OBEON – Orientierungshilfe und Beratung Online für Menschen in seelischen Belastungssituationen, mit psychischen Erkrankungen sowie deren Angehörige und Zugehörige.
Psychische Belastungen sind in unserer Gesellschaft weit verbreitet, doch oft wissen Betroffene und ihre Angehörigen nicht, wie sie mit ihrer Situation umgehen sollen. OBEON – Orientierung und Beratung Online – wurde ins Leben gerufen, um Menschen in seelischen Belastungssituationen schnell und effizient zu unterstützen und ihnen den Zugang zu den richtigen Hilfsangeboten zu erleichtern.
Das Besondere: Das Angebot wurde von Betroffenen, Angehörigen und psychosozialen wie psychiatrischen Fachkräften gleichberechtigt entwickelt. In der Psychiatrie nennt man diesen inklusiven Ansatz Trialog.
Aktuelle Herausforderungen und die Relevanz von OBEON wurden nun in einer Pressemitteilung aufgezeigt. Die Pressemitteilung können Sie hier einsehen.
Bei der Entwicklung, Planung und Evaluation von psychiatrischen und psychosozialen Behandlungs- und Unterstützungsangeboten hat in den letzten Jahren die partizipative Einbeziehung von Menschen mit psychischen Erkrankungen durch Selbsthilfeinitiativen und -bewegungen, durch zunehmende Forschungsaktivitäten sowie durch gesetzliche Reformprozesse wie die UN-Behindertenrechtskonvention und das Bundesteilhabegesetz an Bedeutung gewonnen.
Gerade durch das Bundesteilhabegesetz wurde die gesetzlich verpflichtende Grundlage für Leistungsträger und Leistungserbringer geschaffen, Menschen mit psychischen Erkrankungen oder mit anderen Behinderungen aktiv und auf gleicher Augenhöhe in die Planung, Durchführung und Evaluation von psychiatrischen und psychosozialen Unterstützungsangeboten einzubeziehen. Zudem ist die partizipative Beteiligung von Menschen mit psychischen Erkrankungen eng mit den Konzepten von Empowerment und Recovery verbunden.
Um die aktive Beteiligung von Menschen mit psychischen Erkrankungen in der psychiatrischen und psychosozialen Versorgung sowie die Implementierung von Angeboten des Peer Supportes in Mecklenburg-Vorpommern zu fördern, entwickelten der Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V., der Verein EX-IN Mecklenburg-Vorpommern e.V. und das Diakoniewerk Mecklenburg-Vorpommern e.V. die Initiative der Landesarbeitsgruppe Partizipation Mecklenburg-Vorpommern, welche gemeinsam mit anderen interessierten Kooperationspartner*innen und Verbänden umgesetzt wird.
Am 12. November 2024 findet im Ökohaus, Hermannstraße 36 in 18055 Rostock das nächste Treffen der Landesarbeitsgruppe Partizipation statt. Die Teilnahme ist kostenlos und sowohl in digitaler Form als auch in Präsenzform möglich. Interessierte Personen, Mitarbeiter*innen aus der psychiatrischen Versorgung, Psychiatrieerfahrene und Angehörige von Menschen mit psychischen Erkrankungen sind eingeladen, sich am Austausch innerhalb der Landesarbeitsgruppe zu beteiligen.
Die Einladung mit der Tagesordnung und den Informationen für die Anmeldung finden Sie hier:
Im Rahmen des Trialogs geht es darum einen gemeinsamen Erfahrungsaustausch zwischen Menschen mit und ohne psychische Erkrankungen zu ermöglichen. Der gemeinsame Austausch bildet unter anderem die Grundlage, um die Stigmatisierung von psychischen Erkrankungen in der Gesellschaft zu minimieren und ein besseres Verständnis füreinander aufzubringen. Der Borderline-Trialog ist keine Vortragsveranstaltung. Hier kommen alle zu Wort, die etwas sagen möchten, aber nicht müssen. Des Weiteren ist der Trialog kein Therapieersatz, sondern vielmehr eine therapeutische Ergänzung und ein wichtiger Stützpfeiler für Menschen mit psychischen Erkrankungen, ihren Angehörigen oder auch für professionelle Mitarbeiter*innen.
Am 23. Januar 2025 findet zwischen 18:00 und 20:00 Uhr wieder der Borderline-Trialog MV online über Senfcall statt. Zu den Zielgruppen gehören Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung, ihre Angehörigen und Freunde sowie professionell Tätige und Personen, die am Thema interessiert sind.
Weitere Informationen zum Ablauf und zur Anmeldung können Sie über diese E-Mail-Adresse erfragen: Borderline-Trialog-MV.CL@web.de
Der Flyer mit den wichtigsten Informationen zum Thema und zur Anmeldung wird m Vorfeld der Veranstaltung veröffentlicht.
Die langwierige Pandemie und ihre Nachwirkungen, die aktuellen Kriege auch in Europa, Klimaauswirkungen und der enorme Rechtsruck innerhalb Europas gefährden Vielfalt, Menschenrechte, (psycho)soziale und psychiatrische Unterstützung und Hilfe wie auch ein antidiskriminierendes Verständnis von seelischer und psychischer Beeinträchtigung und Erkrankung.
Wir befinden uns im Krisenmodus und unterliegen stetigem Wandel, vorangetrieben auch durch die zunehmende Digitalisierung und die gegenwärtigen Veränderungen unserer Gesellschaft. Was bedeutet das für Nutzer:innen psychiatrischer Angebote und in der Selbsthilfe? Inwieweit tangiert es Träger und Organisationen der Gemeindepsychiatrie, die sich in unsteten Zeiten zusätzlich mit verschärften Finanzierungsmöglichkeiten, gesetzlichen Reformen, Digitalisierung und Fachkräftemangel konfrontiert sehen?
Im Rahmen der diesjährigen Jahrestagung des Dachverbandes Gemeindepsychiatrie e.V. werden diese Fragen mit Fachpersonen, Betroffenen, Angehörigen und Interessierten aufgegriffen. Mit einem Blick in die Zukunft des Lebens und Arbeitens werden anschließend die Bedeutung der Gemeindepsychiatrie vor dem Hintergrund ihrer besonderen Themen und Herausforderungen untersucht.
Die Fachtagung findet am 12. und 13. September 2023 als Online-Tagung statt. Ursprünglich wurde die Tagung als Präsenzveranstaltung in Schwerin geplant. Aufgrund unzureichender Übernachtungsmöglichkeiten in Schwerin als auch erschwerten Anreisebedingungen wurde die Tagung nun als Online-Tagung organisiert. Auch der Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. und die Landesfachstelle: Kinder aus psychisch und/ -oder suchtbelasteten Familien beteiligen sich mit Vorträgen und Workshops an der Tagung.
Weitere Informationen zum Programm und zur Anmeldung finden Sie unter anderem hier:
An der Universitätsmedizin Hamburg-Eppendorf veranstaltet Thomas Bock jährlich eine Vorlesungsreihe zur Anthropologischen Psychiatrie mit verschiedenen Schwerpunkten. Ziel der Vorlesungsreihe ist, ein menschliches Bild von psychischen Erkrankungen zu vermitteln, sie nicht auf die Abweichung von Normen oder die Folge entgleister Transmitter zu reduzieren. Anlässlich der COVID-19-Pandemie findet seit 2020 die Vorlesungsreihe in digitaler Form statt. Die Veranstaltungsreihe ist eine Kooperation der Universität Hamburg mit dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Irre menschlich Hamburg e.V. und psychenet. Dabei engagieren sich zahlreiche persönliche, wissenschaftliche und berufliche Expert*innen.
Im Sommersemester 2024 knüpft Thomas Bock an den erfolgreichen Reihen »Mensch Sein« und »Mensch Bleiben« an, bei denen Doppel-Dialoge mit beruflichen, wissenschaftlichen und persönlichen Expert*innen besondere psychische Zustände wie Suizidalität, Demenz, Traumafolgestörungen oder Autismus sowie vorbildliche Behandlungssettings nahebringen.
Suizidalität – Ausdruck von Freiheit und Verzweiflung
Mit Thomas Bock, Christina Meyn & Tobias Teismann
Die Möglichkeit das Leben infrage stellen zu können, unterscheidet den Menschen von den meisten anderen Lebewesen; es in bestimmten Situationen überhaupt nicht mehr spüren oder würdigen zu können, kann Ausdruck großer Not sein. Warum ist es wichtig, zwischen lebensmüden Gedanken und suizidalen Impulsen zu unterscheiden? Wo müssen wir geduldig beistehen, wo einer suizidalen Dynamik entgegenwirken? Warum ist Vorhersage sehr schwierig, Prävention aber auf mehreren Ebenen dennoch möglich? Wie können wir ins Gespräch kommen? Warum kann oder muss Suizidalität so viel Angst machen, obwohl die Häufigkeit von Suiziden kontinuierlich abnimmt? Wo ist das Sterben-wollen hinzunehmen? Warum ist Suizidassistenz bei Menschen mit psychischer Erkrankung auch unabhängig vom freien Willen fragwürdig?
Autismus – eine besondere Form des “für sich Seins”?
Mit Imke Heuer, Thomas Bock, Daniel Schöttle & Antje Horn-Engeln
Keine Krankheit, sondern eine Entwicklungsstörung; vielleicht nicht einmal Störung, sondern Ausdruck der Neurodiversität/ Vielfalt des Menschen. Was ist trotzdem typisch – von der Reizfilterschwäche bis zur Unabhängigkeit von sozialen Normen? Was brauchen Menschen mit diesem Hintergrund – bezogen auf Lebensbedingungen und Entwicklungshilfen? Wie wichtig sind Geduld und Empathie, Anerkennen der Individualität und Wahrnehmung der Stärken? Welche Risiken drohen, wenn das nicht gegeben ist – in Kindheit, Schule, Ausbildung und Beruf? Welchen Unterschied machen Selbstfindung und Fremdzuschreibung? Warum scheint sich die Geschlechter-Verteilung anzunähern? Gibt es eine Zunahme der Erfahrung (geschätzt 1%) oder eine größere Akzeptanz der Diagnose? Welche Rollen spielen berühmte Menschen und Selbstvertretung? Was ist der gesellschaftliche Nutzen für uns alle, wenn wir unser Bild des Mensch-Seins erweitern?
Trauma-Erfahrungen – trotzdem lebendig bleiben
Mit Gwen Schulz, Thomas Bock & Dorothea von Haebler
Was ist ein Trauma? Welche Unterscheidungen sind in Bezug auf den Begriff wichtig? Ab wann wird ein Trauma erinnert oder verdrängt, bedingt oder unbedingt wirksam, überwindbar oder tragbar? Hat jeder Mensch mit psychischer Erkrankung etwas erlebt, was das eigene Fassungsvermögen sprengt? Ist das immer ein Trauma? Was brauchen wir, um Traumaerfahrungen zu überwinden oder zu integrieren? Wie kommt Resilienz zustande? Was kann/muss Psychotherapie bieten zwischen den Polen Alles oder nichts / Ignoranz oder Konfrontation. Was macht den therapeutischen Raum aus? Balanceakt zwischen Licht und Dunkelheit, Respekt? Warum ist Anteilnahme wichtig und Wegnehmen eigentlich unmöglich.
Mit Demenz leben – trotzdem dazugehören
Mit Thomas Bock, Bernd Meißnest, Rainer Heydenreich, Holger Hasse & Katharina Rosteius
Immer mehr Menschen werden dement – in unterschiedlicher Form. Je älter wir werden, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit. Schon jetzt ist fast jede Familie betroffen. Wie wird Demenz erlebt? Was ist hilfreich und nötig, um eine positive Lebenseinstellung zu behalten oder zu gewinnen. Welche Unterstützung brauchen Angehörige? Welcher Spielraum bleibt – medizinisch und vor allem sozial? Die Stadt Gütersloh hat politisch entschieden: Niemand wird allein gelassen, niemand ausgegrenzt. Alle Bürger:innen bekommen ein nachbarschaftlich unterstütztes lebensnahes Angebot. Eine Initiative Pflegehof im wendländischen Dorf Zernien plant eine Dorfgemeinschaft. In den Niederlanden ist daraus bereits eine Bewegung geworden; auf sehr vielen Höfen entstehen ökologische und soziale Räume. Mit Gewinn für alle – für Betroffene, Angehörige und Pflegende. Eine solidarische Entscheidung der Politik für eine Lebensqualität aller. Demenz verliert ihren Schrecken, wird zu einer lesbaren Erkrankung wie viele andere auch. Warum nicht überall so? Ein erstaunlich opitimistisches Gespräch mit klarem Auftrag an die Kommunalpolitik.
29. Mitgliederversammlung des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V.
Am 12. Juni 2024 fand im Technologiezentrum Wismar im Vorfeld der Fachtagung „Krisenmodus, Beschleunigungsfalle und rasender Stillstand: Umgang mit Wandel und Unbeständigkeit in der Sozialpsychiatrie“ die 29. Mitgliederversammlung des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. statt. Neben der Abstimmung und Diskussion des Jahresberichtes 2023, des Jahresabschlussberichtes 2023, des Haushaltsplanes für 2024 und der Vorstellung der geplanten Aktivitäten für das Jahr 2024 wurde ein neuer Vorstand und die Rechnungsprüfungskommission des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. gewählt.
Zum neu gewählten Vorstand gehören Sandra Rieck (Hauptamtlicher Vorstand von “Das Boot” Wismar e.V.), Karin Niebergall-Sippel (Diakoniewerk Westmecklenburg-Schwerin gGmbH), Hans Christian Offermann (Geschäftsführer der HESTIA Pflege- und Heimeinrichtung GmbH), Andreas Zobel (Bereichsleiter der Diakonie Güstrow e.V.) und Heike Nitzke (Geschäftsführerin der Volkssolidarität Uecker Randow e.V.). Die Rechnungsprüfungskommission setzt sich aus Stepahnie Mahnke (“Das Boot” Wismar e.V.) und Sven Melchert (Diakoniewerk Westmecklenburg-Schwerin gGmbH) zusammen.
Ein besonderer Dank galt auch den Sprecher*innen der Landesarbeitsgruppen des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V., die im Rahmen ihres Engagements den fachlichen Austausch und die interne Verbandsarbeit maßgeblich prägen und bereichern. Zu den Landesarbeitsgruppensprecher*innen gehören Yvonne Radtke (Volkssolidarität Uecker Randow e.V.), Lutz Hoffmann (Diakoniewerk Kloster Dobbertin gGmbH), Heike Nitzke (Volkssolidarität Uecker Randow e.V.), Kerstin Lenz (GBS Behindertenhilfe Gützkow mbH), Sandra Rieck (“Das Boot” Wismar e.V.), Karin Niebergall-Sippel (Diakoniewerk Westmecklenburg-Schwerin gGmbH) und Marcus Keidel (HELIOS Hanseklinikum Stralsund) und Franziska Berthold (GGP mbH).
Wir aus der Geschäftsstelle des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. bedanken uns herzlich bei allen Mitgliedern für das besondere Engagement und die Unterstützung. Wir freuen uns sehr auf die weitere Zusammenarbeit.
Fachtagung „Krisenmodus, Beschleunigungsfalle und rasender Stillstand: Umgang mit Wandel und Unbeständigkeit in der Sozialpsychiatrie“
Im Anschluss der Mitgliederversammlung fand die gemeinsame Jahrestagung des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. und des Vereins EX-IN Mecklenburg-Vorpommern e.V. statt. Unter dem Titel „Krisenmodus, Beschleunigungsfalle und rasender Stillstand: Umgang mit Wandel und Unbeständigkeit in der Sozialpsychiatrie“ wurden die vielen Veränderungen und Herausforderungen aufgegriffen mit denen soziale Organisationen aus dem Bereich der Behandlung, Unterstützung und Selbsthilfe von Menschen mit psychischen Erkrankungen derzeit konfrontiert werden. Hierzu gehören unter anderem verändernde Finanzierungsgrundlagen, neue fachliche Anforderungen durch gesetzliche Reformprozesse, Fachkräftemangel, Digitalisierung, zunehmende Krankheitsausfälle durch berufsbedingte Belastungen und die Auswirkungen von gesellschaftlichen Krisen wie die Energiekrise, die COVD-19-Pandemie oder der Krieg in der Ukraine.
Damit sich soziale Organisationen an den aktuellen Anforderungen und Herausforderungen anpassen können, wurden im Rahmen der Veranstaltung neue Konzepte in der Organisationsentwicklung und Personalförderung sowie neue flexible Arbeitsformen diskutiert. Moderiert wurde die Veranstaltung von Nicole Heyden (EX-IN Mecklenburg-Vorpommern e.V.) und Karsten Giertz (Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V.).
Nach der Eröffnung durch Sandra Rieck (Vorstandsvorsitzende des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V.) und Michelle „Charly” Storch (EX-IN Mecklenburg-Vorpommern e.V.) unterstützte der Bürgerbeauftragte des Landes Mecklenburg-Vorpommern Dr. Christian Frenzel als besonderer Gast die Veranstaltung. Im Rahmen eines Grußwortes eröffnete er die Fachtagung und wies auf die aktuellen Herausforderungen für Menschen mit Behinderungen und soziale Organisationen hin. Als Anwalt für die Bürger*innen des Landes Mecklenburg-Vorpommern setzt er sich unter anderem für die Belange und Rechte von Menschen mit Behinderungen in Mecklenburg-Vorpommern ein. Dabei unterstützt er die Bürger*innen gegenüber Behörden oder mit sozialer Beratung.
Zu Beginn beschäftigte sich Prof. Dr. Corinna Ehlers von der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/ Holzminden/ Göttingen in ihrem Vortrag mit den aktuellen Herausforderungen von sozialen Organisationen wie unter anderem Fachkräftemangel, hohe Fehlzeiten in sozialen Berufen aufgrund von psychischen Belastungen oder zunehmende Arbeitsbelastungen durch steigendende fachliche Anforderungen und Flexibilisierung. Dabei beschrieb sie Lösungs- und Veränderungsbedarfe auf der strukturellen und organisatorischen Ebene sowie auf der Führungsebene.
Danach gingen Catharina Flader (Vorstand EX-IN Deutschland e.V.) und Frank Schäfer (Leitung Gemeindepsychiatrie des Pfalzklinikums) auf die Genesungsbegleitung als Chance und Herausforderung bei aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen ein. Sie zeigten die Potenziale von Erfahrungsexpert*innen bei der Überwindung von aktuellen Herausforderungen von sozialen Organisationen wie die Umsetzung von Personen- und Recoveryorientierung als zentrale Haltung in der Praxis sowie bei der Bewältigung des Fachkräftemangels auf. Zudem zeigten sie Strategien auf, wie Genesungsbegleitende auch im Bereich der Eingliederungshilfe als Fachkräfte angestellt und eingearbeitet werden können.
Unter dem Titel „Modell 365° und die Chance des § 132 SGB IX – Ideen zur Personal- und Organisationsentwicklung“ ging Birgit Fuchs (Leitung Gemeindepsychiatrie des Pfalzklinikums) auf die Chancen des § 132 SGB IX zur Entwicklung und Umsetzung von personenzentrierten und flexiblen Hilfen ein. Ausgehend vom § 132 SGB IX wurden im Bereich der Eingliederungshilfe am Pfalzklinik das Trägerbudgets eingeführt und das Personalentwicklungs- und Organisationsentwicklungsmodell 365° als Grundlage für die Umsetzung von personenzentrierten und flexiblen Unterstützungsleistungen zur Förderung der sozialen Teilhabe entwickelt. Der Schwerpunkt ihres Vortrages lag bei der Beschreibung des Entwicklungs-, Organisations- und Umsetzungsprozessen.
Im Anschluss an die Vorträge fanden vier Workshops mit den Referent*innen zur Vertiefung der Inhalte statt. Zusätzlich stellten Anke Wagner und Karsten Giertz in einem Workshop das Präventionsprogramm “Mental Health First Aid-Ersthelfende” vor, das der Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. in diesem Jahr in Mecklenburg-Vorpommern umsetzt.
Im Namen der Veranstalter*innen möchten wir uns bei allen Referent*innen und Teilnehmer*innen ganz herzlich für die gelungene Veranstaltung und den angenehmen Austausch bedanken. Alle Vorträge stehen den Mitgliedern des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. im internen Mitgliederbereich frei zur Verfügung und können nach einer Anmeldung jederzeit angesehen werden. Hier gelangen Sie zu den Videos im internen Mitgliederbereich.
Menschen, die psychische Krisen durchlebt und psychiatrische Unterstützung in Anspruch genommen haben, verfügen über wertvolles Erfahrungswissen, das zu einem erweiterten Verständnis psychischer Erkrankungen, zu neuem Wissen über genesungsfördernde Faktoren und zur Entwicklung von innovativen und nutzer*innenorientierten Angeboten in der psychiatrischen Versorgung beitragen kann.
Insbesondere in der EX-IN-Ausbildung (EX-IN: Experienced-Involvement) wird das Potenzial dieses Erfahrungswissens hervorgehoben und neben anderen Themen wie gesundheitsfördernde Haltungen, Teilhabe, Trialog, Recovery und Empowerment vermittelt. Hier wird den Psychiatrieerfahrenen die Gelegenheit geboten, die eigene Erfahrung zu reflektieren und sich Methoden und Hintergrundwissen anzueignen, um als feste Mitarbeiter*innen in verschiedenen psychiatrischen Praxisfeldern tätig zu sein. Ob als Peerberatende in psychiatrischen Krankenhäusern oder als Genesungsbegleitung in Teams von betreuten Wohneinrichtungen, in allen Bereichen steht der Einsatz von psychiatrieerfahrenen Mitarbeiter*innen mit positiven Effekten in Verbindung.
Auch der Verein EX-IN Mecklenburg-Vorpommern e.V. führt seit vielen Jahren in Mecklenburg-Vorpommern den Qualifizierungskurs zur EX-IN Genesungsbegleitung durch. Im Oktober 2024 startet nun der vierte Durchgang der EX-IN-Qualifizierung in Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin. In Vorbereitung auf den Kurs finden demnächst die ersten Bewerbungsgespräche im Rahmen eines zweitägigen Workshops statt, damit die Teilnehmenden einen Eindruck über den Ablauf und über die Inhalte des Kurses erfahren. Bis zum 31. Juli 2024 können Interessierte Teilnehmer*innen Ihre Bewerbungen unter: genesungsbegleitung@ex-in-mv.de richten. Weitere Details zu den Bewerbungsmodalitäten sind hier auf der Internetseite von EX-IN Mecklenburg-Vorpommern e.V. zu finden.
Viele Menschen suchen unabhängig von psychischen Belastungen oder Erkrankungen einen Weg, psychische Gesundheit und Wohlbefinden zu stärken. Dabei können Recovery Colleges einen wichtigen Beitrag leisten. Hierbei handelt es sich um Bildungsangebote und Austauschräume zur Stärkung der psychischen Gesundheit, die grundsätzlich allen Bürgern offenstehen und sich durch einen niedrigschwelligen Zugang auszeichnen.
In diesen Bildungsangeboten geht es darum, Hoffnung und Zuversicht zu wecken und zu fördern, inneres Wissen zu entdecken und Selbstverantwortung zu übernehmen. Sie bieten Kurse zu den Themen psychische Gesundheit, psychische Erschütterungserfahrungen und persönliche Entwicklung für alle interessierten Bürger*innen – für Menschen mit psychischen Erschütterungserfahrungen, für Fachpersonen, für Angehörige und für alle an den Themen der Angebote Interessierte Personen – an. Die meisten Angebote haben Seminar- oder Workshop-Charakter.
Ursprünglich wurde der Recovery-College-Ansatz in den 2000er Jahren in den USA entwickelt. 2009 kam der Ansatz über Großbritannien nach Europa. Seitdem hat sich die Idee in über 20 Länder verbreitet. Auch in Deutschland gibt es seit 2017 Recovery-College unter anderem in Berlin, Bremen, Gütersloh, Stuttgart oder Osnabrück. Die Gruppe der deutschsprachigen Recovery-Colleges haben sich in den letzten Jahren vernetzt und 2023 eine Broschüre mit gemeinsamen verbindlichen Werten, Methoden und Haltungen veröffentlicht, die die Qualität sicherstellen sollen.
Weitere Informationen zur Broschüre und zum Recovery-College-Konzept finden Sie hier.
Zur Stärkung des Berufes der Genesungsbegleitung in Mecklenburg-Vorpommern wird im Jahr am 09. November 2023 eine Landesarbeitsgruppe Genesungsbegleitung durch den Verein EX-IN Mecklenburg-Vorpommern gegründet und organisatorisch begleitet. Regelmäßig wird der Verein EX-IN Mecklenburg-Vorpommern zu Treffen in hybrider Form alle qualifizierten und angehenden Genesungsbegleiter*innen einladen.
Die Landearbeitsgruppe Genesungsbegleitung kann als Sprachrohr für die Ziele von Genesungsbegleiter*innen und den noch jungen Beruf der Genesungsbegleitung fungieren. Sie ermöglicht zudem einen landesweiten Austausch der Genesungsbegleiter*innen über mögliche Wünsche und Erfahrungen zu Arbeitgeber*innen sowie vorhandenen und notwendigen inklusiven Arbeitsstrukturen im Land. Die Genesungsbeleiter*innen können sich in dieser Form inhaltlich eigenständig weiterentwickeln bzgl. Ihres Berufsverständnisses nach Innen und Außen. Dabei werden die Selbstorganisationskompetenzen der Genesungsbegleiter*innen und die Öffentlichkeitswirksamkeit im Land gefördert.
Zudem werden verschiedene Angebote gemacht, die das Berufsprofil der Genesungsbegleiter*innen unterstützen, z. B. die direkte Kommunikation mit Arbeitgeber*innen in der Landesarbeitsgruppe Genesungsbegleitung, die gemeinsame Entwicklung einer personalisierten Bewerbungsmappe für die Genesungsbegleiter*innen oder die gemeinsame Einrichtung von beruflichen Social Media Accounts zur Darstellung der beruflichen Identität als Genesungsbegleiter*in mit der Möglichkeit der Vernetzung mit dem Verein EX-IN Mecklenburg-Vorpommern und anderen Arbeitgeber*innen.
Das erste Treffen der Landesarbeitsgruppe Genesungsbegleitung findet am 09. November 2023 von 15:00 bis 17:00 Uhr in hybrider Form statt. Das Treffen kann vor Ort in Rostock besucht werden in den Räumlichkeiten des Vereins HALTEPUNKT im „Gemeinsames Haus“, Henrik-Ibsen-Straße 20, 18106 Rostock. Bei Interesse melden Sie sich unter der E-Mail-Adresse lag-gb@ex-in-mv.de oder über Telefon 0381 29497617 für die Teilnahme an.
Die seelische Gesundheit spielt eine zentrale Rolle in unserem Leben. Sie beeinflusst Emotionen, unser Denken, unsere Handlungen und unsere Beziehungen. Dennoch bleiben psychische Belastungen und Erkrankungen oft im Verborgenen und werden nicht ausreichend besprochen. Die 8. Aktionswochen der seelischen Gesundheit im Landkreis Rostock möchten diesem Tabu entgegenwirken und das Bewusstsein für die psychische Gesundheit stärken.
Die Veranstaltungsreihe bietet eine einzigartige Gelegenheit, Menschen aus verschiedenen Bereichen zusammenzubringen – von Expert*innen und Fachleuten bis hin zu Betroffenen, Angehörigen und Interessierten. Gemeinsam möchten die Veranstalter*innen Barrieren abbauen, Stigmatisierung überwinden und einen wertschätzenden, verständnisvollen Austausch fördern. Dazu finden eine Vielzahl von Veranstaltungen, die Aspekte der seelischen Gesundheit abdecken. Mit Vorträgen über Themen wie Selbstfürsorge, Sucht und Burnout-Prävention sowie kreativen Workshops und sportlichen Aktivitäten bieten die 8. Aktionswochen der seelischen Gesundheit eine facettenreiche Auswahl an Angeboten an. Darüber hinaus öffnen verschiedene Einrichtungen im Landkreis Rostock ihre Türen und stellen ihre Unterstützungsangebote vor.
Alle Veranstaltungen und Angebote sind kostenfrei. Weitere Informationen finden Sie hier im Programm und in der Programmübersicht.
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