Die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland hat sich durch die Auswirkungen und Einschränkungen der COVID-19-Pandemie in Deutschland erheblich verschlechtert. Auch nach der Pandemie bleibt die psychische Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen weiterhin eine Herausforderung in der Versorgung. Dies legt unter anderem der aktuelle Kinder- und Jugendreport der DAK-Gesundheit nahe. In dem Bericht wurden die Daten von 800.000 jungen Menschen zwischen 0 bis 17 Jahren zur Entwicklung von psychischen Neuerkrankungen und zur Inanspruchnahme von ärztlichen und therapeutischen Behandlungen ausgewertet.
Insgesamt konnte eine rückläufige Tendenz bei den Neuerkrankungen im Vergleich zu den Daten während der COVID-19-Pandemie beobachtet werden. Trotzdem bleiben die psychischen Belastungen bei Kindern und Jugendlichen weiterhin auf einem hohen Niveau. Dies betrifft insbesondere Mädchen zwischen dem 15. und 17. Lebensalter. Im Vergleich zu 2019 weisen die Daten bei Depressionen auf eine Zunahme von 24 %, bei Angststörungen auf eine Zunahme von 44 % und bei den Essstörungen auf eine Zunahme von 51 % hin. Zudem legt der Bericht nahe, dass vor allem junge Menschen aus sozialbenachteiligten Schichten einen eingeschränkten Zugang zum Hilfesystem haben.
Um den langfristigen Folgen einer psychischen Erkrankung auf die Entwicklung der jungen Menschen entgegenzuwirken, bedarf es unter anderem eine Stärkung von Angeboten zur Prävention und Gesundheitsförderung, niedrigschwellige Beratungs- und Unterstützungsangebote für Kinder und Jugendliche und deren Familien sowie eine Verbesserung des Zugangs zu Unterstützungs- und Behandlungsangeboten insbesondere für Kinder und Jugendliche aus sozialbenachteiligten Familien.
Weitere Informationen zum Bericht finden Sie hier.
Wird ein Mensch schwer und vielleicht sogar längerfristig somatisch oder psychisch krank, verändert dies das Familienleben drastisch. Je nachdem welche Position die Betreffenden in der Familie haben wirken sich die erkrankungsbedingten Veränderungen in den verschiedenen Lebensbereichen sehr unterschiedlich aus. Dies gilt für alle schweren oder chronischen Erkrankungen sowie Behinderungen. Bei psychischen Störungen wird das Zusammenleben der Familie jedoch zusätzlich unter anderem durch (zunächst) unverständliche Verhaltensweisen der oder des Erkrankten erschwert.
Besondere Auswirkungen ergeben sich vor allem für Geschwister einer psychisch erkrankten Person. Sie werden mit menschlichem Leid und Unvermögen, Belastungen, Einschränkungen und veränderten Beziehungen zu ihren Eltern konfrontiert. Diese Situation ist besonders gravierend für die jüngeren Geschwister, da gerade bei ihnen plötzlich und massiv auftretende Belastungen aufgrund ihrer altersbedingt höheren Vulnerabilität zu Entwicklungsdefiziten führen können, d. h. zu Defiziten bei der Bewältigung altersspezifischer Aufgaben. Auch sie gelten neben Kindern psychisch erkrankter Eltern deshalb zu einer Hochrisikogruppe für die Entwicklung von eigenen psychischen Erkrankungen oder anderen psychosozialen Problemen im Erwachsenenalter.
Trotz der Folgen einer psychischen Erkrankung auf das Familienleben wurde die Situation von Schwestern oder Brüdern im deutschsprachigen Raum sowie in den bestehenden psychiatrischen und psychosozialen Versorgungsangeboten bisher vernachlässigt. Reinhard Peukert und Leonore Julius geben daher in ihrem Buch „Geschwister psychisch erkrankter Menschen: übersehen – überhört- übergangen in den Familien und im Versorgungssystem“ einen umfangreichen Einblick in die Folgen einer psychischen Erkrankung auf die Familiendynamik und Lebenssituation von Geschwistern psychisch erkrankter Menschen. Grundlage der Monografie bilden eigene Lebenserfahrungen der Autor*in, Einzelgespräche und Gruppentreffen mit Geschwistern psychisch erkrankter Menschen, Berichte aus Geschwistergruppen sowie deutsch-sprachige und internationale Studien zum Thema.
Neben einem allgemeinen Überblick zur Thematik geht die Monographie auf die hohe emotionale Belastung von Geschwistern psychisch erkrankter Menschen ein. Daneben werden aber auch die protektiven bzw. stabilisierenden Funktionen von Geschwistern für die erkrankte Schwester oder den erkrankten Bruder aufgezeigt. Zum Abschluss enthält die Monografie eine Übersicht mit Unterstützungsmöglichkeiten für Geschwister von psychisch erkrankten Menschen.
Das Buch „Geschwister psychisch erkrankter Menschen“ ist eine lesenswerte Lektüre für Familienangehörige von Menschen mit psychischen Erkrankungen aber auch für Mitarbeitende, die in der Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen aktiv sind. Vor allem Geschwister psychisch erkrankter Menschen erhalten Unterstützung beim Verstehen ihrer Situation und bei der Suche nach Lösungsmöglichkeiten. Eltern bekommen einen Einblick in die Familiendynamiken und einen Eindruck davon, was die häufig unauffälligen Geschwister des erkrankten Kindes umtreiben könnte. Weiterhin werden Mitarbeiter*innen des Versorgungssystems für die Situation und Problemlagen der Geschwister von psychisch Erkrankten aber auch für ihre Potenziale in der Behandlung und Unterstützung des Erkrankten sensibilisiert.
Das Buch ist hier als freier Download über das Open-Access-Projekt „Forschen und Teilen“ des Psychiatrie Verlag verfügbar.
Am 15. Dezember 2023 erscheint die nächste Ausgabe der Zeitschrift Sozialpsychiatrie M-V. Neben einem Rückblick auf die Online-Fachtagung „Psychische Gesundheit und Radikalisierung: Potenziale einer multiprofessionellen Präventionsarbeit in Mecklenburg-Vorpommern“ der Landeskoordinierungsstelle für Demokratie und Toleranz in der Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern und des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. enthält die Ausgabe unter anderem aktuelle Informationen aus Mecklenburg-Vorpommern zur Thematik Kinder aus psychisch und/oder suchtbelasteten Familien. Die drei eingereichten Fachbeiträge beschäftigen sich mit der Prävention, Früherkennung und Frühintervention von psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter, mit der Bildungsinitiative Mental Health First Aid zur Förderung der psychischen Gesundheit und mit dem evidenzbasierten Trainingsprogramm STEPPS (System Training for Emotional Predictability and Problem Solving) für Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung und mit Einschränkungen in der Alltagsbewältigung, das der Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. gemeinsam mit dem Dachverband STEPPS e.V. und mit weiteren Kooperationspartner*innen 2024 in Mecklenburg-Vorpommern umsetzen möchte. Darüber hinaus enthält die Ausgabe eine Veranstaltungsübersicht für das Jahr 2024 sowie zahlreiche Informationen über die Aktivitäten des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. sowie von seinen Mitgliedern und Kooperationspartner*innen.
Die Ausgabe kann demnächst hier auf dieser Internetseite frei als PDF heruntergeladen werden. Bei der Zeitschrift Sozialpsychiatrie M-V handelt es sich, um den Rundbrief des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V., der über alle wesentlichen Entwicklungen zur Sozialpsychiatrie in Mecklenburg-Vorpommern informiert. Darüber hinaus enthält der Rundbrief Informationen zu den Aktivitäten und Initiativen des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. und seinen Mitgliedern. Den Zugang zu älteren Ausgaben finden Sie hier.
Die psychische Gesundheit von jungen Menschen in Deutschland hat sich im Zuge der Covid-Pandemie deutlich verschlechtert. Zudem haben sich die bereits vor der Pandemie bestehenden Probleme im Bereich der Kinder- und Jugendgesundheit verschärft. Darüber hinaus macht die aktuelle Gesundheitsberichtserstattung deutlich, dass nach wie vor die Kinder- und Jugendgesundheit in Deutschland stark durch die sozialen Lebensbedingungen beeinflusst wird. Vor allem sozialbenachteiligte Kinder und Jugendlichen haben einen schlechteren gesundheitlichen Zustand und haben geringere Chancen auf ein gesundes Aufwachsen. Gleichzeitig werden junge Menschen und ihre Familien in prekären Lebenslagen auch von den Angeboten der Gesundheitsförderung nur unzureichend erreicht, obwohl in Deutschland ein hochdifferenziertes und aufwändiges Gesundheitssystem sowie eine Bildungs- als auch Kinder- und Jugendhilfestruktur besteht, die prinzipiell allen Zugang bietet.
Diese Konstellation erfordert nach dem Bundesjugendkuratoriums substantielle Änderungen, um gerade jetzt bei einer sich abzeichnenden stärkeren psychischen Belastung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen die Infrastrukturen der Gesundheitsförderung zu verbessern und soziale Benachteiligungen abzubauen. In einer aktuellen Stellungnahme stellt das Bundesjugendkuratorium darum Handlungsfelder und -optionen dar, die zu einer verbesserten Gesundheitsförderung junger Menschen beitragen können. Dabei müssen die bereits seit einigen Jahren bekannten Probleme systemübergreifend bearbeitet werden. Hierzu gehören:
die Versäulung der Angebotsstruktur und damit die geringe Verschränkung von Sektoren und Systemen der Gesundheitsförderung im institutionellen Gefüge von Kindheit und Jugend,
die unzureichende Ausrichtung bestehender Maßnahmen auf bzw. geringe Erreichbarkeit für Gruppen mit erhöhtem Risiko für gesundheitliche Benachteiligung,
der Mangel an niedrigschwelligen und sozial-räumlichen altersgerechten Angeboten im Kindes-, Jugend- und jungen Erwachsenenalter.
In Anbetracht sich verändernder gesellschaftlicher Rahmenbedingungen, wie etwa dem Fachkräftemangel in allen Bereichen, wird es auch bei der Förderung der psychischen Gesundheit von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen nicht um ein undifferenziertes „Mehr“, sondern ein kooperatives „Besser“ gehen müssen.
Das Bundesjugendkuratorium empfiehlt, psychische Gesundheit zu einem zentralen Querschnittsthema der inklusiven Öffnung des institutionellen Gefüges des Aufwachsens zu machen.
Vorhandene Infrastrukturen müssen genutzt werden, um psychische Gesundheit zu fördern und es müssen nicht neue Säulen aufgebaut werden. Es müssen die jeweiligen Gesundheits-, Sozial- und Bildungssektoren und -systeme befähigt werden, besser zu kooperieren und Hürden zu beseitigen, die Kooperationen erschweren. Dies gilt auch für Kooperationen innerhalb eines Systems, aber eben auch über das jeweilig eigene System hinaus. Es müssen starke Anreize zur Kooperation gegeben sowie Zuständigkeiten und Finanzierungen transparent geklärt werden. Es müssen Selbstorganisationen von jungen Menschen, Eltern und Unterstützer*innen strukturell und nachhaltig gefördert und einbezogen werden.
Sensibilität und Wissen über psychische Belastungen und Unterstützungsmöglichkeiten müssen bei Fachkräften und bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen sowie in den Familien erhöht werden.
Niedrigschwellige Angebote müssen besonders für und mit jungen Menschen und ihre Familien in prekären Lebenslagen zugänglich gemacht und sozialräumlich mit weiterführenden Unterstützungsangeboten verzahnt werden. Die Lebensorte und der Alltag von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen müssen die primären Orte für Prävention und Intervention werden können.
Auch in der Forschung müssen diese Bedarfe Niederschlag finden: über partizipative Forschung mit jungen Menschen und ihren Selbst-organisationen kann die niedrigschwellige Erreichbarkeit weiterentwickelt werden. Zudem braucht es Grundlagenforschung zur Nutzung und Teilhabe in vernetzten Infrastrukturen sowie wissenschaftlich evaluierte und evidenzbasierte Angebote in der Prävention und Intervention zum Beispiel in Schule, Kinder- und Jugendhilfe, Berufsbildung etc.
Es sind insgesamt Programme, analog zur Logik der Frühen Hilfen, für alle Altersgruppe und institutionellen Kontexte bis zum 27sten Lebensjahr zu entwickeln.
Das Bundesjugendkuratorium (BJK) ist ein von der Bundesregierung eingesetztes Sachverständigengremium. Es berät die Bundesregierung in grundsätzlichen Fragen der Kinder- und Jugendhilfe und in Querschnittsfragen der Kinder- und Jugendpolitik. Dem BJK gehören bis zu 15 Sachverständige aus Politik, Verwaltung, Verbänden und Wissenschaft an. Die Mitglieder werden durch die Bundesministerin/den Bundesminister für Familie, Senioren, Frauen und Jugend für die Dauer der laufenden Legislaturperiode berufen.
Weitere Inforationen und die vollständige Stellungnahme finden Sie hier:
Die Lebenssituation alleinerziehender Mütter und Väter geht mit spezifischen Anforderungen einher. Sie gehören zu einer vulnerablen Personengruppe, welche besonderen psychosozialen Belastungen ausgesetzt ist. Insbesondere, wenn soziale Unterstützung fehlt, können sich die Belastungen beeinträchtigend auf die psychische und körperliche Gesundheit sowie auf das Aufwachsen der Kinder auswirken.
Um alleinerziehende Eltern gezielt zu unterstützen, bietet das Kinderzentrum Mecklenburg-Vorpommern gGmbH seit 2022 das kostenlose Bindungstraining “wir2” für alleinerziehende Eltern an. Hierbei handelt es sich um ein Trainingsangebot für alleinerziehende Mütter und Väter mit Kindern im Alter von 3 bis 10 Jahren, das von der Walter Blüchert Stiftung entwickelt und wissenschaftlich evaluiert wurde.
Am 26. Januar 2024 findet hierzu im Campus am Turm, in der Hamburger Allee 124, 19063 Schwerin unter dem Motto “Alleinerziehend – alleingelassen. Bedarfslagen und Hilfen für Alleinerziehende” ein Fachtag statt. Auf diesem Fachtag wird auf die Situation und die besonderen Bedarfslagen Alleinerziehender hingewiesen. Es werden verschiedene Hilfsangebote vorgestellt, besonderer Fokus wird dabei auf das wir2 Bindungstraining für Alleinerziehende gelegt. Die Veranstaltung richtet sich an Fachkräfte der Wohlfahrtsverbände, Fachdienste, Beratungsstellen, Familienhilfe, Kindertagesstätten, Grundschulen, Elterntreffs und alle Interessierten.
Am 06. und 07. November findet zum neunten Mal die Fachtagung „Kleine Held*innen in Not: Gesundheitsförderung und Prävention für Familien mit einem psychisch-/ suchterkrankten Elternteil“ statt.
Seit dem Jahr 2019, in dem der Bundesregierung die Handlungsempfehlungen zur Verbesserung der Situation von Familien mit einem psychisch erkrankten / suchterkrankten Elternteil vorgelegt wurden, ist viel Zeit ins Land gegangen – aber hat sich auch vieles schon geändert? Dieser Frage möchten die Veranstalter*innen auf der diesjährigen Fachtagung „Kleine Held*innen in Not“ gemeinsam nachgehen, den aktuellen Umsetzungsstand interdisziplinär bewerten und nächste Handlungsschritte mit den Teilnehmenden gemeinsam identifizieren.
Die Sichtweisen der beteiligten Verbände und Organisationen aus Jugendhilfe, Suchthilfe sowie Gemeindepsychiatrie auf das bisher für die Zielgruppe „Psychisch und suchterkrankte Eltern und ihre Kinder” Erreichte werden in Vorträgen und Workshops vorgestellt – bezogen auf die vier Kernthesen zur Strukturierung der Handlungsbedarfe unter den Aspekten Zugänglichkeit, Komplexleistung, Lotsenfunktion sowie kommunale Gesamtstrategie.
Ergänzt wird dieser Themenkreis durch Workshops zum aktuellen Stand der Umsetzung der Handlungsempfehlungen, mit dem besonderen Fokus auf den Aufbau und die Förderung von Länderprojekten. So werden wir die Individualisierung, den Familienbezug sowie das altersgemäße Hilfeangebot und den Stand des flächendeckenden Ausbaus betrachten. Wichtige Aspekte sind dabei die Möglichkeiten der direkten Inanspruchnahme von Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe ohne vorherige Befassung des Jugendamtes, die Alltagsunterstützung sowie der Stand der Flexibilisierung von Leistungen, welche wechselnden Bedarfslagen Rechnung tragen sollten.
Auch der Stand der Zugänglichkeit der präventiven Leistungen für Kinder und Jugendliche aller Altersgruppen von psychisch belasteten / suchtbelasteten Familien in Kitas, Schulen und Kommunen sowie für ihre Eltern, finanziert durch Krankenkassen und Kommunen, ist ein wichtiges Thema, das bei der Tagung beleuchtet wird.
Der Aspekt der Schaffung von Komplexleistungen durch eine Verbesserung der Vernetzung bestehender Hilfs- und Unterstützungsangebote und -systeme ist ein weiteres Schwerpunktthema. Bei der Betrachtung soll vor allem eine enge, familienbezogene und systematisierte Kooperation zwischen den verschiedenen (Hilfe-)Systemen bei komplexen Bedarfslagen eines oder mehrerer Familienmitglieder im Vordergrund stehen.
Als vierter Schwerpunkt soll der Stand der Realisierung von Lots*innen betrachtet werden, die die Zugänge zu (weiteren) Hilfen und jeweils bedarfsgerechten Unterstützungsmaßnahmen an den Schnittstellen unterschiedlicher Leistungssysteme erleichtern. Dabei ist wesentlich, auch die gesetzlichen Möglichkeiten nicht nur der Hilfe zur Erziehung, sondern auch der Soziotherapie und des BTHG zu berücksichtigen.
Weitere Informationen zum Programm und zur Tagung finden Sie hier:
Kinder erleben in ihrem Alltag immer wieder Trennungen. Sei es der Verlust des Lieblingsteddys, der Tod einer nahestehenden Person oder die Trennung der Eltern. Verlusterfahrungen haben eine große Bandbreite und rufen intensive Emotionen hervor. Eltern und Fachkräfte stehen dann oft vor der Herausforderung, Kinder in diesen anspruchsvollen Situationen zu begleiten. Wie das gelingen kann, möchte die Landesfachstelle KipsFam in der neuen Ausgabe ihres Newsletters BLICKPOST aufzeigen. Die Ausgabe fokussiert sich auf „Trennung und Verlust“ und lässt Expert*innen aus der Region zu Wort kommen, die sich mit Herz und Seele für betroffene Familien einsetzen:
Anika Waschkawitz von „Emotionsbewegung“
Frank Beese von der Landeskoordinierungsstelle Kinder von Inhaftierten in MV
Bindungstraining für Alleinerziehende “wir2”
Außerdem:
Neues rund um die Landesfachstelle
KipsFam Regio
aktuelle Termine und Highlights
Empfehlungen für Arbeit und Fachwelt
Die aktuelle Ausgabe des Newsletters können Sie hier als PDF herunterladen.
Woran scheitern Systeme der Polizei, Schule, Kinder- und Jugendpsychiatrie und Kinder- und Jugendhilfe in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in komplexen Problemlagen? Gibt es Perspektiven für junge Menschen, die durch die Systeme gereicht werden und scheinbar ziellos und führungslos zwischen Maßnahmen der unterschiedlichsten Professionen und Straße hin und her wechseln? Wie kann es gelingen, diesen Teufelskreis zu durchbrechen?
Eine wirkungsvolle Arbeit mit sogenannten Systemsprenger*innen bedarf einer abgestimmten Zusammenarbeit zwischen den Systemen. Voraussetzung dafür ist es, Angebote, Sprache, Konzepte, Rahmenbedingungen und Systemlogiken des jeweils anderen zu verstehen, immer wieder in den fachlichen Austausch zu gehen und gemeinsam Konzepte zu entwickeln, um darauf aufbauend eine gemeinsame Haltung zu entwickeln.
Auf Initiative des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Sport Mecklenburg-Vorpommern und des Landkreistages Mecklenburg-Vorpommern arbeitet eine AG, die die interdisziplinäre Zusammenarbeit im Umgang mit sog. „Systemsprenger*innen“ qualifizieren will. Als Ergebnis dieser Arbeit wurde der Fachtag „Multiprofessionelle Perspektiven in gemeinsamer Verantwortung für sog. Systemsprenger*innen” am 07. November 2023 in Güstrow AG konzipiert. Neben dem fachlichen Input und der praxisnahen Vorstellung regionaler und überregionaler Konzepte soll insbesondere die systemübergreifende Vernetzung lokaler Akteur*innen in Mecklenburg-Vorpommern im Mittelpunkt stehen.
Hierzu sind alle Akteur*innen unter anderem aus dem Bereich der Kinder- und Jugendhilfe sowie Kinder- und Jugendpsychiatrie zur Fachtagung eingeladen. Weitere Informationen zum Programm und zur Anmeldung finden Sie hier im Flyer und hier auf der Internetseite des Veranstalters.
In Deutschland erkranken jedes Jahr 27,8 % der erwachsenen Bevölkerung an einer behandlungsbedürftigen psychischen Erkrankung. Damit gehören psychische Erkrankungen neben Bluthochdruck, Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Für die Betroffenen und ihre Angehörigen sind psychische Erkrankungen nicht nur mit unmittelbarem subjektivem Leid, sondern auch mit weiteren psychosozialen (Folge-) Belastungen wie gesellschaftlicher Stigmatisierung, ausbildungsbezogenen und beruflichen Beeinträchtigungen und verminderter Lebensqualität verbunden.
Um auf das Thema psychische Gesundheit und Erkrankungen sowie auf die unterschiedlichen Strategien der Bewältigung und auf das vielfältige Behandlungs- und Unterstützungsangebot in Deutschland aufmerksam zu machen, findet jährlich bundesweit die “Woche der Seelischen Gesundheit” vom 10. bis 20. Oktober 2023 statt.
In diesem Jahr setzt sich die Aktionswoche unter dem Motto „Zusammen der Angst das Gewicht nehmen” mit dem Thema Ängste in Krisenzeiten auseinander. Wie können wir persönlich und als Gesellschaft einen gesunden Umgang mit der allgemeinen Unsicherheit und Überforderung angesichts der globalen Krisen finden? Auch in Mecklenburg-Vorpommern fanden und finden finden anlässlich der “Woche der Seelischen Gesundheit” in den verschiedenen Regionen unterschiedliche Aktionen und Veranstaltungen statt. Bereits am 28. September 2023 veranstalteten der Landkreis Mecklenburgische Seenplatte und der Gemeindepsychiatrische Verbund des Landkreises Mecklenburgische-Seenplatte zur Eröffnung der diesjährigen “Woche der Seelischen Gesundheit” einen Fachtag.
Eine Übersicht von allen Veranstaltungen in den einzelnen Landkreisen und kreisfreien Städten von Mecklenburg-Vorpommern finden Sie hier:
Die Mitgründerin und Geschäftsführerin von Irrsinnig Menschlich e.V. Dr. Manuela Richter-Werling wurde am 09. Oktober 2023 vom Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Damit würdigt er ihr langjähriges gesellschaftliches Engagement und ihren herausragenden Einsatz für die Verbesserung der psychischen Gesundheit von jungen Menschen in Bildung und Ausbildung und für die Entstigmatisierung psychischer Krankheiten in Deutschland.
In der offiziellen Begründung heißt es: »Manuela Richter-Werling hat den Verein ›Irrsinnig Menschlich‹ mitgegründet, der Programme zur Aufklärung über und Hilfe bei psychischen Erkrankungen anbietet. Unter ihrer Leitung wurde bereits vor Jahren das Projekt ›Verrückt? Na und! Seelisch fit in der Schule‹ konzipiert. Es hat das Ziel, junge Menschen zu sensibilisieren, genauer auf ihre Mitschülerinnen und Mitschüler zu achten und Menschen mit psychischen Problemen vorurteilsfrei zu begegnen. (…) Manuela Richter-Werling gibt mit ihrem verdienstvollen Wirken einer ganzen Generation Mut und die Hoffnung, auch in solchen Lebensphasen, die persönlich schwierig sind, verstanden zu werden.«
Jedes Jahr zeichnet der Bundespräsident zum Tag der Deutschen Einheit Menschen mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland aus, die sich in besonderer Weise um die Bundesrepublik verdient gemacht haben. Unter dem Motto »Bildung und Zusammenhalt fördern, Demokratie stärken«, werden dieses Jahr neben Manuela Richter-Werling 22 weitere Bürgerinnen und Bürger mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet, u. a. den Schriftsteller Andreas Steinhöfel, den Physiker, Astronomen, Naturphilosophen und Wissenschaftsjournalisten Harald Lesch sowie die Dirigentin Joana Mallwitz.
Wir vom Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. gratulieren Frau Dr. Manuela Richter-Werling für die Auszeichnung und bedanken uns für ihr besonderes Engagement und die gemeinsame Zusammenarbeit.
Engagement für Prävention und Entstigmatisierung
Manuela Richter-Werling interessierte sich schon früh dafür, wie es Menschen gelingt, trotz schwerer Krisen ihr Leben gut zu meistern. Im Jahr 2000 gründete sie Irrsinnig Menschlich e.V. mit dem Ziel, Stigma, Ängste und Vorurteile gegenüber psychischen Krankheiten abzubauen. Sie wusste aus ihrer Familie, wie wichtig es ist, früh damit zu beginnen: Ihr Bruder erkrankte bereits in der Schulzeit, sie selbst als Erwachsene. Die Folge: Hilf- und Sprachlosigkeit in Familie und Schule, jahrelanges Leid, zerstörte Lebenschancen. Wenn bis zu 80 % aller psychischen Krisen und Erkrankungen in Kindheit, Jugend und frühem Erwachsenenalter beginnen, dann, so Richter-Werlings Idee, braucht es in der Schule dringend Information, Auf-klärung und Begegnung mit Menschen, die psychische Krisen gemeistert haben sowie leichte Zugänge zu Hilfen und Krisendiensten. – Kurzum: ein positives Verständnis von psychischer Gesundheit, frei von Stigma, Ängsten und Vorurteilen.
Mit Irrsinnig Menschlich e.V. verfolgt Manuela Richter-Werling die Vision, dass jeder (junge) Mensch und jede Organisation weiß, wie wertvoll seelische Gesundheit ist und wie sie gepflegt werden kann. Auf seelisches Wohlbefinden zu achten ist für alle selbstverständlich, und niemand wird wegen einer seelischen Krise ausgegrenzt. Für eine bessere, flächendeckende und regelhafte Prävention psychischer Krisen in Bildung und Ausbildung setzen sich bei Irrsinnig Menschlich e.V. fachliche und persönliche Expert*innen an über 100 Standorten in 11 Bundesländern in Deutschland ein. Die Fachexpert*innen kommen aus der kommunalen sozialpsychiatrischen Hilfe und Versorgung sowie aus der Jugendhilfe und Prävention. Persönliche Expert*innen sind Menschen, die selbst Erfahrung mit psychischen Krisen und deren Bewältigung haben. Sie bringen psychische Krisen klassenweise leicht zur Sprache und helfen jungen Menschen, ihre Not früher zu erkennen, sich nicht zu verstecken und Unterstützung anzunehmen. Damit greifen sie eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen auf, die in Schule, Studium, Ausbildung und Beruf noch immer kaum Platz findet, Familien oft überfordert sowie persönliches Leid und immense gesellschaftliche Kosten verursacht. Mit seinen Präventionsangeboten wirkt Irrsinnig Menschlich e.V. an der Schlüsselstelle und dem weltweiten Haupthindernis zur Verbesserung der psychischen Gesundheit: der Reduktion des Stigmas. Zudem werden Krankheitslasten und gesellschaftliche Folgekosten erheblich reduziert. Die durch Spenden und Fördermittel finanzierte Organisation gilt bundesweit als einzigartiges und wegweisendes Pionierprojekt und wurde bereits mehrfach ausgezeichnet.
Manuela Richter-Werling
geb. 1959 in Dresden, ist Mitgründerin und Geschäftsführerin der gemeinnützigen Organisation Irrsinnig Menschlich e.V. Sie ist Diplom-Lehrerin und promovierte Historikerin, arbeitete als Hochschullehrerin, Journalistin für Hörfunk/TV und ist systemischer Coach. Irrsinnig Menschlich e.V. wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem DGPPN-Antistigma-Preis. Das Programm »Verrückt? Na und!« ist Modellprojekt zur Umsetzung der nationalen Gesundheitsziele »Gesund aufwachsen« und »Depressive Erkrankungen verhindern«. Dr. Manuela Richter-Werling wurde als Ashoka Fellow 2009 in ein weltweites Netzwerk von Social Entrepreneurs aufgenommen. Sie veröffentlichte u. a. mehrere Handbücher, wie in Schule und Ausbildung positiv mit psychischer Gesundheit umgegangen werden kann, damit möglichst viele junge Menschen die Schule und Ausbildung gut meistern können.
Die vollständige Pressemitteilung finden Sie hier:
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