Der Lebensordner für Jugendliche und junge Erwachsene des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. ab sofort bei uns als kostenlose Druckdatei

Mit dem Erwachsenwerden sind viele wunderbare Dinge verbunden – aber auch Formalien, um die sich jeder kümmern muss. Damit es jungen Erwachsenen leichter fällt, alles im Blick zu behalten, gibt es den Lebensordner. Er umfasst zehn Kapitel und bietet Platz für alle wichtigen Dokumente, Urkunden, Zeugnisse, Verträge und Rechnungen – vom Impfausweis über das Praktikumszeugnis bis hin zum Mietvertrag für die erste eigene Wohnung. Alles an einem Ort, vollständig und schnell zur Hand.

Zum Tag der Jugend am 12. August 2023 bietet der Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. ab sofort den Lebensordner als Druckdatei zum kostenfreien Download an – dafür einfach eine E-Mail an lv@sozialpsychiatrie-mv.de schicken und lossammeln.

Der Lebensordner wurde im Rahmen des Modellprojekts Adoleszenzpsychiatrie vom Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. und weiteren Kooperationspartner*innen entwickelt. Das Projekt wurde gefördert vom Ministerium für Soziales, Gesundheit und Sport Mecklenburg-Vorpommern.

Sozialraumorientierung in der Zeitschrift „FORUM Sozialarbeit + Gesundheitswesen“

Mit der Einführung eines neuen Behinderungsbegriffes und den Leistungen zur Sozialen Teilhabe im Bundesteilhabegesetz nehmen sozialraumorientierte Unterstützungsformen in der Eingliederungshilfe zukünftig einen zentralen Stellenwert ein. Allerdings gibt es bis heute kein einheitliches Verständnis darüber, was der Sozialrum eigentlich genau bedeutet und wie sozialraumorientierte Unterstützungsmethoden in den verschiedenen Arbeitsfeldern der Sozialen Arbeit umgesetzt werden können.

Die Fachzeitschrift „FORUM Sozialarbeit + Gesundheitswesen“ der Deutschen Gesellschaft für Soziale Arbeit im Gesundheitswesen e.V. veröffentlichte ein lesenswertes Themenheft zur Sozialraumorientierung in der Sozialen Arbeit. Die Zeitschrift enthält verschiedene Beiträge, welche sich mit dem Fachkonzept Sozialraumorientierung beschäftigen, konkrete sozialraumorientierte Konzepte und Unterstützungsformen in verschiedenen Bereichen der psychosozialen Arbeit wie Sozialpsychiatrie, Altenhilfe und Gesundheitsförderung vorstellen und dabei auf die aktuellen Herausforderungen und notwendige Rahmenbedingungen zur fachlichen Ausgestaltung von sozialraumorientierten Unterstützungsformen gerade im Bereich der Eingliederungshilfe eingehen.  

Weitere Informationen zur Ausgabe finden Sie hier.

Protokoll der letzten LAG Partizipation Mecklenburg-Vorpommern vom 23. Mai 2023

Bei der Entwicklung, Planung und Evaluation von psychiatrischen und psychosozialen Behandlungs- und Unterstützungsangeboten hat in den letzten Jahren die partizipative Einbeziehung von Menschen mit psychischen Erkrankungen durch Selbsthilfeinitiativen und -bewegungen, durch zunehmende Forschungsaktivitäten sowie durch gesetzliche Reformprozesse wie die UN-Behindertenrechtskonvention und das Bundesteilhabegesetz an Bedeutung gewonnen.

Gerade durch das Bundesteilhabegesetz wurde die gesetzlich verpflichtende Grundlage für Leistungsträger und Leistungserbringer geschaffen, Menschen mit psychischen Erkrankungen oder mit anderen Behinderungen aktiv und auf gleicher Augenhöhe in die Planung, Durchführung und Evaluation von psychiatrischen und psychosozialen Unterstützungsangeboten einzubeziehen. Zudem ist die partizipative Beteiligung von Menschen mit psychischen Erkrankungen eng mit den Konzepten von Empowerment und Recovery verbunden.

Um die aktive Beteiligung von Menschen mit psychischen Erkrankungen in der psychiatrischen und psychosozialen Versorgung sowie die Implementierung von Angeboten des Peer Supportes in Mecklenburg-Vorpommern zu fördern, entwickelten der Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V., der Verein EX-IN Mecklenburg-Vorpommern e.V. und das Diakonische Werk Mecklenburg-Vorpommern e.V. die Initiative der Landesarbeitsgruppe Partizipation Mecklenburg-Vorpommern, welche gemeinsam mit anderen interessierten Kooperationspartner*innen und Verbänden umgesetzt werden soll.

Am 23. Mai 2023 fand das zweite Treffen der Landesarbeitsgruppe Partizipation Mecklenburg-Vorpommern in Rostock statt. im Zentrum des Austausches standen die aktuellen gesetzlichen Grundlagen in der partizipativen Einbeziehung von Menschen mit psychischen Erkrankungen in der psychiatrischen und psychosozialen Versorgung sowie deren Umsetzungsstand in Mecklenburg-Vorpommern. Neben der aktuellen Bestandsaufnahme wurden gemeinsam mit Psychiatrieerfahrenen, Angehörigen und Mitarbeitenden aus der psychiatrischen und psychosozialen Versorgung Empfehlungen in der Umsetzung von partizipativen Unterstützungsformen herausgearbeitet und diskutiert. Der Schwerpunkt lag dabei auf die rechtlichen Rahmenbedingungen im Zusammenhang mit dem Bundesteilhabgesetz wie dem neuen Behinderungsbegriff, das Gesamtplanverfahren sowie die Wirkungs- und Wirksamkeitsevaluation. Das Protokoll kann nun hier eingesehen werden.

Weitere Informationen zur Landesarbeitsgruppe Partizipation Mecklenburg-Vorpommern finden Sie hier.

Neuerscheinung Juni-Ausgabe der Zeitschrift Sozialpsychiatrie M-V

Die diesjährige Juni-Ausgabe der Onlinezeitschrift Sozialpsychiatrie M-V enthält neben einem Rückblick zur gemeinsamen Pflanzaktion “Mein Herz schlägt für den Wald” des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. und der Landesforst Mecklenburg-Vorpommern die Tagesdokumentation der beiden Fachveranstaltungen „Personenzentrierte und sozialraumorientierte Unterstützung in hochstrukturierten Behandlungs- und Betreuungssettings“ und „Seelische Gesundheit in der DDR – Hilfe, Verwahrung, Missbrauch“. Darüber hinaus informiert die Landesfachstelle: Kinder aus psychisch und/oder suchtbelasteten Familien über das zweite Projektforum sowie über ihre Aktivitäten und die aktuellen Entwicklungen zur Thematik in Mecklenburg-Vorpommern. Im Rahmen des abgeschlossenen Modellprojektes „Adoleszenzpsychiatrie“ entstand beim Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. die Kompetenzstelle Adoleszenzpsychiatrie M-V deren Aktivitäten und Ziele in der aktuellen Ausgabe ebenfalls vorgestellt werden. Der eingereichte Fachbeitrag der Juni-Ausgabe beschäftigt sich mit alternativen Kriseninterventionen nach dem SOTERIA-Behandlungsansatz in Mecklenburg-Vorpommern. Zudem informiert eine Forschungsgruppe aus der Universitätsmedizin Rostock über die Entwicklung und Umsetzung eines Beirates für partizipative Forschung in der Medizin. Weiterhin enthält die Ausgabe eine Veranstaltungsübersicht für das Jahr 2023 sowie zahlreiche Informationen über die Aktivitäten des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. sowie von seinen Mitgliedern und Kooperationspartner*innen. Die Ausgabe kann hier frei als PDF heruntergeladen werden.

Bei der Zeitschrift Sozialpsychiatrie M-V handelt es sich, um den Rundbrief des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V., der über alle wesentlichen Entwicklungen zur Sozialpsychiatrie in Mecklenburg-Vorpommern informiert. Darüber hinaus enthält der Rundbrief Informationen zu den Aktivitäten und Initiativen des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. und seinen Mitgliedern. Den Zugang zu älteren Ausgaben finden Sie hier.

Buchempfehlung “Sozialpsychiatrie als Handlungsfeld der Sozialen Arbeit”

Die Sozialpsychiatrie ist ein wichtiges Arbeitsfeld der Sozialen Arbeit. Im Zuge antipsychiatrischer Impulse in den 1960er Jahren und der Psychiatrie Enquête 1975 hat sich die Sozialpsychiatrie als sozialer Zweig der Psychiatrie herausgebildet, welche die biopsychosozialen Zusammenhänge bei der Entstehung, Aufrechterhaltung und Behandlung von psychischen Erkrankungen betont sowie als sozialpolitische Bewegung wichtige Impulse zur Weiterentwicklung der psychiatrischen Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen setzt. Sozialarbeitende gehören zu einer wichtigen Berufsgruppe in der psychiatrischen und psychosozialen Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen. Auch die Soziale Arbeit als Profession hat viele Fachdiskurse innerhalb der Sozialpsychiatrie beeinflusst. Dabei sind die sozialpsychiatrisch geprägten Arbeitsfelder sehr komplex. Spezielles Fachwissen und umfangreiche Handlungskompetenzen werden bei den dort tätigen Fachkräften vorausgesetzt. In vielen Studiengängen der Sozialen Arbeit ist die Sozialpsychiatrie sowie allgemein die psychiatrische und psychosoziale Versorgung von psychisch erkrankten Menschen als spezifisches Arbeitsfeld eher unterrepräsentiert. Gerade im Zusammenhang mit dem sogenannten „Belogna-Prozess“ kam es im Studium der Sozialen Arbeit zu einer Verkürzung der Studienzeit und Verdichtung von Lerninhalten und Themen. Ebenso richtet sich die Fachliteratur zu psychischen Erkrankungen sowie deren Unterstützung und Behandlung oftmals an psychiatrische, pflegerische und psychotherapeutische Professionen oder an Mitarbeitende, welche in der stationären Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen tätig sind. Von daher besteht ein Bedarf an Fachliteratur, welche sich ausgehend von der Sozialen Arbeit als eigenständige Profession mit spezifischen Konzepten, Methoden und Diskursen im Bereich der Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen und im Arbeitsfeld der Sozialpsychiatrie beschäftigt.

Vor diesem Hintergrund erschien 2022 im Kohlhammer Verlag das Fachbuch “Sozialpsychiatrie als Handlungsfeld der Sozialen Arbeit” von Dieter Röh und Elisabeth Schreieder. Das Fachbuch ist eine hervorragende, kompakte und verständliche Einführung für Studierende der Sozialen Arbeit, welche sich mit dem Handlungsfeld Sozialpsychiatrie auseinandersetzen möchten. Durch Fallbeispiele ist es der Autorin und dem Autor gelungen die theoretischen Grundlagen, Methoden und Konzepte auch für Studierende ohne Praxiserfahrungen anschaulich darzustellen. Zudem haben die Autorin und der Autor die spezifische Rolle der Sozialen Arbeit als eigenständige und wichtige Profession im Handlungsfeld der Sozialpsychiatrie fundiert herausgearbeitet und nachvollziehbar dargestellt. Neben einer allgemeinen Einführung zeigt das Buch außerdem wichtige Weiterentwicklungsbedarfe innerhalb der Sozialpsychiatrie auf.

Die vollständige Rezension zum Buch von Karsten Giertz (Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V.) finden Sie hier.

Ankündigung der Juni-Ausgabe 2023 der Online-Zeitschrift Sozialpsychiatrie M-V

Am 30. Juni 2023 erscheint die nächste Ausgabe der Zeitschrift Sozialpsychiatrie M-V. Neben einem Rückblick zur gemeinsamen Pflanzaktion “Mein Herz schlägt für den Wald” des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. und der Landesforst Mecklenburg-Vorpommern enthält die Ausgabe die Tagesdokumentation der beiden Fachveranstaltungen „Personenzentrierte und sozialraumorientierte Unterstützung in hochstrukturierten Behandlungs- und Betreuungssettings“ und „Seelische Gesundheit in der DDR – Hilfe, Verwahrung, Missbrauch“. Darüber hinaus informiert die Landesfachstelle: Kinder aus psychisch und/oder suchtbelasteten Familien über das zweite Projektforum sowie über ihre Aktivitäten und die aktuellen Entwicklungen zur Thematik in Mecklenburg-Vorpommern. Die drei eingereichten Fachbeiträge der Juni-Ausgabe beschäftigen sich diesmal mit der Prävention, Früherkennung und -intervention bei psychischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter, mit alternativen Kriseninterventionen nach dem SOTERIA-Ansatz und mit der ideologischen Radikalisierung im Kontext von psychischen Erkrankungen und psychosozialen Krisen. Weiterhin enthält die Ausgabe eine Veranstaltungsübersicht für das Jahr 2023 sowie zahlreiche Informationen über die Aktivitäten des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. sowie von seinen Mitgliedern und Kooperationspartner*innen. Die Ausgabe kann demnächst hier auf dieser Internetseite frei als PDF heruntergeladen werden.

Bei der Zeitschrift Sozialpsychiatrie M-V handelt es sich, um den Rundbrief des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V., der über alle wesentlichen Entwicklungen zur Sozialpsychiatrie in Mecklenburg-Vorpommern informiert. Darüber hinaus enthält der Rundbrief Informationen zu den Aktivitäten und Initiativen des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. und seinen Mitgliedern. Den Zugang zu älteren Ausgaben finden Sie hier.

Dokumentation der 28. Mitgliederversammlung und Jahresfachtagung Sozialraumorientierung 2023

Austausch mit Aussicht – Der Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. tagte in Wismar

Rechts die Ostsee, links der weite Blick über die Hansestadt Wismar: Mit dem Technologiezentrum am Alten Holzhafen hat der Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. einen besonderen Tagungsort für seine 28. Mitgliederversammlung gewählt. In maritimer Umgebung kamen am 5. Mai 2023 die Mitglieder zusammen, um über aktuelle Ereignisse zu beraten und neue Vorhaben anzugehen. Im Anschluss fand die Fachtagung „Personenzentrierte und sozialraumorientierte Unterstützung in hochstrukturierten Behandlungs- und Betreuungssettings“ statt.

Blick vom Veranstaltungsort auf den Hafen in Wismar

Mitgliederversammlung: Rolle rückwärts – und Blick nach vorn

Der Vorstand eröffnete den Tag und hieß alle Mitglieder herzlich willkommen. Andreas Zobel, stellvertretender Vorsitzender des Landesverbands Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V., führte durch die Tagesordnung, die zügig – aber dadurch nicht minder gründlich – abgearbeitet wurde. Jahresbericht, Jahresabschluss, Haushaltsplan und der Bericht der Rechnungsprüfungskommission wurden vorgestellt und einstimmig angenommen. Die Beitragsordnung wurde geprüft und den Änderungen mehrheitlich zugestimmt.

Würdigung des Vorstandes (von links nach rechts): Karsten Giertz, Heike Nitzke, Olaf H. Waehnke, Sandra Rieck, Stefan Paulaeck, Andreas Zobel, Hans-Christian Offermann & Antje Werner

Der Vorstand bedanke sich bei den Mitgliedsorganisationen und den Arbeitsgruppen für ihr Engagement, das sie im Jahr 2022 in die Arbeit des Landesverbands Sozialpsychiatrie Mecklenburg e.V. eingebracht haben. Engagement und Motivation zeigten auch die Mitarbeiterinnen der Landesfachstelle: Kinder aus psychisch und/oder suchtbelasteten Familien, die sich und ihr Anliegen auf der Tagung vorstellten. Mit konkreten Maßnahmen und Vernetzungspartnern im ganzen Bundesland wollen sie die Situation der betroffenen Familien nachhaltig verbessern.

Anschließend eröffnete das Vorstandsmitglied Stefan Paulaeck die freie Diskussion, in der es unter anderem um die defizitäre Unterbringung von psychisch erkrankten Menschen im stationären Bereich ging. Einigkeit bestand bei allen Mitgliedern über die wichtige und weiter zu stärkende Rolle von EX-IN und der Genesungsbegleitung in der psychiatrischen und psychosozialen Versorgung. Prinzipiell werde aufgrund der aktuellen Entwicklungen durch das Bundesteilhabegesetz und anderer Reformprozesse jedoch eine „Rolle rückwärts“ in der Sozialpsychiatrie von Mecklenburg-Vorpommern befürchtet.

Austausch am Stand des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V.

Passende Worte für einen positiven Tagungsabschluss fand die Vorstandsvorsitzende Sandra Rieck, die die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Mitgliedsorganisationen betonte und darin eine gute Grundlage für die weitere Arbeit des Landesverbandes sah.

Fachtagung fordert Umstrukturierung durch Zusammenarbeit

Gemeinsam mit dem Verein EX-IN Mecklenburg-Vorpommern e.V. lud der Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. im Anschluss zur Fachtagung „Personenzentrierte und sozialraumorientierte Unterstützung in hochstrukturierten Behandlungs- und Betreuungssettings“. Zahlreiche Fachleute aus Mecklenburg-Vorpommern kamen zusammen, um die Bedeutung des Konzepts Sozialraumorientierung und von sozialraumorientierten Unterstützungsformen zu ergründen.

Alexander Weiß (Vorstandsvorsitzender EX-IN Mecklenburg-Vorpommern e.V.) & Andreas Zobel

Bereits zu Beginn wies Sandra Rieck in ihrem Grußwort daraufhin, dass wir ein gemeinsames Verständnis von Sozialraumorientierung aus verschiedenen Kontexten heraus brauchen und die Tagung hierzu einen Beitrag dazu leisten möchte. Der Diskurs wurde durch Fachvorträge und Workshops angeregt. So stellten Prof. Dr. Stefan Godehardt-Bestmann (IU Internationale Hochschule) und Prof Dr. Dieter Röh (HAW Hamburg) in ihren Impulsreferaten heraus, dass es eines ganzheitlichen Verständnisses in der Sozialpsychiatrie bedarf: Da Angebote oftmals zu funktional seien und die Bedarfe der Hilfesuchenden zu individuell, solle das Fachpersonal sich stärker am Alltag der Klient*innen orientieren. Im Fokus stand dabei die Zusammenarbeit: Strukturen öffnen, Gemeinsames nutzen, fachlich unterstützen – nur gemeinsam könne eine Umstrukturierung gelingen.

Konsens bestand unter allen Teilnehmenden darin, dass für die Umsetzung Ressourcen notwendig sind: Geld und Zeit stünden allerdings nur den wenigsten in ausreichender Menge zur Verfügung. Auch an gesetzlichen Rahmenbedingungen mangele es oft. Besonders in den Workshops zu SOTERIA und forensischer Nachsorge wurde zudem deutlich, dass Angebote in Mecklenburg-Vorpommern rar gesät und oftmals nicht zielführend sind.

Auf einer Podiumsdiskussion berichteten Vertreter*innen unterschiedlicher Sektoren von ihren Erfahrungen. So sei ein struktureller Ausbau von Angeboten sowie eine Vernetzung unter Betroffenen für Hilfesuchende gewinnbringend. Dabei dürften nicht die Bedürfnisse der Angehörigen übersehen werden. „Der Klient soll nicht nur überleben, sondern in Lebendigkeit geführt werden“, betonte Genesungsbegleiter Frank Hammerschmidt (Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V.).

Auch in den Pausen wurde – bei guter Aussicht und bestem Sonnenschein – weiter diskutiert. Genau dieser offene Dialog sei wichtig, resümierte Andreas Zobel in seinem Schlusswort. „Wir können stolz auf die Dinge sein, die wir erarbeitet haben – der Handlungsbedarf aber ist immens.“

Präsentationen der Impulsvorträge und der Workshops

Kostenlose Online-Fortbildung “Personenzentrierte Hilfen gemeinsam gestalten” am 05. Juni 2023

Um eine personenzentrierte und am individuellen Bedarf ausgerichtete Unterstützung für Menschen mit psychischen Erkrankungen zu ermöglichen, wurde unter anderem das Gesamtplanverfahren im Bundesteilhabegesetz als Verfahren zur Ermittlung des individuellen Unterstützungsbedarfes und der Leistungsplanung gesetzlich verankert. Die in der Unterstützung und Behandlung von Menschen mit psychischen Erkrankungen beteiligten Akteur*innen, werden bei der Umsetzung des Gesamtplanverfahrens derzeit mit vielen rechtlichen Fragen zu den einzelnen Verfahrensschritten, Aufgaben und Verantwortungen konfrontiert.

Foto von mentatdgt von Pexels

Zur Unterstützung der Mitarbeitenden aus der psychosozialen Praxis bietet der Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. am 05. Juni 2023 zwischen 09:00 bis ca. 12:30 Uhr gemeinsam mit der Volljuristin Stefanie Ulrich eine kostenlose Online-Fortbildung zu den rechtlichen Grundlagen des Gesamtplanverfahrens an. Neben einer Einführung in die einzelnen Verfahrensschritte werden rechtliche und fachliche Argumentationshilfen für Mitarbeitende aus der psychosozialen Praxis vorgestellt, die leistungsberechtigte Personen dabei unterstützen können, dass das Gesamtplanverfahren unter Berücksichtigung des Wunsch- und Wahlrechts in der Praxis umgesetzt wird.

Die kostenlose Fortbildung richtet sich an alle Mitarbeitenden der Mitgliedsorganisationen sowie an die Mitglieder der Landesarbeitsgruppe Gesamt-/ Teilhabeplanverfahren des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. Weitere Informationen zum Inhalt und zur Anmeldung finden Sie hier im Flyer.

Nächstes Treffen der Landesarbeitsgruppe Partizipation Mecklenburg-Vorpommern am 23. Mai 2023

Bei der Entwicklung, Planung und Evaluation von psychiatrischen und psychosozialen Behandlungs- und Unterstützungsangeboten hat in den letzten Jahren die partizipative Einbeziehung von Menschen mit psychischen Erkrankungen durch Selbsthilfeinitiativen und -bewegungen, durch zunehmende Forschungsaktivitäten sowie durch gesetzliche Reformprozesse wie die UN-Behindertenrechtskonvention und das Bundesteilhabegesetz an Bedeutung gewonnen.

Gerade durch das Bundesteilhabegesetz wurde die gesetzlich verpflichtende Grundlage für Leistungsträger und Leistungserbringer geschaffen, Menschen mit psychischen Erkrankungen oder mit anderen Behinderungen aktiv und auf gleicher Augenhöhe in die Planung, Durchführung und Evaluation von psychiatrischen und psychosozialen Unterstützungsangeboten einzubeziehen. Zudem ist die partizipative Beteiligung von Menschen mit psychischen Erkrankungen eng mit den Konzepten von Empowerment und Recovery verbunden.

Um die aktive Beteiligung von Menschen mit psychischen Erkrankungen in der psychiatrischen und psychosozialen Versorgung sowie die Implementierung von Angeboten des Peer Supportes in Mecklenburg-Vorpommern zu fördern, entwickelten der Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V., der Verein EX-IN Mecklenburg-Vorpommern e.V. und das Diakoniekonische werk Mecklenburg-Vorpommern e.V. die Initiative der Landesarbeitsgruppe Partizipation Mecklenburg-Vorpommern, welche gemeinsam mit anderen interessierten Kooperationspartner*innen und Verbänden umgesetzt wird.

Am 23. Mai 2023 findet in der Geschäftsstelle des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. das nächste Treffen der Landesarbeitsgruppe Partizipation statt. Die Teilnahme ist kostenlos und sowohl in digitaler Form als auch in Präsenzform möglich. Interessierte Personen, Mitarbeiter*innen aus der psychiatrischen Versorgung, Psychiatrieerfahrene und Angehörige von Menschen mit psychischen Erkrankungen sind eingeladen, sich am Austausch innerhalb der Landesarbeitsgruppe zu beteiligen.

Die Einladung mit der Tagesordnung und den Informationen für die Anmeldung finden Sie hier:

Weitere Informationen zur Initiative der Landesarbeitsgruppe Partizipation Mecklenburg-Vorpommern können Sie hier einsehen.

Unser Jahr 2022 im Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V.

Seit 1995 engagiert sich der Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. (LSP M-V) für die besonderen Belange von Menschen mit psychischen Erkrankungen und an der Weiterentwicklung der psychiatrischen Versorgung in Mecklenburg-Vorpommern. Trotz der Einschränkungen durch die COVID-19-Pandemie konnte der Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. gemeinsam mit seinen Mitgliedern und Kooperationspartner*innen im Jahr 2022 zahlreiche Initiativen, Gremien- und Netzwerkaktivitäten, Modellprojekte, Qualifizierungsmaßnahmen und andere Aktivitäten umsetzen.

Die inhaltliche und fachliche Arbeit des LSP M-V war im Jahr 2022 wie im Vorjahr durch die Herausforderungen in der Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes (BTHG) in Mecklenburg-Vorpommern geprägt. Im Rahmen von verschiedenen sozialpolitischen Stellungnahmen, Initiativen und Aktivitäten sowie im Austausch mit dem Vorstand und den Mitgliedseinrichtungen des LSP M-V wurde unter Berücksichtigung der besonderen Belange von Menschen mit psychischen Erkrankungen auf Herausforderungen und Problemlagen in der Praxis im Zusammenhang mit der Umsetzung des BTHG in Mecklenburg-Vorpommern aufmerksam gemacht.

Neben mehreren Stellungnahmen und Veröffentlichungen des LSP M-V zur BTHG-Umsetzung veröffentlichte die Landesarbeitsgruppe Gesamtplan-/ Teilhabeplanverfahren des LSP M-V im Berichtszeitraum „die Qualitätsstandards zur Umsetzung des Gesamtplanverfahrens für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen“, die sich an alle relevanten Akteur*innen richten, welche im Antragsverfahren, in der Umsetzung des Gesamtplanverfahrens und in der Koordination von Leistungen der Eingliederungshilfe beteiligt sind. Unter Berücksichtigung der besonderen Bedarfe von Menschen mit psychischen Erkrankungen dienen die Qualitätsstandards als Orientierung bei der Umsetzung und Durchführung des Gesamtplanverfahrens, um ausgehend vom Wunsch und Wahlrecht der Leistungsberechtigten die Umsetzung einer personenzentrierten und bedarfsgerechten Bedarfsermittlung und Leistungserbringung in Mecklenburg-Vorpommern zu fördern und sicherzustellen. Die Qualitätsstandards wurden im Rahmen einer Broschüre über den LSP M-V allen Akteur*innen der psychiatrischen und psychosozialen Versorgung zur freien Verfügung gestellt. Über den Dachverband Gemeindepsychiatrie e.V. und dem Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband e.V. wurden die Qualitätsstandards zur Umsetzung des Gesamtplanverfahrens sogar bundesweit verbreitet. 

Um die in der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) und im BTHG geforderte partizipative Beteiligung von Menschen mit psychischen Erkrankungen in der psychiatrischen und psychosozialen Versorgung von Mecklenburg-Vorpommern zu fördern, entwickelten der LSP M-V und der Verein EX-IN Mecklenburg-Vorpommern e.V. die Initiative der Landesarbeitsgruppe Partizipation Mecklenburg-Vorpommern, welche gemeinsam mit anderen interessierten Kooperationspartner*innen und Verbänden erstmals im November 2022 umgesetzt wurde. Diese Initiative soll Mitarbeitende und Organisationen unter anderem dabei unterstützen, partizipative Organisations- und Unterstützungsformen in der Praxis zu entwickeln.

Darüber hinaus wurde im Berichtsjahr das Modellprojekt „Adoleszentenpsychiatrie“ beendet, das seit 2018 vom Ministerium für Soziales, Gesundheit und Sport Mecklenburg-Vorpommern gefördert wurde. Im Rahmen einer Fachtagung wurden die wichtigsten Ergebnisse des Modellprojektes sowie die aus dem Modellprojekt hervorgegangenen Empfehlungen zur Verbesserung der Versorgungssituation von jungen Erwachsenen mit psychischen Erkrankungen in Mecklenburg-Vorpommern vorgestellt. Ausgehend von den Ergebnissen des Modellprojektes wurde das Thema Früherkennung und Frühintervention bei psychischen Erkrankungen im Jugend- und jungen Erwachsenenalter als weiterführendes Projektvorhaben für 2023 aufgegriffen. Zudem veröffentlichten die Projektmitarbeitenden unter Beteiligung weiterer Autor*innen und Fachexpert*innen aus anderen Bundesländern im Psychiatrie Verlag das Fachbuch “Adoleszenzpsychiatrie: Teilhabechancen in Klinik und Gemeinde“.

Im Hinblick auf die Öffentlichkeitsarbeit, Entstigmatisierung von psychischen Erkrankungen und Vertiefung der internen Verbandsarbeit wurden im Berichtszeitraum kostenlose und niedrigschwellige Veranstaltungsformate umgesetzt, welche insbesondere zeitgenössische Themen wie Digitalisierung, psychische Gesundheit von Kindern, Jugendlichen, Eltern und Familien oder Arbeit und psychische Gesundheit aufgriffen. Alle Veranstaltungsformate waren für die Teilnehmenden kostenlos und konnten dadurch einem breiten Publikum angeboten werden.

Zusammenfassend können wir hervorheben, dass unsere Initiativen und Vereinsarbeit im Jahr 2022 zum Großteil erfolgreich umgesetzt werden konnten. Ohne die Zusammenarbeit mit unseren Mitgliedern, Projektpartner*innen, dem Institut für Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V., dem Verein EX-IN Mecklenburg-Vorpommern e.V. und vielen anderen Institutionen, Akteur*innen sowie unseren Fördermittelgebern, dem Ministerium für Soziales, Gesundheit und Sport, wäre dies kaum möglich gewesen. An dieser Stelle möchten wir uns bei allen für die gute Zusammenarbeit und Ihr Engagement im Jahr 2022 bedanken.

Alle näheren Informationen zum Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V., zu den Mitgliedern und Aktivitäten, Initiativen, Veröffentlichungen sowie zu den Projekten im Jahr 2022 können in unserem aktuellen Jahresbericht nachgelesen werden.