Ziele des Institutes
Stärkung sozialpsychiatrischer Forschung
Der Bereich praxisorientierter sozialpsychiatrischer Forschung war und ist im gesamten Bundesgebiet nicht nur ein Stiefkind der universitären Schwerpunktsetzungen, sondern auch ein bisher vernachlässigter Bereich der Forschungsförderung. Dies hat u.a. auch dazu geführt, dass bundesweit, aber insbesondere in den neuen Bundesländern ein erheblicher Mangel an Forschungspersönlichkeiten zu beklagen ist.
Das Institut möchte Nachwuchswissenschaftler für das Feld der Sozialpsychiatrie interessieren und profilieren und gleichzeitig die brennenden Probleme aus der Praxis unter wissenschaftlichen Kriterien in Forschungsprojekten bearbeiten.
Sowohl im Bereich der Gesundheitssystem-Forschung zu Versorgungsstrukturen als auch für im engeren Sinne (Sozio)Therapie-bezogenen Forschungsansätzen besteht ein immenser Nachholbedarf für den Bereich der Sozialpsychiatrie.
Ein besonderer Schwerpunkt des Institutes wird in den kommenden Jahren darin bestehen, in Kooperation mit Praktikern geeignete und wissenschaftlich fundierte gemeinwesenorientierte Ansätze zum Umgang mit oder zur Unterstützung von Menschen mit besonders herausforderndem Verhalten, d. h. sogenannten “System-Sprengern” bzw. schwerstchronisch-Kranken mit schweren Verhaltensstörungen zu entwickeln, zu erproben und wissenschaftlich zu evaluieren.
Stärkung der wissenschaftlichen Evaluation von Entwicklungsprozessen der Psychiatrie in M-V
Im Rahmen des Modellprojektes Sozialpsychiatrie wurden der Integrierte Rehabilitations- und Behandlungsplan und ein Bemessungsverfahren zur quantitativen Hilfebedarfsermittlung für die Eingliederungshilfe nach wissenschaftlichen Standards erfolgreich erprobt.
Es stehen Entscheidungen bevor, für das ganze Land Mecklenburg-Vorpommern neue fachliche Standards (personenzentrierter und lebensfeldorientierter Ansatz), neue Versorgungsstrukturen (Basis-Strukturmodell psychiatrischer Versorgung), die Zusammenführung der Zuständigkeiten für ambulante und stationäre Leistungen der Eingliederungshilfe bei den Landkreisen und Kommunen (Kommunalisierung der Psychiatrie) und neue Finanzierungsformen (regionale Budgets) umzusetzen.
Das landesinterne, hochschulnahe und unabhängige Institut für Sozialpsychiatrie bietet allen an diesem Umgestaltungsprozess Beteiligten wie z. B. Kostenträgern, Anbietern, Kommunen, Landkreisen und dem neu zu gründenden Sozialverband die Begleitung dieses Entwicklungs- und Umgestaltungsprozesses, die Erprobung und Weiterentwicklung der eingesetzten Verfahren und die wissenschaftliche Evaluation und Bewertung der Verfahren und Prozesse an.
Schnittstelle zwischen Universität und Praxis in der Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie Forschung
Unter dem Aspekt des anstehenden Paradigmenwechsels von einer eher institutionszentrierten zu einer personenzentrierten und lebensfeldorientierten Psychiatrie besteht im ganzen Land ein immenser zusätzlicher und spezifischer Schulungs- und Fortbildungsbedarf für alle Berufsgruppen.
Zur Bewältigung dieser Aufgabe strebt das Institut eine enge Zusammenarbeit zu bestehenden Bildungsträgern wie z.B. der Bildungsgemeinschaft Sozialpsychiatrie an.
Das Institut entwickelt aber nicht nur zu dieser Thematik differenzierte und spezielle Bildungsangebote. Es will auf folgenden Arbeitsbereichen eine neue Schnittstelle zwischen Universität und Praxis schaffen und zur gegenseitigen “Befruchtung” beitragen:
- Innerhalb der Ausbildung von Medizinern und Psychologen
- Gezielte Weiterbildungsmaßnahmen für Allgemeinmediziner bzw. Aufbau von Praxis-netzwerken
- Sozialpsychiatrisch orientierte und spezialisierte Ausbildungsangebote für Praktiker in anderen Berufsgruppen
- Entwicklung, Erprobung und wissenschaftliche Evaluation spezifischer sozialpsychiatrischer
- Bildungsangebote und Curricula und Transfer dieser zu Kooperationspartnern in der Bildungsarbeit
- Beratung von Bildungsträgern bei der Erarbeitung von Fort- und Weiterbildungsangeboten sowie Evaluation derselben
Die Studentinnen und Studenten der Universitäten Greifswald und Rostock sollen eng in die Aktivitäten des Institutes einbezogen werden.
Neben dem Bereich der Aus-, Fort- und Weiterbildung wird das Institut dazu beitragen, eine engere Verbindung im Bereich der politik- und praxisrelevanten Forschung im Sinne einer Plattform für gemeinsam getragene Ideen und Forschungsprojekte zu schaffen.
Die Besetzung des Institutsbeirates durch Psychiatrie-Erfahrene und Angehörige psychisch Kranker als Experten für Wissenschaft und Bildung wird nicht nur Praxisbezug und -relevanz der Forschungsprojekte stärken, sondern auch den Blickwinkel der Forschung auf subjektorientierte Fragestellungen lenken sowie Probleme und Fragen aus der Sicht von Psychiatrie-Erfahrenen und Angehörigen verstärkt zum Forschungsgegenstand werden lassen.