Modellprojekt Systemsprenger

Modellprojekt zur geschlossenen Unterbringung gemäß § 1906 BGB* –
Wissenschaftliche Untersuchung zum spezifischen Unterstützungsbedarf der Zielgruppe “Systemsprenger” im Land M-V unter Berücksichtigung eines höchstmöglichen fachlichen Standards und unter Beachtung der Wirtschaftlichkeit


Laufzeit:
Sept. 2002 – Dez. 2004

Projektleitung:
Prof. Dr. Harald J. Freyberger in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Ingmar Steinhart

Wissenschaftliche Mitarbeiterin:
Dipl.-Psych. Ines Ulrich
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Fachbereich für Psychiatrie und Psychotherapie
Ellernholzstr. 1-2
17489 Greifswald

Studentische Mitarbeiterinnen:
cand. Psych. Ines Klimaschewski
cand. Psych. Susan Kluth
cand. Psych. Konstance Sägler
cand. Psych. Anna Träder

Psychiatrische Problemgruppen wurden in den vergangenen Jahrzehnten unter verschiedenen Gesichtspunkten näher charakterisiert. Eine in der Forschung deutlich vernachlässigte Gruppe betrifft Patienten mit einem sehr hohen, die bestehenden Versorgungssysteme “sprengenden” Störungspotential (sog. “Systemsprenger”), die zumindest für einen begrenzten Zeitraum unter den hochstrukturierten Bedingungen eines geschlossenen oder geschützten Heimes unterzubringen sind oder denen eine derartige Unterbringung droht. Vor dem Hintergrund eines relativen Mangels an entsprechenden Heimplätzen in Mecklenburg-Vorpommern und der Unmöglichkeit offener sozialpsychiatrischer Angebotsformen auf diese Zielgruppe zu reagieren, mussten zeitweilig Heimplätze in anderen Bundesländern gesucht und die Betroffenen verlegt werden. Insgesamt handelt es sich bei dieser Situation um eine auch in anderen Bundesländern evidente, weitgehend ungelöste Versorgungsproblematik, in der selbst Bedarfszahlen und differentielle systemintegrierte Problemlösungsstrategien bisher unklar geblieben sind.

Das Modellprojekt “Systemsprenger” setzte sich als Ziel, als wissenschaftliche Untersuchung einen Beitrag zur Standortbestimmung des Landes Mecklenburg-Vorpommern zu leisten, wie mit einem höchstmöglichen fachlichen Standard unter Beachtung der Wirtschaftlichkeit adäquat auf den spezifischen Unterstützungsbedarf der Zielgruppe “Systemsprenger” reagiert werden kann.

Auf Basis einer systematischen Aufarbeitung der Bedarfslage in M-V und vorhandener wissenschaftlicher Erkenntnisse sowie unter Einbeziehung der aus der Alltagspraxis gewonnenen Erfahrungen zur Ausgestaltung therapeutischer, konzeptioneller und struktureller Rahmenbedingungen wurden Empfehlungen für Mecklenburg-Vorpommern abgeleitet.

Vor diesem Hintergrund etablierte sich in Mecklenburg-Vorpommern eine Arbeitsgruppe aus Mitgliedern verschiedener Modellprojekte, des Landesverbandes Psychosozialer Hilfsvereine und des Instituts für Sozialpsychiatrie der Universität Greifswald, die in verschiedenen Untersuchungsschritten eine Bestandsaufnahme der Systemsprengerproblematik für das Bundesland evaluierten und Lösungsvorschläge entwickelten.

Projektziele waren:
die Spezifizierung der Anzahl der als Systemsprenger zu bezeichnenden Betroffenen sowie die Charakterisierung dieser Gruppe anhand von “Störungsmerkmalen”.