Die Mitgründerin und Geschäftsführerin von Irrsinnig Menschlich e.V. Dr. Manuela Richter-Werling wurde am 09. Oktober 2023 vom Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Damit würdigt er ihr langjähriges gesellschaftliches Engagement und ihren herausragenden Einsatz für die Verbesserung der psychischen Gesundheit von jungen Menschen in Bildung und Ausbildung und für die Entstigmatisierung psychischer Krankheiten in Deutschland.
In der offiziellen Begründung heißt es: »Manuela Richter-Werling hat den Verein ›Irrsinnig Menschlich‹ mitgegründet, der Programme zur Aufklärung über und Hilfe bei psychischen Erkrankungen anbietet. Unter ihrer Leitung wurde bereits vor Jahren das Projekt ›Verrückt? Na und! Seelisch fit in der Schule‹ konzipiert. Es hat das Ziel, junge Menschen zu sensibilisieren, genauer auf ihre Mitschülerinnen und Mitschüler zu achten und Menschen mit psychischen Problemen vorurteilsfrei zu begegnen. (…) Manuela Richter-Werling gibt mit ihrem verdienstvollen Wirken einer ganzen Generation Mut und die Hoffnung, auch in solchen Lebensphasen, die persönlich schwierig sind, verstanden zu werden.«
Jedes Jahr zeichnet der Bundespräsident zum Tag der Deutschen Einheit Menschen mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland aus, die sich in besonderer Weise um die Bundesrepublik verdient gemacht haben. Unter dem Motto »Bildung und Zusammenhalt fördern, Demokratie stärken«, werden dieses Jahr neben Manuela Richter-Werling 22 weitere Bürgerinnen und Bürger mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet, u. a. den Schriftsteller Andreas Steinhöfel, den Physiker, Astronomen, Naturphilosophen und Wissenschaftsjournalisten Harald Lesch sowie die Dirigentin Joana Mallwitz.
Wir vom Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. gratulieren Frau Dr. Manuela Richter-Werling für die Auszeichnung und bedanken uns für ihr besonderes Engagement und die gemeinsame Zusammenarbeit.
Engagement für Prävention und Entstigmatisierung
Manuela Richter-Werling interessierte sich schon früh dafür, wie es Menschen gelingt, trotz schwerer Krisen ihr Leben gut zu meistern. Im Jahr 2000 gründete sie Irrsinnig Menschlich e.V. mit dem Ziel, Stigma, Ängste und Vorurteile gegenüber psychischen Krankheiten abzubauen. Sie wusste aus ihrer Familie, wie wichtig es ist, früh damit zu beginnen: Ihr Bruder erkrankte bereits in der Schulzeit, sie selbst als Erwachsene. Die Folge: Hilf- und Sprachlosigkeit in Familie und Schule, jahrelanges Leid, zerstörte Lebenschancen. Wenn bis zu 80 % aller psychischen Krisen und Erkrankungen in Kindheit, Jugend und frühem Erwachsenenalter beginnen, dann, so Richter-Werlings Idee, braucht es in der Schule dringend Information, Auf-klärung und Begegnung mit Menschen, die psychische Krisen gemeistert haben sowie leichte Zugänge zu Hilfen und Krisendiensten. – Kurzum: ein positives Verständnis von psychischer Gesundheit, frei von Stigma, Ängsten und Vorurteilen.
Mit Irrsinnig Menschlich e.V. verfolgt Manuela Richter-Werling die Vision, dass jeder (junge) Mensch und jede Organisation weiß, wie wertvoll seelische Gesundheit ist und wie sie gepflegt werden kann. Auf seelisches Wohlbefinden zu achten ist für alle selbstverständlich, und niemand wird wegen einer seelischen Krise ausgegrenzt. Für eine bessere, flächendeckende und regelhafte Prävention psychischer Krisen in Bildung und Ausbildung setzen sich bei Irrsinnig Menschlich e.V. fachliche und persönliche Expert*innen an über 100 Standorten in 11 Bundesländern in Deutschland ein. Die Fachexpert*innen kommen aus der kommunalen sozialpsychiatrischen Hilfe und Versorgung sowie aus der Jugendhilfe und Prävention. Persönliche Expert*innen sind Menschen, die selbst Erfahrung mit psychischen Krisen und deren Bewältigung haben. Sie bringen psychische Krisen klassenweise leicht zur Sprache und helfen jungen Menschen, ihre Not früher zu erkennen, sich nicht zu verstecken und Unterstützung anzunehmen. Damit greifen sie eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen auf, die in Schule, Studium, Ausbildung und Beruf noch immer kaum Platz findet, Familien oft überfordert sowie persönliches Leid und immense gesellschaftliche Kosten verursacht. Mit seinen Präventionsangeboten wirkt Irrsinnig Menschlich e.V. an der Schlüsselstelle und dem weltweiten Haupthindernis zur Verbesserung der psychischen Gesundheit: der Reduktion des Stigmas. Zudem werden Krankheitslasten und gesellschaftliche Folgekosten erheblich reduziert. Die durch Spenden und Fördermittel finanzierte Organisation gilt bundesweit als einzigartiges und wegweisendes Pionierprojekt und wurde bereits mehrfach ausgezeichnet.
Manuela Richter-Werling
geb. 1959 in Dresden, ist Mitgründerin und Geschäftsführerin der gemeinnützigen Organisation Irrsinnig Menschlich e.V. Sie ist Diplom-Lehrerin und promovierte Historikerin, arbeitete als Hochschullehrerin, Journalistin für Hörfunk/TV und ist systemischer Coach. Irrsinnig Menschlich e.V. wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem DGPPN-Antistigma-Preis. Das Programm »Verrückt? Na und!« ist Modellprojekt zur Umsetzung der nationalen Gesundheitsziele »Gesund aufwachsen« und »Depressive Erkrankungen verhindern«. Dr. Manuela Richter-Werling wurde als Ashoka Fellow 2009 in ein weltweites Netzwerk von Social Entrepreneurs aufgenommen. Sie veröffentlichte u. a. mehrere Handbücher, wie in Schule und Ausbildung positiv mit psychischer Gesundheit umgegangen werden kann, damit möglichst viele junge Menschen die Schule und Ausbildung gut meistern können.
Die vollständige Pressemitteilung finden Sie hier:
In den letzten Jahren haben Anschläge oder Angriffe von Personen mit Radikalisierungstendenzen und psychischen Beeinträchtigungen immer wieder für Aufsehen gesorgt. Dabei war zunächst häufig unklar, ob die Beweggründe eher im ideologischen Extremismus zu suchen sind oder sekundäre Folgen der psychischen Erkrankung darstellen. Tatsächlich verlaufen die Übergänge häufig fließend und beide Bereiche können sich wechselseitig beeinflussen. Dies erschwert die Diagnose der Ursachen und Motive sowie die Auswahl von passenden Unterstützungs- und Beratungsangeboten. Gehört ein Fall in den Gesundheitsbereich oder sind die Beratungsstellen der Ausstiegs- und Distanzierungsarbeit und der Deradikalisierung gefordert?
Angesichts der Schnittmengen zwischen diesen Bereichen veranstalteten der Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. und die Landeskoordinierungsstelle für Demokratie und Toleranz in der Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern am 5. September 2023 gemeinsam die Online-Fachtagung „Psychische Gesundheit und Radikalisierung“. Im Rahmen der Fachtagung standen die Kooperation und der Dialog zwischen den Sozial- und Gesundheitsberufen, Beratungsstellen der Extremismusprävention, Ämtern und Behörden sowie die multiprofessionelle Zusammenarbeit mit weiteren Akteur*innen im Mittelpunkt. Dabei verfolgten die Veranstalter*innen im Tagungsprogramm einen phänomenübergreifenden Ansatz. Neben den langjährigen Erfahrungen aus der Rechtsextremismus- und Islamismusprävention wurden die Erfahrungen aus der psychiatrischen und psychosozialen Versorgung von Mecklenburg-Vorpommern einbezogen.
Andreas Zobel (stell. Vorstandsvorsitzende des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V.) bei der Moderation der Online-Tagung
An der Online-Fachtagung nahmen über 100 Teilnehmende unter anderem aus der psychosozialen und psychiatrischen Versorgung, aus der Jugend- und Familienhilfe, aus Beratungsstellen der Radikalisierungsprävention, aus Sicherheitsbehörden sowie aus dem Bereich Schule und Bildung teil. Eröffnet wurde die Veranstaltung durch Andreas Zobel (stell. Vorstandsvorsitzender des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V.), der auf die aktuelle Bedeutung des Tagungsthemas aufmerksam machte und die Teilnehmenden als Moderator durch das gesamte Programm führte.
In ihrem Grußwort ging die Vorständin des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. Sandra Rieck auf die gegenwärtigen Herausforderungen in der psychosozialen Versorgung ein. Hierzu zählte sie beispielsweise Einsparungen bei wichtigen Beratungsangeboten im Bereich der Suchthilfe und im Bereich der Hilfe für geflüchtete Menschen, fehlende niedrigschwellige Behandlungs- und Unterstützungsformen für Menschen in schweren psychosozialen Krisen oder mangelnde Angebote der Prävention und Früherkennung. Dadurch sind viele Menschen in Mecklenburg-Vorpommern einer Unterversorgung ausgesetzt. Diese Situation spiegelt sich auch in den aktuellen Diskursen zur Radikalisierungsprävention im Kontext von psychischen Belastungen und Erkrankungen wider. Gleichzeitig warnte sie vor Stigmatisierungs- und Kriminalisierungstendenzen gegenüber Menschen mit psychischen Erkrankungen, die sich aus den aktuellen Erkenntnissen nicht ableiten lassen, aber in den letzten Jahren die öffentliche Wahrnehmung in der Bevölkerung sehr stark prägen. Die Aufklärung und Entstigmatisierung von psychischen Erkrankungen sowie der fachliche Austausch zwischen den verschiedenen Akteur*innen der psychosozialen Versorgung und Radikalisierungsprävention sind daher notwendig, um die Versorgungssituation allgemein zu verbessern und Fehlentwicklungen entgegenzuwirken.
Dr. Eckart Schörle von der Landeskoordinierungsstelle für Demokratie und Toleranz in der Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern machte in seinem Grußwort darauf aufmerksam, wie wichtig die multiprofessionelle Zusammenarbeit in den einzelnen Regionen von Mecklenburg-Vorpommern bei der Radikalisierungsprävention sowie bei der Ausstiegs- und Distanzierungsarbeit ist. Er hob die gute Zusammenarbeit mit dem Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. hervor und betonte, dass das Veranstaltungsthema angesichts der hohen Zahl der Teilnehmer:innen offenbar einen Bedarf getroffen habe. Gerade der fachliche Austausch und die regionale Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen beteiligten Akteur*innen sowie die unterschiedlichen Perspektiven auf Phänomene der politischen Radikalisierung seien wichtig, um gemeinsam nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Die Online-Fachtagung soll dazu beitragen, dass sich die Akteur*innen aus der psychosozialen Versorgung und aus dem Bereich der Radikalisierungsprävention untereinander kennen und weitere Initiativen zur Vernetzung daraus folgen können.
Nach den beiden Grußworten gab Prof. Dr. Marc Allroggen von der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/ Psychotherapie des Universitätsklinikums Ulm einen Einblick in die empirischen Befunde zum Zusammenhang zwischen psychischen Erkrankungen und extremistischen Einstellungen. Nach einer Einführung in die Definition und Entwicklung von Extremismus und Radikalisierungsprozessen sowie deren Verbreitung in der deutschen Bevölkerung, wies er daraufhin, dass psychische Erkrankungen unter bestimmten Umständen einen Risikofaktor für extremistische Gewalttaten bilden können. Während in der Allgemeinbevölkerung etwa 47 % zustimmen, dass Menschen, die einen Terrorakt planen oder durchführen, oft oder meistens psychisch erkrankt sind, gehen Psychotherapeut*innen und Arzt*innen zu 64 % davon aus, dass extremistische Eistellung eher oder sehr mit psychischen Erkrankungen einhergehen. Studien zu diagnostizierten psychiatrischen Störungen bei extremistischem Täter*innen weisen allerdings auf eine deutliche Diskrepanz zwischen der Wahrnehmung der befragten Zielgruppen und der Prävalenz von psychischen Erkrankungen bei verschiedenen extremistischen Täter*innen hin. So liegt die Häufigkeit von psychischen Störungen oder allgemeinen psychologischen Problemen bei identifizierten extremistischen Täter*innen nur zwischen 17 und 25 %. In der Allgemeinbevölkerung liegt diese Prävalenzrate zwischen 26 bis 33 %. Affektive, neurotische, belastungs- und somatoforme Störungen sowie Persönlichkeitsstörungen sind bei extremistischen Täter*innen besonders überrepräsentiert. Demnach lässt sich bei Menschen mit psychischen Erkrankungen per se kein erhöhtes Risiko für extremistische Straftaten vorfinden. Nur bei sogenannte Lone-Actor-Täter*innen (also Einzeltäter*innen) können psychische Erkrankungen zu einem erhöhten Risikofaktor gehören, da hier die Häufigkeit im Vergleich zu anderen Gruppen von Täter*innen zwischen 30 bis 40 % liegt. Insbesondere bei dieser Zielgruppe wird die Schnittstelle zwischen Radikalisierungsprävention und psychotherapeutischer bzw. psychiatrischer Behandlung deutlich. Allerdings geben ein Großteil der Ärzt*innen und Psychotherapeut*innen an, nicht qualifiziert genug zu sein, um entsprechende Behandlung und Therapie für diese Zielgruppe anzubieten. Gerade vor dem Hintergrund, dass psychische Störungen den Deradikalisierungsprozess erschweren, bedarf es Qualifizierung und weitere Netzwerkarbeit in der psychiatrischen und psychosozialen Versorgung.
Kerstin Sischka von dem psychotherapeutisch-psychiatrischen Beratungsnetzwerk NEXUS aus Berlin stellte verschiedene Fallkonstellationen an der Schnittstelle von Radikalisierungs- und Gesundheitsprävention vor. Sie berichtet über die Bedeutung von psychischen Problemlagen während der Ausstiegs- und Distanzierungsberatung. So weisen 57 % der aussteigenden Personen psychische Probleme während ihrer Involvierung in extremistische Szenen auf. 88 % berichten über Suizidvorstellungen, Gewaltfantasien, Angststörungen oder depressive Verstimmungen während der Beratung. In diesem Kontext kommt der Vernetzung von Ausstiegsprogrammen und Gesundheitsberufen eine wichtige Bedeutung zu, da an dieser Schnittstellte primär entsprechende Angebote und Unterstützung für radikalisierte Personen mit psychischen Belastungen in der Ausstiegsberatung angeboten werden können. Zudem bestehen an dieser Schnittstelle Besonderheiten im Umgang mit islamistischer Radikalisierung, rechtsextremistischer Radikalisierung, Radikalisierungsprozessen im mittleren Lebensalter oder der Radikalisierung über Online-Medien auf die die Referentin im Einzelnen näher eingeht. Darüber hinaus weist sie daraufhin, dass politische extremistische Einstellungen allgemein in der Bevölkerung aufgrund von gesellschaftlichen Krisen in den letzten Jahren zugenommen haben und auch Mitarbeitende des Sozial- und Gesundheitswesens täglich mit politischen extremistischen Einstellungen bei Klient*innen und Kolleg*innen konfrontiert werden, wodurch ein Bedarf besteht, sich auch berufspolitisch stärker mit diesen Phänomenen auseinanderzusetzen.
Dr. Eckart Schörle (Landeskoordinierungsstelle für Demokratie und Toleranz), Andreas Zobel und Karsten Giertz (Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V.) während der Podiumsdiskussion (von links nach rechts).
Einen Überblick zu den möglichen Schnittstellen zwischen Radikalisierungsprävention und sozialpsychiatrischer Versorgung gab der Geschäftsführer des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. Karsten Giertz. Er ging auf die allgemeine Epidemiologie psychischer Erkrankungen in Deutschland und auf die aktuellen Herausforderungen in der psychiatrischen und psychosozialen Versorgung von Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen in Mecklenburg-Vorpommern ein. Besonders die Stigmatisierung von Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen, die heterogenen Versorgungsstrukturen in den einzelnen Landkreisen und kreisfreien Städten von Mecklenburg-Vorpommern, die Schwierigkeiten bei der Implementierung von leitliniengerechten Mindeststandards durch die geografische Flächenstruktur, fehlende niedrigschwellige Unterstützungsangebote insbesondere bei psychosozialen Krisen, die Unterversorgung im Bereich der ambulanten psychotherapeutischen Behandlung, der Fachkräftemangel sowie die Herausforderungen mit der Umsetzung von aktuellen Reformprozessen (z.B. Bundesteilhabegesetz, Kinder- und Jugendstärkungsgesetz) erschweren gegenwärtig eine bedarfsgerechte psychosoziale und psychiatrische Versorgung. Gerade Zielgruppen mit komplexen Unterstützungsbedarfen wie auch psychisch belastete Personen mit Radikalisierungshintergrund sind von dieser Entwicklung betroffen. Um die Schnittstellen zwischen psychiatrischer Versorgung und Radikalisierungsprävention zu verbessern, bedarfs nach Ansicht des Referenten einen trialogischen Diskurs zu den Risikofaktoren und Ursachen bei Radikalisierungsprozessen im Kontext von psychischen Erkrankungen, einer gezielten Anti-Stigmaarbeit und -beratung bei Risikogruppen, übergreifende Qualifizierungsmaßnahmen im Umgang mit psychischen Erkrankungen und im Umgang mit Radikalisierungsprozessen sowie einer verbindlicheren regionalen Vernetzung zwischen Akteur*innen der psychiatrischen und psychosozialen Versorgung sowie Akteur*innen der Radikalisierungsprävention und Ausstiegsberatung.
Danach stellten Mitarbeitende des Beratungsnetzwerkes für Demokratie und Toleranz in Mecklenburg-Vorpommern die verschiedenen Ausstiegsprojekte, Deradikalisierungs- und Beratungsangebote für Personen mit politischen Radikalisierungshintergrund in Mecklenburg-Vorpommern vor. Anhand von Fallkonstellationen zeigten die Referent*innen den Tagungsteilnehmenden Bedarfe und Schnittstellenproblematiken in der Beratungspraxis auf. Hierzu zählten unter anderem Bedarfe nach einer besseren psychologischen Beratung, ambulanten und psychotherapeutischen Versorgung.
Zum Abschluss der Tagung fand unter der Moderation von Andreas Zobel eine Podiumsdiskussion zu den Potenzialen der multiprofessionellen Kooperation in Mecklenburg-Vorpommern im Kontext der Radikalisierungsprävention statt, an der sich Prof. Dr. Barbara Bräutigam (Hochschule Neubrandenburg, Ostdeutsche Psychotherapeutenkammer), Dr. Eckart Schörle (Landeskoordinierungsstelle für Demokratie und Toleranz in der Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern) und Karsten Giertz (Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V.) beteiligten. Im Mittelpunkt der Diskussion standen weitere Vorhaben und Initiativen, um den übergreifenden Austausch zur Thematik in Mecklenburg-Vorpommern weiter voranzutreiben und die regionale Vernetzung zwischen den Akteur*innen zu fördern.
Im Namen der Veranstalter*innen bedanken wir uns bei allen Referent*innen und Teilnehmenden für die erfolgreiche Veranstaltung und für den angenehmen sowie informativen Austausch.
In Deutschland leben 15 Millionen Kinder und Jugendliche unter 20 Jahren. Die psychische Gesundheits- und Versorgungssituation von Kindern und Jugendlichen hat in Deutschland in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Vor allem während der COVID-19-Pandemie haben sich die psychosozialen Belastungen bei den Kindern, Jugendlichen und ihren Familien deutlich erhöht. Bis heute sind diese Belastungen aufgrund der nachfolgenden gesellschaftlichen Krisen wie Energiekrise, dem Krieg in der Ukraine oder der Klimakrise auf einem hohen Niveau geblieben. Zahlreiche Studien weisen seit einigen Jahren auf die ernstzunehmende Zunahme von psychosozialen Belastungen in dieser Altersgruppe hin.
Um die aktuelle Lebens- und Versorgungssituation der jungen Menschen zu verbessern, bedarf es gesamtgesellschaftliche Anstrengungen und gesundheitspolitische Maßnahmen auf verschiedenen Ebenen. Im Juli 2023 brachte hierzu das Bundesgesundheitsblatt ein lesenswertes Themenheft zur psychischen Gesundheit von Kindern heraus. Insgesamt umfasst die Ausgabe dreizehn Beiträge, die sich mit der aktuellen psychischen Gesundheits- und Versorgungssituation von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien in Deutschland beschäftigen. Thematisiert werden unter anderem die psychosozialen Belastungen während und nach der COVID-19-Pandemie in dieser Altersgruppe sowie die langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen von familiären Konflikten, elterlichem Stresserleben und frühkindlichen Störungen auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Zudem wird ein Einblick in die aktuellen Herausforderungen in der Behandlung und Unterstützung von Kindern und Jugendlichen mit psychischen Belastungen gegeben und anhand von evidenzbasierten Interventionen und Präventionsansätzen Möglichkeiten für eine Verbesserung der aktuellen Versorgungssituation aufgezeigt.
Alle Beiträge des Themenheftes sind hier frei zugänglich.
Der freiraum e.V. hat sich, vor mehr als 30 Jahren, zunächst unter dem Namen Initiativgruppe Sozialarbeit Schwerin e.V., die öffentliche Aufklärung, die Gesundheitsförderung von Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen sowie die Teilhabe behinderter, von Behinderung bedrohter und sozial benachteiligter Menschen, zur Aufgabe gemacht. Der Verein ist Mitgesellschafter der Dreescher Werkstätten gGmbH, die wiederum Gesellschafterin der ANKER Sozialarbeit Gemeinnützige GmbH ist. Während die Tochtergesellschaften vor allem die gewünschten und notwendigen Regelangebote vorhalten, sieht der freiraum e.V. in der ehrenamtlichen Struktur die Förderung von Gesundheitsprävention und Selbsthilfe als eine der Hauptaufgaben. Der freiraum e.V. unterstützt Bestrebungen, die der Entstehung psychischer Erkrankungen entgegenwirken und die seelische Gesundheit erhalten und fördern.
In diesem Jahr wird der freiraum e.V. erneut mit vielen Kooperationspartnern wie der Landeshauptstadt Schwerin, der Lebenshilfe Schwerin, der Carl-Friedrich-Flemming-Klinik, dem Mecklenburgischen Staatstheater, dem Coworking Space TISCH, dem Quartier 63 um nur Einige zu nennen, die „Die Tage der seelischen Gesundheit Schwerin“ vom 10. bis zum 15. Oktober 2023 unter dem Motto “Alles außer gewöhnlich” gestalten.
Das Projekt „Tage der seelischen Gesundheit in Schwerin“ soll jährlich rund um den Welttag der Seelischen Gesundheit (10. Oktober) eine Plattform bieten, um über psychische Erkrankungen und die damit verbundene Stigmatisierung sowie über Hilfsangebote im Bereich seelische Gesundheit aufzuklären. Durch Veranstaltungen wie Ausstellungen, Tage der offenen Tür oder Fachvorträge sollen Fachinformationen zugänglich gemacht und ein Erfahrungsaustausch zwischen der Öffentlichkeit, Betroffenen, Angehörigen und Interessierten ermöglicht werden. Die Veranstaltungen richten sich an die allgemeine Öffentlichkeit und bieten ein niedrigschwelliges Angebot zur Information und Aufklärung über psychische Erkrankungen und Hilfsangebote.
Ziel ist es, ein möglichst breit gefächertes Angebot in den Schweriner Stadtteilen zu schaffen, das für alle Bürger*innen zugänglich sein soll (barrierefrei, kostenloser Eintritt etc.).
Der Verein freiraum e.V. will nicht nur über psychische Erkrankungen informieren, sondern vor allem Möglichkeiten der Gesunderhaltung und Selbsthilfe im eigenen Umfeld aufzeigen. Die “Tage der seelischen Gesundheit” beleuchten das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln. Es gibt Lesungen, Diskussionsrunden, Bewegungsangebote, Filme, Theater, Musik und Ausstellungen. Alle Sinne und Emotionen werden angesprochen.
Vorstand: Sigrun Schön, Andreas Schwarz, Karen Obenauf
Kontakt: kontakt@freiraum26.de
Weitere Informationen zum Programm für die Veranstaltungsreihe “Tage der seelischen Gesundheit in Schwerin” sowie die dazugehörige Pressemitteilung finden Sie unter anderem hier:
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