Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Teilnehmenden und Interessierte,
ich bin zutiefst berührt vom Leiden jener Menschen, die im Nationalsozialismus getötet wurden. Das gilt in gleicher Weise auch für die Menschen mit psychischen Erkrankungen und Behinderung, die damals nicht dem Ideal der Nationalsozialisten entsprachen.
Es ist gut und wichtig, dass Sie vom Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. schon über viele Jahre den Menschen mit dieser Veranstaltung eine Stimme geben. Ich bin mir sicher, dass Sie auch mit einer minimalistischen oder digitalen Variante all jene erreichen, die sich gemeinsam erinnern und den Vorträgen folgen werden. Für die Psychiatrie in Deutschland ist die Zeit des Nationalsozialismus wohl ihr dunkelstes Kapitel: Mehr als 300.000 Menschen, Kinder und Erwachsene wurden aufgrund ihrer psychischen und/oder geistigen Beeinträchtigung systematisch getötet, mehr als 400.000 Menschen zwangssterilisiert. Die seelischen Verwundungen und Stigmatisierungen reichen bis in die heutige Zeit hinein.
Mehr als 2.200 Menschen waren in Mecklenburg von der sogenannten NS – „Euthanasie“ betroffen. Mindestens 5.000 Menschen wurden im Zuge der Erbgesundheitsgesetze in Mecklenburg zwangssterilisiert.
Die Opfergruppe der Menschen mit psychischen oder anderen Erkrankungen, geistigen und körperlichen Behinderungen, die im Rahmen der Erbgesundheitsgesetze und der sog. T4-Aktionen in der Zeit des Nationalsozialismus umgebracht oder dauerhaft geschädigt wurden, kamen nicht nur aus psychiatrischen Kliniken, sondern auch aus Alten- und Pflegeheimen, Gefängnissen, Kinderheimen und Fürsorgeeinrichtungen. Zu erinnern ist hier zum Beispiel an die Heil- und Pflegeanstalt Sachsenberg bei Schwerin, in der über 1.000 Menschen getötet wurden.
Es ist mir daher ein wichtiges Anliegen, dass wir als Gesellschaft auch weiterhin gemeinsam dafür eintreten, dass sich solche Ereignisse nicht wiederholen.
Die Landesregierung fördert seit vielen Jahren die Politische Bildung und Demokratie durch Aufklärungsprogramme, Schulbesuche, oder Schulungen zur Medienkompetenz. Hier arbeitet Sie mit allen Akteuren zusammen. Das Gedenken und der Besuch einer Gedenkstätte zum Nationalsozialismus werden nach Möglichkeit schon in der Schule wahrgenommen. Die Landesregierung fördert auch aktiv die Integration, Inklusion und das Zusammenleben aller Menschen in Mecklenburg-Vorpommern – unabhängig von ihrer Herkunft.
Die Inklusion wird als Querschnittsthema und wichtige Aufgabe in vielen Ressorts bearbeitet. Die Wertschätzung, Anerkennung und Beteiligung der Menschen mit psychischen Krankheiten und Behinderung ist der Landesregierung sehr wichtig. Daher fördert sie auch mit der Geschäftsstelle des Integrationsrates die Repräsentanz der Vielfalt der Menschen.
Lassen Sie uns gemeinsam all derer gedenken, die in diesen Zusammenhängen getötet wurden – insbesondere auch den Kindern – und gemeinsam mit aller Kraft dafür einstehen, dass sich diese Ereignisse nicht wiederholen.
Stefanie Drese
Ministerin für Soziales, Gesundheit und Sport Mecklenburg-Vorpommern