierung, damit Therapie nicht nur Ware, der Patient nicht nur Kunde und die Psychiatrie nicht nur Markt ist?

„Bürger und Irre“

Mit Prof. Dr. Thomas Bock, Dr. Ute Merkel, Dr. Ralf Seidel, Ralph Höger

Medizingeschichtliche Meilensteine – Was heißt das für die Zukunft? Nürnberger Prozesse und Lehren des NS-Psychiatrie, Wende und Vereinigung mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen der Psychiatrie in DDR und BRD. Was hat die Psychiatrie notwendig gemacht, was macht sie aus und wo bleibt sie fragwürdig im Sinne eines notwendigen gesellschaftlichen Hinterfragens? Auf diesem Hintergrund brauchen wir Mut und Bescheidenheit, sollten eigentlich mit unserem Hilfesystem „in Zelten leben“ und „in Raumen denken“. Betroffenen und Angehörigen werden dabei mehr prägend sein und (wieder) eine aktive Rolle haben (müssen).

Ende der Ver-Anstaltung

Mit Prof. Dr. Thomas Bock, Dr. Charlotte Köttge, Dr. Matthias Heißler, Dr. Bernd Meißnest

Klaus Dörner war überzeigt: Jeder Mensch will tätig sein, braucht eine Wohnung, sein eigenes Leben. Hospitalisierung ist keine Alternative. Wie war es möglich, den Langzeitbereich der Klinik in Gütersloh komplett aufzulösen? Welche politischen Entscheidungen braucht es, damit das überall passiert? Wie können alle Kommunen dem Vorbild folgen, dass Menschen mit Demenz in familienähnlichen Strukturen bleiben. Was ist uns diese Lebensqualität wert? Wie sichern wir diesen Prozess ab – auch für schwererkrankte Menschen? Welche Bedeutung hat der Dritte Sozialraum neben familiären und professionellen Hilfen – erst recht zu Zeiten gesellschaftlicher Alterung und Fachkräftemangel?

„Irren ist menschlich“ – Aber halten Medizin und Pflege in Zukunft das aus?

Mit Prof. Dr. Thomas Bock, Hilde Schädle-Deininger, Ina Jarchov-Jadi & Jessica Reichstein

Das Lehrbuch von Klaus Dörner und Ursula Plog betont den Blick auf das zutiefst Menschliche, fördert eine Suchhaltung, prägt eine dialogische Beziehungskultur – seit über 50 Jahren. Hat all das Psychiatrie und Psychotherapie erreicht und geprägt? Unseren Blick geöffnet für den fließenden Übergang von gesund und krank – sowie die eigenen Krisen? Oder ist das pathologische Denken übermächtig? Die anthropologische Sicht kann die Position der Pflege stärken, zugleich die Multiprofessionalität fördern. Sie ist nötiger und naheliegender denn je, wenn die Psychiatrie sich nach draußen bewegt. Umgekehrt ist nicht alles Menschliche „irre“, brauchen wir Hilfen im sozialen Raum auch unabhängig von der Psychiatrie.

„Was bleibt zu tun?“ – ein trialogischer Rückblick

Mit Gwen Schulz, Prof. Dr. Thomas Bock, Marion Ryan & Dr. Sabine Schütze

Wer sind heute die Schwächsten? Was steht im Vordergrund – Sozialraum oder Anstalt? Halten wir aus, dass Irren menschlich ist? Wieviel Spielraum bleibt fürs Mensch-Sein in Hamburgs Psychiatrie? Kann die Politik helfen, um die privat-/marktwirtschaftlichen Interessen zu stoppen und künftige Psychiatrie sozial zu gestalten? Wie sieht der Trialog Klaus Dörner?